Oberhausen. Mit dem neuen NRW-Krankenhausplan, der ersten großen Klinikreform seit Jahrzehnten, ist klar: Das bedeutet das Ende einer Krankenhausgeschichte.
Das Ende zeichnet sich seit einigen Jahren ab, schon in den vergangenen Monaten hat niemand mehr so richtig um das Schicksal des Oberhausener Traditionskrankenhauses St. Marien gekämpft - und nun, mit dem neuen Krankenhausplan des Landes NRW, wird eine fast 150 Jahre alte Geschichte der Gesundheitsversorgung in Osterfeld endgültig begraben. 1885 hatte das St. Marienhospital, damals betrieben von der gleichnamigen katholischen Gemeinde St. Marien, die ersten Kranken versorgt. Im März 2022 hatte der neue Eigentümer, die Schweizer Gesundheits-Holding Ameos, die letzten Patienten der Geriatrie-Station ins St. Clemens-Hospital abtransportiert - damals angeblich mangels Personal nur vorübergehend.
Ameos hatte die drei Oberhausener katholischen Krankenhäuser bereits 2019 gekauft. Doch dann entschied Ameos, das Marienhospital entgegen der Versprechen beim Kauf leerzuräumen. So gab es im Grunde keine Chance mehr, die Landesregierung vom Erhalt eines Krankenhauses ohne Ärzte und Patienten zu überzeugen. Schließlich will Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) mit der größten Klinikreform seit Jahrzehnten mehr Spezialisierungen in den Krankenhäusern bei weniger Abteilungen.
Schon seit 2019 bricht die Medizinversorgung des Marienhospitals in Oberhausen-Osterfeld weg
Schon seit 2019 bröckelt es an der Nürnberger Straße in Osterfeld: Es gibt keine Orthopädie mehr, keine Chirurgie, kein Darmzentrum, kein Schlaflabor, keine Innere Medizin, keine Notaufnahme, keine Schmerzklinik und -ambulanz. Im Herbst 2024 hielten Lokalpolitiker den Kampf um das Marienhospital für verloren, während Ameos selbst noch davon sprach, gegen die Entscheidung des Landes klagen zu wollen. Denn eigentlich hatten die Schweizer die Absicht, ein Geriatrie-Zentrum, also Spezialisten mehrerer Disziplinen zur Behandlung von älteren Patienten, im Marienhospital ansiedeln zu wollen.
Doch das Land genehmigte im Krankenhausplan den „Ameos Klinika Oberhausen“ keinen einzigen der beantragten über 2000 Geriatrie-Plätze als „geriatrische Fachklinik“ für St. Marien - denn das leere Marienhospital konnte natürlich noch nicht einmal die Mindestkriterien erfüllen. Auch der Antrag auf 1632 Patienten-Behandlungen jährlich in der Abteilung Innere Medizin St. Marien scheiterte für das Oberhausener Traditionshaus.
Gesundheitsministerium stärkt den Ameos-Standort St. Clemens in Oberhausen-Sterkrade
Als Ausgleich stärkte das Ministerium nach den Verhandlungen mit den Klinikbetreibern in Oberhausen den Standort St. Clemens in Sterkrade. Das Krankenhaus erhält mit fast 6700 jährlichen Innere-Medizin-Behandlungen rund 1100 Fälle mehr als beantragt - und die Geriatrie dort darf künftig gut 800 ältere Kranke behandeln. Beantragt hatte Ameos für St. Clemens zunächst keinen einzigen Geriartrie-Fall. Im Bereich der Chirurgie erhält St. Clemens fast 3700 abrechenbare Behandlungsfälle im Jahr.
Nach Darstellung des NRW-Gesundheitsministeriums darf damit Ameos folgende Leistungen auch in Zukunft anbieten: Für den Standort St. Josef an der Mülheimer Straße voll- und teilstationäre Psychotherapie und Psychiatrie; für den Standort St. Clemens - Innere Medizin, komplexe Gastroenterologie (Verdauungsorgane), Kardiologie (minimalinvasive Eingriffe am Herzen), Chirurgie mit Wirbelsäuleneingriffen, Frauenheilkunde, Geburten, Kinder- und Jugendmedizin, Neurologie (Nervensystem-Behandlungen), Schlaganfallstation, Geriatrie (Altersmedizin) und Intensivmedizin.
