Oberhausen. Ein Chefarzt für zwei Abteilungen. Das hat die Gerüchteküche rund um die Ameos Kliniken in Oberhausen erneut angeheizt. Schließung oder Ausbau?
Die Nachricht ist nüchtern, heizt die Gerüchteküche in Oberhausen aber gewaltig an: Klinikbetreiber Ameos gibt bekannt, dass Uwe Henkelüdecke zusätzlich zu seiner bisherigen Position als Chefarzt der Klinik für Innere Medizin die Leitung der Geriatrie im Ameos Klinikum St. Clemens Oberhausen übernommen hat. Aus der Belegschaft heißt es: Ameos laufen die Mitarbeitenden weg und damit sei das Aus für das Marienhospital in Osterfeld nun beschlossen.
Fakt ist, Uwe Henkelüdecke leitet seit dem 16. September 2024 gleich zwei Stationen. Der Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Diabetologie ist bei Ameos bereits seit Dezember 2023 als Chefarzt der Klinik für Innere Medizin tätig. Ursprünglich hatte Ameos eine Wiederbelebung des St. Marien Klinikums in Oberhausen-Osterfeld angestrebt. Das belegt die Antragstellung der Geschäftsführung im Rahmen der Krankenhausreform: 1632 Behandlungsfälle im Bereich Allgemeine Innere Medizin und sogar 2053 im Bereich Geriatrie für St. Marien lagen dem NRW-Gesundheitsministerium (MAGS) zur Anhörung vor. Darüber hinaus hatte Ameos für sein St. Marien Klinikum einen Antrag auf Ausweisung als geriatrische Fachklinik gestellt.
Doch das Land lehnte mit der Begründung ab, dass dafür an diesem Standort inzwischen sämtliche Voraussetzungen fehlen. Tatsächlich hatte Ameos seit 2019 wichtige Stationen in Osterfeld aufgelöst: Orthopädie, Chirurgie, Darmzentrum, Schlaflabor, Innere Medizin und die Notaufnahme verschwanden. Selbst die Altersmedizin (Geriatrie) wurde Anfang 2022 in Sterkrade untergebracht. Damals hieß es noch, nur vorübergehend, da es an den Gebäuden einen erheblichen Sanierungsstau gebe.
Ameos erweitert seine Geriatrie am Standort St. Clemens in Oberhausen-Sterkrade
Und nun dies: Am 1. Oktober 2024 eröffnete Ameos an seinem Standort St. Clemens offiziell eine Klinik für Geriatrie sowie zusätzlich eine akutgeriatrische Station mit 20 Betten. Die bisherige Station mit 25 Betten bleibt bestehen. Damit kann das Haus nun 45 geriatrische Patientinnen und Patienten versorgen. Damit reagiere man angesichts einer älter werdenden Gesellschaft auf den steigenden Bedarf, erläutert Sabrina Zientek, stellvertretende Regionalgeschäftsführerin Ameos West und Krankenhausdirektorin der Ameos Einrichtungen in Oberhausen.
„Viele internistische Erkrankungen, wie Herz-Kreislauf-Probleme oder Diabetes, treten ja besonders häufig bei älteren Menschen auf“, ergänzt Ameos-Sprecherin Christine Hertrich. Die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten der Inneren Medizin könnten jetzt mit der Altersmedizin enger vernetzt werden, damit ältere Patientinnen und Patienten möglichst schnell wieder auf die Beine kommen und ihre Selbstständigkeit erhalten.
„Wenn es um die Innere Medizin und zukünftig auch Altersmedizin geht, dann sind wir der zentrale Schwerpunktversorger für Oberhausen und die angrenzenden Regionen.“ Das werde auch von der Landespolitik noch immer so gesehen, betont Krankenhausdirektorin Zientek. Tatsächlich hatte das Land schon bei der Ablehnung der Pläne für St. Marien darauf hingewiesen, dass ein Ausbau der Geriatrie im Sterkrader St. Clemens Klinikum gute Chancen hätte. Ameos selbst hatte allerdings zunächst ein dauerhaftes Betreiben der Geriatrie an diesem Standort infrage gestellt - und entsprechend dafür auch keine Zuweisung vom Land erhalten. Doch diese Einstellung scheint sich in der Ameos-Chefetage nun geändert zu haben.
Entscheidung des Landes NRW fällt im Dezember 2024
Die Belegschaft bleibt dennoch im Alarmmodus. „Verständlich“, meint Christine Hertrich dazu. Die Krankenhausreform habe aber nicht allein in Oberhausen zu einer großen Verunsicherung unter den Mitarbeitenden geführt. „Es gibt nach dieser Planung NRW-weit viele Häuser und Abteilungen, die gefährdet sind.“ Ameos setze jedenfalls auf eine starke geriatrische Versorgung in Oberhausen. „Außerdem halten wir nach wie vor auch an unseren Anträgen für das St. Marien Klinikum fest – sowohl für die Innere Medizin als auch die Geriatrie.“ Auf Nachfrage dieser Redaktion bestätigt Hertrich dann allerdings auch: „Darüber hinaus sind inzwischen ebenfalls für St. Clemens entsprechende Anträge gestellt worden.“
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Probleme, Stellen in den Kliniken zu besetzen, kann Hertrich trotz der unsicheren Situation im Betrieb nicht erkennen. Im Gegenteil: „Die positive Entwicklung der Ameos Einrichtungen Oberhausen zeigt sich in aktuellen Projekten wie zum Beispiel der Eröffnung der Pflegeschule und der Erweiterung der Tagesklinik im St. Josef Klinikum.“ Auch hier sei es gelungen, den Personalschlüssel zu erweitern und „hochmotivierte Mitarbeitende zu gewinnen“.
Ameos hatte übrigens gegen die Absage an die Geriatrie im St. Marien Klinikum beim Land NRW Widerspruch eingelegt. Bleibt es trotzdem bei dieser Entscheidung, könnte man dagegen vor Gericht ziehen, hatte Krankenhausdirektorin Zientek erst kürzlich in der Bezirksvertretung Osterfeld erläutert, zugleich aber eingeräumt, dass das dann eigentlich nur noch wenig Sinn machen würde. Damit scheint das St. Marien Klinikum seinem Aus ein Stück näher gekommen zu sein. „Spätestens im Dezember wissen wir mehr.“
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