Neviges. Die Schneiderin Flora Asani hat sich in Neviges einen Traum erfüllt. In ihrer Werkstatt kreiert sie auch Kleider für den großen Auftritt.
Die Nähmaschine rattert, vorsichtig schiebt Flora Asani den weichen Stoff unter die Nadel. Die Naht muss schön gerade verlaufen, da ist die 42-Jährige pingelig, die Kunden sollen schließlich zufrieden sein. Im Herzen der Altstadt hat sich die Schneiderin ihren Traum von der Selbstständigkeit erfüllt. Große Worte sind nicht ihr Ding, aber wozu auch etwas erklären, wenn die Sache so klar ist: „Ich liebe diesen Beruf, meine Mutter war schon Schneiderin, meine Schwester auch.“ Und die Tradition wird weiter gegeben: Die mit 19 Jahren älteste Tochter möchte auch in Mamas Fußstapfen treten und hilft schon jetzt ab und zu ein wenig aus.
Vor zwei Jahren nach Neviges gezogen
Vor gut zwei Jahren sind die Asanis von Düsseldorf nach Neviges gezogen. Das schmucke Schieferhaus im Rommelssiepen 6, in dessen Erdgeschoss auch die Schneider-Werkstatt liegt, hatte der Ehemann im Internet entdeckt. Man habe schon länger ein Haus kaufen wollen, aber in Düsseldorf bezahlbares Eigentum für eine Familie mit fünf Kindern zu finden – quasi unmöglich. Mittlerweile ist Flora Asani froh, mitten in Neviges gelandet zu sein: „Hier ist einfach alles schön. Die Leute sind nett, vor allem die Nachbarn. Es ist alles klein und ruhig und beschaulich.“ Schon in ihrer Heimat Albanien und später in Düsseldorf hatte sie als Schneiderin gearbeitet, später auch in Neviges: In der Werkstatt von Schneidermeisterin Rita Twardowska erledigte sie stundenweise alles, was an Arbeit so anfiel.
Familie wohnt über der Werkstatt
Wie berichtet, musste sich Rita Twardowska jedoch aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen, Nachfolger Ammar Morad hat den Laden Anfang Februar übernommen. „Frau Twardowska war immer sehr nett zu mir, das war eine sehr gute Zeit. Sie hatte mich auch gefragt, ob ich in ihrem Laden nicht weitermachen wollte“, erzählt Flora Asani und nennt auch gleich den Grund, warum sie ablehnte. „Warum sollte ich Miete zahlen, wenn hier bei uns ein Raum leer steht?“ Zumal es für eine fünffache Mutter ganz praktisch sei, mal eben oben in der Wohnung nach dem Rechten zu sehen. Der zwischen vier und 19 Jahren alte Nachwuchs ist für Flora Asani das Glück ihres Lebens. Dass sie unter diesen Bedingungen Familie und Selbstständigkeit unter einen Hut bekommt, „das ist schon sehr, sehr schön“, meint die 42-Jährige und strahlt.
Den Laden selbst renoviert
Nur am Sonntag geschlossen
Die Schneider-Werkstatt von Flora Asani, Rommelssiepen 6, hat zu folgenden Zeiten geöffnet: Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr, Samstag von 9 bis 14 Uhr.
Flora Asani übt den Beruf der Schneiderin seit 25 Jahren aus. Davon hat sie rund 10 Jahre als Angestellte in einem Atelier in Düsseldorf gearbeitet.
Das lange leerstehende Ladenlokal hat sie zusammen mit ihrem Mann, einem Bauarbeiter, selbst liebevoll renoviert. Alles ist hell, freundlich, modern. Frische Farbe an den Wänden, geschmackvolle Deko, Blumenarrangements. Jetzt freut sich Flora Asani auf Kundschaft, der sie das gesamte Repertoire einer Schneiderwerkstatt anbietet: „Ich mache alles, kürzen, längen, Futter ausbessern, was eben so dazu gehört.“ Wer ihr Stoff bringt, dem fertigt sie auf Nachfrage auch gern Kleider, Röcke, Hosen an. „Ich habe auch schon mal ein Brautkleid gemacht“, sagt Flora Asani lächelnd, die vor 21 Jahren von Albanien nach Deutschland kam. Ja, sie ist stolz auf ihre eigene Werkstatt, vor allem aber auf die gut funktionierende Familie. „Das da“, sagt sie und zeigt mit dem Finger nach oben an die Decke zur Wohnung im Obergeschoss, „das ist mein schönstes Hobby.“