Oberhausen. Die Sorge über eine Schließung des Marienhospitals wächst, seit die Stadt Oberhausen das Krankenhaus als Unterkunft für Kriegsflüchtlinge nutzt.
Was ist los bei Ameos? Seitdem auch noch die Geriatrie-Abteilung samt Personal und allen Patienten aus dem Marienhospital ins St.-Clemens-Hospital verlagert worden ist, wächst bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Oberhausen-Osterfeld die Sorge vor einer Krankenhaus-Schließung. Zumal die Stadt im Marienhospital jetzt Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine untergebracht hat.
Bereits vor Monaten hatte Klinikbetreiber Ameos die Notaufnahme des Hauses dichtgemacht. Auch die Innere Medizin wechselte längst ans St.-Clemens-Hospital. Zwar versucht Cornelia Koch als neue Ameos-Krankenhausdirektorin in Oberhausen, die Gemüter wieder zu beruhigen. So hatte sie etwa dieser Redaktion im Rahmen einer früheren Anfrage mitgeteilt: Wichtige Ärzte hätten vor kurzem das Marienhospital verlassen, das habe zu Personalengpässen geführt. Um die medizinische Versorgung weiter zu gewährleisten, sei die Geriatrie nach Sterkrade verlagert worden. Dies sei nur eine vorübergehende Maßnahme, die später wieder rückgängig gemacht würde. Tatsächlich? Doch warum wurde das Haus dann überhaupt der Stadt als Quartier für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zur Verfügung gestellt?
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Für Katharina Schwabedissen vom Verdi-Bezirk Ruhr West passt das Vorgehen in ein alarmierendes Ameos-Bild. „Wir haben seit der Übernahme durch diesen Schweizer Klinik- und Pflegeheimbetreiber ständig Unruhe in den ehemaligen Einrichtungen des Katholischen Klinikums Oberhausen.“ Zu einer starken Verunsicherung der Beschäftigten komme es immer wieder, weil selbst den Betroffenen „regelmäßig viel zu spät mitgeteilt wird, was überhaupt los ist“.
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Auch über den Umzug der Geriatrie ans St.-Clemens-Hospital seien die Beschäftigten nur über einen internen Newsletter informiert worden. „Betriebliche Mitbestimmung sieht anders aus“, ärgert sich die Verdi-Sprecherin. Da der Konzern in Oberhausen ständig das Betriebsverfassungsgesetz umgehe, stünden inzwischen mehrere Arbeitsprozesse an.
Der Unmut im Krankenhaus wächst
Auch Bezirksbürgermeister Thomas Krey (SPD) bestätigt: „Der Unmut über das Marienhospital ist groß, sowohl in der Bevölkerung als auch bei den Mitarbeitenden.“ Bereits vor der Übernahme durch Ameos sei es zu einer regelrechten Personalflucht gekommen. „Ehrlicherweise muss man sagen, dass das für das Unternehmen dann keine gute Startvoraussetzung war.“
Oberhausen- Ukraine-Flüchtlinge kommen in Klinik unterEntsprechend höre er von den Beschäftigten, dass sich die Arbeitsbedingungen insbesondere durch Personalengpässe deutlich verschlechtert hätten. „Ameos versucht wohl, durch Neuanstellungen gegenzusteuern, aber wie allen anderen Krankenhäusern auch, macht dem Betreiber der enorme Fachkräftemangel zu schaffen.“
Hoffnung setzt Krey dennoch auf die neue Krankenhausdirektorin Cornelia Koch. „Wir haben mehrere Gespräche miteinander geführt und ich habe den Eindruck, dass die Sorgen der Mitarbeitenden und der Osterfelder bei Frau Koch auf offene Ohren stießen.“ Dies bestätigt ein Ameos-Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte. Er berichtet, dass der Personalwechsel im Marienhospital nichts mit einer „schlechten Stimmung“ bei Ameos zu tun habe. „Die Leute, egal ob Ärzte oder Pflegekräfte, wollten einfach nicht ans Clemens-Hospital wechseln.“ Denn interne Querelen hätte es schon zu Zeiten des Katholischen Klinikums Oberhausen gegeben. Der Mitarbeiter ist sich sicher: „Ameos steht zu seinem Wort, alle drei Standorte zu erhalten.“ Der Konzern habe bislang noch kein Haus geschlossen, das er übernommen hatte.
Ein starkes Signal für ein besseres Miteinander
Auch Ameos-Vorstandsmitglied Michael Dieckmann hatte noch im Februar 2020 in der Bezirksvertretung Osterfeld ausdrücklich bestätigt, dass alle drei Krankenhaus-Standorte erhalten bleiben. Aus internen Kreisen des Marienhospitals heißt es außerdem: Der Wechsel in der Krankenhaus-Chefetage zu Cornelia Koch sei ein Signal dafür, dass „das Unternehmen verstanden hat, dass es Kommunikationsprobleme gibt, die nun gelöst werden sollen“.
Krankenhaus verliert eine Abteilung nach der anderen
Die Chirurgie am Marienhospital fiel im Frühjahr 2019 weg. Orthopädie und Darmzentrum existieren nicht mehr. Diese Entscheidungen aber traf bereits das Katholische Klinikum Oberhausen (KKO) als damaliger Betreiber des Krankenhauses in Oberhausen-Osterfeld.
Doch auch der neue Inhaber Ameos verkleinerte das Haus nachhaltig weiter: Die Innere Medizin wechselte ans St.-Clemens-Hospital, die gerade erst im Herbst 2021 eröffnete Palliativstation im Marienhospital wurde aufgelöst und ebenfalls ans Sterkrader Hospital angegliedert.
Das Schlaflabor in Osterfeld nimmt keine neuen Patienten an und schon seit Anfang des Jahres gibt es die bereits stark verkleinerte Notaufnahme in Osterfeld nicht mehr – und Anfang März wechselte dann auch noch die Geriatrie-Abteilung nach Sterkrade.
Für das Marienhospital könnte es damit sehr wohl eine Zukunft in Osterfeld als Spezialist zur Behandlung von Seniorinnen und Senioren geben. „Für unseren alternden Stadtteil wäre das eine gute Perspektive“, betont Thomas Krey. Für eine solche Entwicklung spricht auch die Antwort von Ameos-Sprecherin Christine Hertrich auf eine erneute Anfrage dieser Redaktion zur Unterbringung der Kriegsflüchtlinge: „Ameos ist nur der dringenden Bitte der Stadt Oberhausen nachgekommen und gewährt seit dem 11. März ukrainischen Kriegsvertriebenen im Klinikum St. Marien Oberhausen eine Unterkunft auf Zeit.“ Betreuung und Versorgung der Ukrainerinnen und Ukrainer werde zentral durch die Stadt organisiert. „Der Betrieb der Schmerzklinik und der geriatrischen Tagesklinik sind nicht betroffen, die Unterbringung der Ukrainer erfolgt unabhängig vom Klinikbetrieb.“ An den von Cornelia Koch getätigten Aussagen bezüglich der Zukunft des Marienhospitals ändere sich durch diese zeitlich begrenzte Hilfsaktion für die ukrainischen Flüchtlinge nichts.