Mülheim/Essen. Astrid Timmermann-Fechter (CDU) will wieder in den Deutschen Bundestag. Schafft sie es im Wahlkreis Mülheim-Essen I erstmals mit Direktmandat?

Mit einer bitteren Lücke zwischen 2017 und 2021, als sie es nicht über die Landesliste ihrer CDU in den Bundestag schaffte, hat Astrid Timmermann-Fechter zwei Wahlperioden als Abgeordnete in Berlin gewirkt. Nun tritt die 61-Jährige erneut als Direktkandidatin im Wahlkreis Mülheim-Essen I an. Reicht es diesmal für das Direktmandat?

Zumindest Prognosen bescheinigen der CDU-Politikerin Chancen dafür, sagen ein enges Rennen um das Direktmandat im Wahlkreis mit Sebastian Fiedler von der SPD voraus. 2021 noch hatte Kriminalpolitiker Fiedler den politischen Wettbewerb allerdings haushoch für sich entschieden: Am Ende hatte er mehr als zwölf Prozentpunkte Vorsprung vor Timmermann-Fechter bei den Erststimmen.

Mülheims CDU-Kandidatin: „Meine Leidenschaft zum Beruf gemacht“

Timmermann-Fechter, verheiratet und zu Hause in Mülheims Stadtmitte, hat früher als selbstständige Unternehmerin im Marketingbereich gearbeitet, dann aber, wie sie sagt, „meine Leidenschaft zum Beruf gemacht“: als Kreisgeschäftsführerin der CDU, als politische Referentin und eben auch als Bundestagsabgeordnete. Seit Oktober 2015 schon ist die 61-Jährige Kreisvorsitzende der CDU Mülheim, seit mehr als sechs Jahren auch stellvertretende Bezirksvorsitzende der CDU Ruhr.

Im aktuellen Bundestag ist die Mülheimer Abgeordnete Mitglied und stellvertretende Vorsitzende im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Als Berichterstatterin sei sie insbesondere für das Gesetz zur besseren Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf sowie für die Themen Wohnen und Teilhabe im Alter und das Thema Einsamkeit zuständig, beschreibt die CDU-Direktkandidatin ihre Schwerpunkthemen in Berlin.

Astrid Timmermann-Fechter von der CDU. Sie kandidiert bei der Bundestagswahl 2025 als Direktkandidatin der CDU im Wahlkreis Mülheim-Essen I für den Bundestag
Astrid Timmermann-Fechter (CDU) will als Direktkandidatin der CDU im Wahlkreis Mülheim-Essen I wieder in den Deutschen Bundestag. © WAZ | CDU

Pflege und Altschulden: Timmermann-Fechter (CDU) enttäuscht

Mit Kritik an der zerbrochenen Ampelkoalition stellt die CDU-Politikerin fest, dass eine Weiterentwicklung des Gesetzes zur besseren Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf ausgeblieben sei, obwohl im Koalitionsvertrag angekündigt. Drei Jahre lang habe sie auf jenes Gesetz gedrängt, im Oktober dann habe Bundesministerin Lisa Paus (Grüne) die Enttäuschung komplettiert, dass es in der laufenden Legislaturperiode nichts mehr werden würde. „Das ist ein schwerer Schlag für alle pflegenden Angehörigen“, so Timmermann-Fechter.

Ein großes Thema für Mülheim sei weiter die Altschuldenproblematik. „Hier hat der Bund unter der Ampelregierung und zuletzt unter Rot-Grün leider nicht geliefert und drei Jahre verstreichen lassen, ohne einen konkreten Vorschlag im Plenum des Deutschen Bundestages zu unterbreiten, und damit unsere Kommunen im Stich gelassen“, so Timmermann-Fechter trotz der Initiative von Rot-Grün zuletzt im Bund. Mit ihren Kollegen aus dem Ruhrgebiet werde sie sich weiter für eine nachhaltige Entschuldung einsetzen.

