Oberhausen. Politik und Bürger zittern um das Oberhausener Marienhospital – einst ein stolzes Voll-Krankenhaus. Eigentümer Ameos arbeitet an neuen Konzepten.
Das Schicksal der Krankenhäuser in einer Stadt bewegt stets die Gemüter der Bürger vor Ort – erst recht, wenn die Politik mal wieder große Reformen der Krankenhauslandschaft plant wie derzeit. Oberhausen hat insgesamt sechs Krankenhäuser, das gesamte Ruhrgebiet hat eine der dichtesten Krankenhauslandschaften in ganz Deutschland. Das ist kein Wunder: Schließlich leben hier über fünf Millionen Menschen, die bei Krankheit gut versorgt werden müssen.
Mit der geplanten Krankenhausreform von Bund und Ländern, die bereits ab 2024 in Kraft treten soll, wird die Finanzierung der Leistungen deutlich geändert. Das Ziel soll sein, dass Krankenhäuser bestimmte Leistungen nur noch anbieten dürfen, wenn sie ein bestimmtes Qualitätsniveau erreichen. Fachleute gehen davon aus, dass es in Zukunft weniger Krankenhäuser, aber spezialisiertere mit hohen Fallzahlen gibt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach prognostiziert, dass Kliniken schließen müssen: „Es werden mit und ohne Reform Kliniken sterben, weil wir zu viele haben.“
Traditions-Krankenhaus mit einst hochgeschätzter Orthopädie und Darm-Expertise
In Oberhausen schauen zahlreiche Bürger mit Sorgen auf das Marienhospital in Osterfeld. Das Traditionshaus an der Nürnberger Straße 10 war früher ein breit aufgestelltes Krankenhaus mit anerkannter Orthopädie- und Darm-Expertise. Das Klinikum schrumpfte seit 2019 zu einem Mini-Gesundheitsstandort: Keine Chirurgie mehr, keine Orthopädie, kein Darmzentrum, kein Schlaflabor, keine Innere Medizin, keine Notaufnahme – und seit 2022 keine Geriatrie, also die medizinische Versorgung von meist multi-erkrankten Älteren, und keine geriatrische Tagesklinik mehr.
Vieles wurde im St.-Clemens-Hospital in Sterkrade konzentriert. Die Zentralisierung hat vor allem wirtschaftliche, aber auch inhaltliche Gründe: Man kann Personal effizienter einsetzen, Personalmangel eher abmildern und Behandlungen können ohne Verlegungen schneller erfolgen. In Osterfeld geblieben sind nur noch die Klinik für Schmerzmedizin, die Kurzzeitpflege, ambulante Reha-Angebote und ein Standort des bekannten Radiologischen Instituts RIO. So waren im Frühjahr 2022 viele Räume frei, die die Stadt Oberhausen angemietet hat – um dort bis zu 230 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine unterzubringen.
Die Entwicklung setzte bereits mit dem früheren Eigentümer ein, in den Zeiten des später in die Insolvenz gegangenen Katholischen Klinikums (KKO), wurde aber vom neuen Besitzer, von der bundesweit tätigen Ameos-Gruppe aus Zürich, weiter betrieben. Ameos gehören in Oberhausen neben ambulanten und stationären Altenpflegeeinrichtungen mit 300 Betten drei Krankenhäuser: St. Clemens, St. Marien, St. Josef.
Unsicherheiten in Zeiten tiefgreifender Krankenhausreformen
Eigentlich sollte die Geriatrie von St. Clemens irgendwann wieder zurückverlagert werden – ins Marienhospital. Doch sicher ist in Zeiten einer tiefgreifenden Umwälzung der Kliniklandschaft nichts. Der neue Regionalgeschäftsführer Ameos West, Karsten Bepler, zuständig für 22 Einrichtungen mit über 5200 Beschäftigten in NRW und Niedersachsen, bastelt jedenfalls mit seinen Teams in Absprache mit Behörden, Politik, Krankenkassen, Medizinern und anderen Krankenhausbetreibern an einem Konzept für Oberhausen. Geprüft werden dabei von Ameos natürlich auch die Bausubstanz und die Ausstattung der Räume an den drei Klinik-Standorten.
Dabei kommt es entscheidend auf die künftige finanzielle Basis durch die große Klinikreform der Politik an. „Die Philosophie von Ameos ist es, Standorte zu entwickeln, nicht abzuwickeln. Unser Ziel ist es, alle drei Klinik-Standorte in Oberhausen zu erhalten“, versichert Bepler im Gespräch mit der Redaktion. „Aber garantieren können wir zu diesem Zeitpunkt noch nichts.“ Denn erst einmal müsse man sehen, welche Behandlungen die Krankenhäuser in Oberhausen nach der neuen Klinikreform noch anbieten und abrechnen dürfen. Dann will Ameos entscheiden, welche Gesundheitsangebote an welchem Standort wirtschaftlich und inhaltlich sinnvoll sind – auch „im Sinne einer vernünftigen Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung“.
Keine Flüchtlinge derzeit im Marienhospital
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Die Oberhausener Ameos-Klinikdirektorin Milena Kolb, seit einem halben Jahr im Amt, sieht Vor- und Nachteile, die Geriatrie ins Marienhospital zurückzuverlegen. „In Osterfeld herrscht für die älteren Patienten mehr Ruhe, vor allem für die dementiellen Senioren ist das gut, anderseits kann man hier in Sterkrade alle schneller ohne Transporte behandeln. Auf jeden Fall machen wir hier aus dem Marienhospital keine Dauerflüchtlingsunterkunft, die letzten Flüchtlinge sind bereits ausgezogen.“
Im Laufe dieses Jahres soll das Schicksal der Ameos-Krankenhäuser in Oberhausen geklärt werden. Ameos-Geschäftsführer Bepler visiert nach eigener Aussage jedenfalls an, bis Ende des Jahres das Zukunftskonzept für Oberhausen fertigzustellen.