Das Evangelische Krankenhaus (EKO) geht als Gewinner aus dem jahrelangen NRW-Reformprozess für die Kliniken am Standort Oberhausen hervor. Durch den Ausfall des Ameos-Marienhospitals erhält das EKO mehr Geriatrie-Plätze als beantragt: 1000 statt gut 800. Das gilt auch für die Innere Medizin: Es dürfen über 6800 Patienten im Jahr behandelt werden, beantragt waren nur 5500. Dafür bekommen die Chirurgen weniger abrechenbare Behandlungsfälle zugewiesen als gewünscht: knapp 4200 statt 4500.
Das Evangelische Krankenhaus Oberhausen gehört zu den Gewinnern der NRW-Krankenhausreform
So kann das EKO künftig als Krankenhaus mit der größten Zahl an Behandlungsfeldern in Oberhausen werben: Innere Medizin, Gastroenterologie, Herzrhythmusstörungen, minimalinvasive Eingriffe am Herzen, Einsetzen von Herzschrittmachern, Chirurgie, Kinder- und Jugendchirurgie, Behandlungen von Bauchschlagadern und Hauptschlagadern, Komplexe periphere arterielle Gefäße, Hüft- und Kniegelenke durch Prothesen ersetzen, Urologie, Frauenheilkunde, Brusterkrankungen, Geburten, Frühchen-Behandlung, Kinder- und Jugendmedizin, Neuro-Frührehabilitation etwa bei Hirnverletzungen, Geriatrie und Intensivmedizin.
Und so zufrieden klingt deshalb EKO-Sprecherin Silke Sauerwein: „Das EKO hat alle wesentlichen Leistungsgruppen zugewiesen bekommen. Wir freuen uns vor allem, dass wir die Versorgung von Geburten inklusive unseres Schwerpunkts des Perinatalzentrums Level 1 unverändert fortführen können. Drei weitere große Schwerpunkte, die Kardiologie, die Gefäßmedizin und die Orthopädie/Endoprothetik sind als Leistungsgruppen noch weiter verstärkt worden.“
Ganz im Sinne der Idee des neuen Krankenhausplanes hat sich die Helios St. Elisabeth-Klinik in Oberhausen-Styrum schon früher weitgehend spezialisiert - etwa auf die Behandlung von Hautkrankheiten und Übergewicht. Sie erhält mit gut 3200 Behandlungen im Bereich der Inneren Medizin mehr als beantragt (3100), in der Chirurgie sind es wie gewollt 3045 Fälle. Damit kann das Krankenhaus im Oberhausener Süden weiter anbieten: Innere Medizin, Gastroentrologie (Verdauung), Pneumologie (Lungenerkrankungen), Chirurgie mit Wirbelsäuleneingriffen, Bariatrische Chirurgie (Eingriffe zur Reduzierung starken Übergewichts), Haut- und Geschlechtskrankheiten, Behandlung des Kopfbereichs (Hals, Nasen, Ohren) und Intensivmedizin.
Bleibt noch das Johanniter-Krankenhaus in Sterkrade, betrieben vom Evangelischen Klinikum Niederrhein aus Duisburg. Es ist bekannt für seine urologische Expertise und Psychiatrie. Das Johanniter erhielt mit 3900 Behandlungen in der Inneren Medizin sogar über 800 Plätze mehr als beantragt - und 100 chirurgische Eingriffe, wie gewünscht. Das Krankenhaus bietet in Zukunft weiter folgende Felder an: Innere Medizin, Lungenbehandlungen, Chirurgie mit Brustkorb-Eingriffen, Urologie, Psychiatrie/Psychotherapie (voll- und teilstationär) und Intensivmedizin.
Mehr zum Thema Krankenhäuser in Oberhausen
- NRW-Ministerium korrigiert Entscheidung zum Marienhospital
- Oberhausen: Ameos stärkt die Geriatrie an dieser Klinik
- Ende des Traditionskrankenhauses St. Marien zeichnet sich ab
- Klinikmanager sehen einige Hospitäler im Revier vor dem Aus
- Einschnitte: Oberhausen verliert komplettes Krankenhaus
- Ameos erhält alle drei Oberhausener KKO-Krankenhäuser
- Oberhausen: Das hat der neue Besitzer mit drei Krankenhäusern vor
- Böse Gerüchte rund ums Oberhausener Ameos-Marienhospital
- Marienhospital-Angebot schrumpft erst einmal auf Minigröße
- Mitarbeiter des Marienhospitals befürchten Schließung
- Nun doch: Schmerzambulanz in Oberhausen schließt endgültig
- Was hat Ameos jetzt mit dem Oberhausener Marienhospital vor?
- Das Schicksal des Marienhospitals entscheidet sich Ende 2023
- Ameos schließt medizinische Abteilungen in Oberhausen
- Krankenhausreform könnte Aus des Marienhospitals besiegeln