CDU-Abgeordnete will weiter um Fördermittel für Mülheim werben

Daneben sei es ihr „besonders wichtig, bei verfügbaren Fördermitteln des Bundes auf Projekte in unserer Heimatstadt aufmerksam zu machen und für diese zu werben“. Das sei in der Vergangenheit etwa für die Sanierungsvorhaben des Tersteegenhauses, der Gnadenkirche oder auch von Schloß Broich bereits gelungen.

Auch zu den großen Themen von Migration und Wirtschaft, die laut Deutschlandtrend von den Bürgerinnen und Bürgern aktuell vorrangig angesehen werden, äußert sich die CDU-Kandidatin. Zur Stärkung der Wirtschaft müssten unnötige bürokratische Hürden und Dokumentationspflichten, die die Betriebe belasteten, „schnellstmöglich abgebaut werden“. Timmermann-Fechter legt sich da fest: „Das nationale Lieferkettengesetz werden wir abschaffen.“ Überbordende Bürokratie, mangelnde Flexibilität und lange Verfahren kosteten unnötig Geld, Zeit und Personaleinsatz, insbesondere im Mittelstand. Noch ein CDU-Ziel, das Timmermann-Fechter unterstreicht: eine Unternehmensbesteuerung von maximal 25 Prozent.

Wie Mülheimer Kandidatin das Sorgenkind Wirtschaft aufpäppeln will

Insgesamt gelte, so die Kandidatin der Union: „Arbeit und Leistung müssen sich lohnen. Wir brauchen eine breite steuerliche Entlastung von Einkommen durch eine Erhöhung des Grundfreibetrages und eine schrittweise Abflachung des Einkommenssteuertarifs sowie eine deutliche Anhebung der Grenze für den Spitzensteuersatz.“ Auch Mehrarbeit sei zu honorieren - Überstundenzuschläge bei Vollzeitarbeit sollten steuerfrei sein.

Wahlkreis Mülheim-Essen I: Die Kandidaten:

In Bezug auf das Bürgergeld will Timmermann-Fechter das Prinzip „Fördern und Fordern“ wieder stärker verankert sehen: „Jeder soll sich darauf verlassen können, dass die Gemeinschaft diejenigen trägt, die wirklich Hilfe benötigen - doch wer arbeiten kann, muss auch arbeiten“, sagt sie.

Timmermann-Fechter (CDU) fordert Asylwende

In der Migrationspolitik fordert die Unions-Frau „eine Asylwende“. Die Politik der vergangenen Jahre habe es versäumt, die Kontrolle über die Migration zu behalten. Das Vertrauen der Gesellschaft in die innere Sicherheit und den Schutz der Menschen durch den Staat sei infrage gestellt. Timmermann-Fechter fordert einen starken Rechtsstaat, sichere Grenzen mit dauerhaften Grenzkontrollen und die „Zurückweisung ausnahmslos aller Versuche illegaler Einreise“.

Ausreisepflichtige: CDU-Kandidatin für unbefristeten Ausreisearrest

Klare Zuwanderungsregeln seien zu entwickeln. Die CDU wolle das „Zustrombegrenzungsgesetz“, das sie trotz Stimmen der AfD zuletzt im Bundestag nicht durchbringen konnte, nach der Wahl weiterverfolgen. Auch die Kompetenzen der Bundespolizei beim Vollzug des Aufenthaltsrechts seien auszuweiten. Für die Begrenzung der illegalen Migration nach Deutschland sei ferner die konsequente Durchsetzung der Ausreisepflicht von zentraler Bedeutung. „Ausreisepflichtige Straftäter und Gefährder sollen bis zur Ausreise in einem zeitlich unbefristeten Ausreisearrest verbleiben“, so die CDU-Kandidatin. 

Auch zum Thema Einbürgerung äußerte sich Timmermann-Fechter. Sie könne nur am Ende einer erfolgreichen Integration stehen. „Gute Deutschkenntnisse, die dauerhafte Integration in den Arbeitsmarkt und Straffreiheit sind hierbei unabdingbare Voraussetzungen.“

Wegen einer seit Wochen anhaltenden schweren Grippe bei Astrid Timmermann-Fechter war der Redaktion kein persönliches Gespräch mit der Kandidatin möglich. Timmermann-Fechter antwortete schriftlich auf Fragen der Redaktion.

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