Neviges. Ruhetage kennt er nicht. Auch keine schlechte Laune. Im Friseur-Salon von Mzkin Almahmoud in Neviges ist vieles ein wenig anders.
Wenn Mzkin Almahmoud die Schere klappern lässt, dann ist sein kleiner Salon an der Elberfelder Straße 42 in Velbert-Neviges erfüllt von Heiterkeit und guter Laune, dann scheint hier auch an grauen Wintertagen hell die Sonne. Schnell noch den Nacken des Kunden ausrasieren, fix den Boden sauber fegen, da kommt auch schon die nächste Kundschaft. „Ah, die kleine Prinzessin. Schöne Haare machen?“ Der Friseur ist in seinem Element: Kinder sind im Salon „D-Lux“ besonders willkommen.
Friseur in Velbert macht gern Spaß mit Kindern
Carlotta, vier Jahre alt, strahlt über beide Backen, klettert selig neben Papa auf den Stuhl vor der Fensterfront, ein bisschen muss sie allerdings noch warten. Endlich, der Herr vor ihr hat bezahlt, erwartungsvoll schaut die „kleine Prinzessin“ in den Spiegel. Mzkin Almahmoud, selbst Familienvater, lacht: „Ich mach Frauen, Männer, alles, aber Kinder sind einfach toll. Da sing ich auch mal oder mache kleines Tänzchen. Man muss Spaß machen mit Kindern.“
Und Carlotta, keine Frage, findet es ganz himmlisch im „Salon D-Lux“. Dank des dicken Kissens thront sie ladylike und kerzengerade auf dem Stuhl und harrt der Dinge, die da kommen. „Ich freu’ mich!“ Bevor Mzkin Almahmoud loslegt, schlagen sich die Zwei mit der Hand ab wie Sportler vor einem wichtigen Match, die Vierjährige ist zufrieden, hier nimmt man sie wichtig und für voll. Papa kann jetzt ruhig auch weggehen.
Umzug in einen kleineren Salon
Ja, Mzkin Almahmoud hat einfach Spaß an seinem Beruf. Dass er sich vor drei Wochen kleiner gesetzt hat und nun in dem ehemaligen Obstgeschäft Gille die Schere klappern lässt, heißt nicht etwa, dass das Geschäft schlecht laufe. Sondern zeigt vielmehr, dass der 43-Jährige wirtschaften kann. „Es reicht mir hier völlig, das hier ist besser für mich. Drüben, das war zu groß, ich bin ja alleine. Und hier ist die Miete kleiner, das ist sehr gut.“
Seine Spezialität sind Kurzhaarfrisuren
Den früheren Salon schräg gegenüber hatte Mzkin Almahmoud im September 2022 von Friseurmeister Bernd Schröder übernommen, der nach 50 Dienstjahren in Rente ging. Meister Schröder hatte einst in seinem Salon vier Angestellte beschäftigt, und die brauchten eben auch Platz für Dauerwelle, Färben, Waschen und Legen. Im „Salon D-Lux“ liegt der Schwerpunkt ein bisschen anders. „Ich mache auch lange Haare, bin ein Friseur für alle“, sagt der 43-Jährige, dessen Spezialität jedoch Kurzhaarfrisuren sind – und modische Herrenschnitte.
Deutsch im Gespräch mit Kundschaft gelernt
Beides hat sich seit Eröffnung seines Salons herumgesprochen: „Erst war es sehr ruhig, aber jetzt kommt es langsam, da bin ich froh“, erzählt Mzkin Almahmoud, der 2015 als Flüchtling aus Syrien nach Deutschland kam, nie einen Sprachkurs besucht hat und von Anfang an gearbeitet hat. „Ich hab mir das selbst beigebracht, im Gespräch mit Kunden.“ Der Friseurberuf habe ihn seit jeher fasziniert, das Kreative, die Lust, typgerecht zu beraten, das mache ihm einfach riesige Freude: „Ich habe im Salon meines Bruders in Syrien gelernt, wollte nie etwas anderes werden. Ich mag das Handwerkliche, das Schneiden.“
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Geschwister und Neffen sind auch Friseure
Die Passion scheint in der Familie zu liegen, wie Mzkin Almahmoud in einem früheren Gespräch erzählte: Die Schwester hat einen Salon in der Schweiz, seine beiden Neffen haben sich in Hannover selbstständig gemacht. „Ja, wir haben da wohl so ein Gen“, sagt er und strahlt dabei wieder über beide Backen. Er selbst ist seit 17 Jahren Friseur, davon zunächst drei Jahre in Istanbul, später in Köln. Wie er auf die Idee kam, sich 2022 in Neviges selbstständig zu machen? „Ich wohne im Moment noch mit meiner Familie in Wuppertal-Barmen, hatte damals das Angebot von Herrn Schröder im Internet gesehen.“
Der Salon lässt keine Zeit für Hobbys
Um in Neviges Fuß zu fassen, um für seine Kundschaft da zu sein, arbeitet Mzkin Almahmoud ohne Ruhetag die ganze Woche durch. „Am meisten ist Freitag und Samstag los, aber manche kommen eben auch montags vorbei. Ich arbeite mit und ohne Termin.“ Ein Einsatz, der seinen Tribut fordert, lieb gewonnene Hobbys liegen zurzeit brach. „Ich hab früher gern Fußball gespielt, bin geschwommen.“ Wenn er jetzt seinen kleinen Salon abschließt, gehöre die knappe Zeit allein seiner Familie. Vor allem wegen Sohn Ayoub (6) möchte er mit Ehefrau Najah von Barmen nach Neviges ziehen, sucht in der Nähe des Salons eine Wohnung. Seinen Schritt in die Selbstständigkeit hat Mzkin Almahmoud nie bereut: „Neviges ist ruhig, manchmal zu viel ruhig. Aber soo schön für Kinder.“
>>>Öffnungszeiten
Salon D-Lux, Elberfelder Straße 42, Telefon 02053 50 11 810.
Geöffnet: Montag bis Freitag 9 bis 18 Uhr; Samstag 9 bis 16 Uhr. Für Termine Freitag und Samstag besser vorher anrufen.