Neviges. Brigitte und Wolfgang Böhnl aus Neviges feiern Diamanthochzeit. Der Vater der jungen Braut war zwar streng, gab jedoch der Tochter gute Ehetipps.

Nie werden Brigitte und Wolfgang Böhnl aus Velbert-Neviges den gemütlichen Abend in der Vereinskneipe des Turnvereins Grün-Weiß-Wuppertal vergessen: Damals, im Herbst 1960, traf sie Amors Pfeil mit voller Wucht, und die Liebe blieb bis heute: Am Dienstag, 26. November, feiern die Böhnls Diamanthochzeit, 60 Jahre Eheglück. Doch darüber große Worte zu verlieren, das ist so gar nicht ihr Ding.

„Es muss sofort Klick machen oder gar nicht“, sagt Brigitte Böhnl (80) energisch, und dabei blitzen ihre stahlblauen Augen. Aber nicht nur deshalb hatte sich Wolfgang Böhnl damals hoffnungslos in sie verknallt. „Er war einfach das Ganze. Ihre Fröhlichkeit, eben alles“, so der 82-Jährige und grinst vergnügt von einem Ohr zum anderen. Geistig und körperlich topfit, hat er bis vor Kurzem noch Tochter Christine im eigenen Betrieb mit Rat und Tat unterstützt: „Wir machen alles rund um Propangas. Aber irgendwann muss mal Schluss sein.“ Und das Unternehmen sei bei der Tochter ja auch in guten Händen.

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Mit Schleier und in Spitze zum Altar: Vor 60 Jahren gaben sich Brigitte und Wolfgang Böhnl das Ja-Wort.
Mit Schleier und in Spitze zum Altar: Vor 60 Jahren gaben sich Brigitte und Wolfgang Böhnl das Ja-Wort. © FUNKE Foto Services | Marie-Christin Jacobs

Doch zurück ins Jahr 1960, als sich die Zwei im Herbst kennengelernt hatten. Wenn es so um einen geschehen ist, dann will man auch gemeinsam ins neue Jahr rutschen. Dafür musste das junge Glück, sie war damals 16, er 18 Jahre alt, ein bisschen tricksen. Ein Schwager gab ein falsches Alibi, gefeiert wurde dann heimlich bei einem Turnfreund, „der hatte sturmfreie Bude“, weiß der Jubilar noch heute. Und auf so eine Party hätten sie im Leben nicht gemeinsam gehen dürfen, ist Brigitte Böhnl überzeugt: „Ich hatte vier Schwestern, es hieß immer: Der August mit seinen fünf Mädchen.“ Vater August passte auf seine Töchter auf wie ein Schießhund und hatte so seine Prinzipien: Eine lautete: „Vor 21 Jahren geht hier niemand raus.“ Erst mit 21 Jahren war man ja damals volljährig.

Jubilarin aus Velbert ist ihrem Vater dankbar

Aber Vater August gab seinen fünf Töchtern noch etwas mit auf den Weg, und dafür ist ihm Brigitte Böhnl bis heute dankbar. „Mein Vater war da unerbittlich, er sagte: Hier geht auch keiner aus dem Haus, der nicht auf eigenen Füßen stehen kann.“ Und auch sie selbst ist überzeugt, hält diesen Grundsatz sogar für das wichtigste Rezept für langes Eheglück: „Man muss eigenständig bleiben. Sich selbst jederzeit selbst versorgen zu können, das ist das A und O. Das habe ich auch immer meiner Enkelin Charline und meinen Nichten mit auf den Weg gegeben. Man muss immer die Freiheit haben, zu sagen: Adios, das war es.“

Am Polterabend rückte die Polizei an

Eine Situation, in die sie selbst in all den Jahren nie gekommen sei. Und was das andere Prinzip betrifft, da musste Vater August klein beigeben: „Ich war 20 Jahre, als wir heirateten, da musste mein Vater noch seine Erlaubnis erteilen, sonst hätten wir die Wohnung nicht bekommen.“ Ehemann Wolfgang nickt und sagt mit unverhohlenem Stolz: „Ja, und damals hat er noch zu mir gesagt: Denk dran, Du bekommst die Beste.“ Dann ging alles ganz fix, unvergessen bleibt der Polterabend vor dem Elternhaus der Braut in Wuppertal. „Oh Gott, damals kam die Polizei, da hatte einer vor unserem Haus eine Rakete abgeschossen, die knallte durch irgendein Auto. Ich darf gar nicht dran denken, was da hätte passieren können“, erinnert sich die heute 80-Jährige.

„Es ist wichtig, dass wir uns haben“, sagt Brigitte Böhnl und tätschelt ihrem Ehemann zärtlich die Hand.
„Es ist wichtig, dass wir uns haben“, sagt Brigitte Böhnl und tätschelt ihrem Ehemann zärtlich die Hand. © FUNKE Foto Services | Marie-Christin Jacobs

Hochzeitsfeier im elterlichen Wohnzimmer

Weniger aufregend, aber umso fröhlicher dann die Hochzeitsfeier im elterlichen Wohnzimmer: „Alle Stühle raus, damit wir auch alle Platz hatten. Das Zimmer war damals knallvoll.“ Und weiter erzählt sie sehr vergnügt: „Wir waren ja eine große Familie, hatten viel Verwandtschaft, aber kein Geld für die Kneipe.“ Das Ja-Wort gaben sich die beiden am 26. November 1964 im Standesamt Wuppertal, den kirchlichen Segen erteilte der Pfarrer einen Tag später in der evangelischen Kirche Rott. 14 Jahre lang lebten die Böhnls zunächst in Wuppertal, dann hörten sie von dem in Neviges lebenden Versicherungsmann ihres Vertrauens, dass in der Straße „Zum Hombach“ ein Haus verkauft werde. „Das haben wir dann 1978 gekauft, damals noch ordentlich was dran gemacht, Balken unter die Decken gezogen und so weiter.“

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Junge Braut befolgte Papas Rat gleich doppelt

Den Rat ihres Vaters August, dass man stets auf eigenen Füßen stehen sollte, hat die damals junge Braut übrigens gleich mehrfach befolgt: An ihre Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau, absolviert im Porzellangeschäft Berns in Wuppertal, hängte sie noch eine Lehre bei der Commerzbank dran. „Meine Frau macht auch bei uns den gesamten Schriftkram, alles, was so anfällt“, sagt Wolfgang Böhnl, der es insgesamt ein bisschen ruhiger angehen lässt als seine Frau: „Ich lese viel, am liebsten Krimis.“ Brigitte Böhnl dagegen hält sich unter anderem im Nevigeser Turnverein fit und ist überzeugt: „Man muss einfach irgendwas machen.“ In einem sind sich beide einig: „Es ist wichtig, dass wir uns haben“, und dabei tätschelt die eher resolut wirkende Jubilarin ihrem Mann ganz zärtlich die Hand.