Neviges. Die Handwerkskammer Düsseldorf verleiht Karosseriebauer Max Witeczek das Goldene Ehrenabzeichen. Die Feierstunde hätte er um ein Haar verpasst.
„Damit habe ich im Leben nicht gerechnet, wirklich, ich war völlig überrascht“, sagt Max Witeczek aus Velbert-Tönisheide, steckt sich für unser Foto kurz die goldene Nadel an und verstaut sie wieder vorsichtig in der kleinen Schatulle. Nicht nur, weil es aus Gold und damit besonders wertvoll ist, freut sich Karosseriebauer und Kfz-Meister Max Witeczek ungemein über das Goldene Ehrenabzeichen, der höchsten Auszeichnung der Handwerkskammer Düsseldorf. Pokale, Urkunden, Meisterbriefe, all das hat er zur Genüge, aber diese elegante, feine Anstecknadel, die ist etwas Besonderes. „Die ist für mein Ehrenamt.“ Dafür, dass der 72-Jährige nach einem langen Tag in seiner Kfz-Werkstatt nicht einfach den „Blaumann“ auszieht und die Füße hochlegt. Dafür, dass er nicht sagt: „Lass mal die anderen machen, ich hab schon genug zu tun.“ Sondern in unzähligen Gremien mitwirkt, sich für den Nachwuchs einsetzt, für seinen Beruf trommelt, den er nach wie vor für den schönsten der Welt hält.
Autos nach Unfällen wieder in Form bringen, schnell helfen, wenn in einem Wagen plötzlich die Warnung „Bremsen prüfen lassen!“ aufleuchtet. Herausfinden, warum es hinten rappelt, der Wagen am Berg nicht richtig zieht. All das macht dem 72-Jährigen noch immer Freude. Auch in diesen Tagen hat das Team mehr als genug zu tun. „Wir tun unser mögliches, aber zaubern können wir nicht“, so der Chef, der immer mittendrin ist.
Viel Grund zum Feiern in Velbert
Mitarbeiter gesucht
Fachbetrieb Max Witeczek, Hochstraße 12 in Velbert-Tönisheide. Es werden noch Mitarbeiter gesucht für die beiden Bereiche Karosserie und Kfz.
Bei Interesse melden unter 02053 80542 oder per Mail: info@max-witeczek.de oder persönlich in der Werkstatt vorbeikommen. Mehr in Netz auf www.max-witeczek.de
Ja, er sei schon sehr stolz auf die Goldnadel, bestätigt Max Witeczek, der in diesem Jahr bereits ordentlich Grund zum Feiern hatte: 40 Jahre besteht sein Familienbetrieb, Ehefrau Silke hat den Überblick über den „Papierkram“, Sohn Maik ist einer der vier Gesellen und hat Papas Faible für Autos geerbt. Und nun, im Jubiläumsjahr des Betriebes, auch noch die große Ehrung, die Max Witeczek um ein Haar verpasst hätte. „Ich hatte die Vorstandssitzung der Kreishandwerkerschaft gar nicht mehr auf dem Schirm, ich hatte mir das zwar notiert, aber dann irgendwie vergessen.“
War ja auch Skatrunde im Gasthof „Wilhelmshöhe“ in Langenberg, ein fester Termin, hier trifft sich Meister Witeczek seit 30 Jahren mit seinen Kumpeln. „Ich war schon unterwegs, da kam aufs Handy der Anruf des zweiten Vorsitzenden: „Wo bleiben Sie denn? Wir warten!“ Also fix den Kumpel vor der „Wilhelmshöhe“ abgesetzt, ab nach Mettmann gebraust und sich nachher einen liebevollen Rüffel der Skatrunde eingefangen. „Es gab keinen Ersatzmann, die haben sich dann nur so getroffen und mir geschrieben: Das wird teuer“, erzählt Max Witeczek vergnügt.
Meister ist in vielen Gremien vertreten
Die lange Liste seiner Ämter zeigt das große Engagement für seinen Beruf, das der 72-Jährige neben seinem Alltag im Betrieb an den Tag legt: Obermeister der Karosserie- und Fahrzeugbauer-Innung Mettmann, Vorstandsmitglied der Innung des Kraftfahrzeughandwerks, Vorstandsmitglied der Kreishandwerkerschaft, auch die Ausbildung liegt Max Witeczek sehr am Herzen: So ist er seit 2005 stellvertretender Meisterbeisitzer im „Gesellenprüfungsausschuss für den Beruf Mechaniker für Karosserie-Instandhaltungstechnik und Karosserie-Fahrzeugbaumechaniker“, wie es offiziell heißt. Dazu kommen noch einige Verbandsposten, nicht zuletzt ist Witeczek Mitglied im Schiedsstellenausschuss des Kfz-Handwerks des Kreises Mettmann. Heißt: Wenn ein Kunde mit der Arbeit in einer Werkstatt im Kreisgebiet unzufrieden ist und die Fronten auf beiden Seiten verhärtet sind, versucht der Ausschuss zu vermitteln.
Ausbildung ist ihm besonders wichtig
Dass die Förderung des Nachwuchses ihm besonders wichtig ist, zeigt auch ein Blick in die Werkstatt zu „seinen Jungs“, wie es der Chef nennt. Hier schrauben, schweißen und tüfteln neben vier Gesellen gleich zwei Auszubildende. „Für die nehmen wir uns richtig Zeit, die sollen was lernen, die sollen was mitnehmen.“ Wenn sie nur ein Fünkchen jener Leidenschaft verspüren, die in ihrem Ausbilder auch nach Jahrzehnten noch brennt, dann haben auch sie ihren Traumberuf gefunden. Zu vielen ehemaligen Azubis bestehe noch heute guter Kontakt: „Einer ist Ingenieur geworden, viele Meister. Das ist natürlich die schönste Bestätigung“. Auch das Arbeitsklima scheint hier zu stimmen: So ist Geselle Christian Wosnitza seit 40 Jahren im Betrieb, auf seine Jungs kann sich Meister Witeczek eben verlassen.
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Und auf die Treue seiner Stammkundschaft, denn hier geben ganze Familien ihre Autos in gute Hände, die Kundendatei wird quasi vererbt. Gas geben dürfen aber nur die ganz Kleinen: Im Büro steht neben der Glasvitrine mit den vielen Pokalen ein Bobbycar Marke BMW, „mein Cabrio“, wie der Chef grinsend sagt: „Wenn Kunden kommen und ihre Stöppsel mitbringen, düsen die damit schon mal durchs Büro, die wollen dann gar nicht mehr weg.“ Ehefrau Silke bleibt da ganz cool. Lieber im Büro einen Bobbycar um die Füße als ihren Mann, denn Meister Witeczek gehört einfach in die Werkstatt zu seinen Jungs.