Mülheim. Er zitiert Merkel und Scholz, ist aber Grüner: Björn Maue kandidiert im Wahlkreis Mülheim-Essen I für den Bundestag. Welche Ziele er hat.
Björn Maue ist 25 Jahre alt, seit 2020 im Rat der Stadt, finanzpolitischer Sprecher der Grünen in Mülheim, und er will als Direktkandidat im Wahlkreis Mülheim-Essen I in den Bundestag. „Weil wir drängende Probleme haben.“ Investitionsstau, Klimaschutz, Migrationsdebatte – all das seien Themen, bei denen man es sich nicht länger leisten könne, nur zu analysieren. „Es wird Zeit, dass wir Lösungen liefern.“
Ein Kind, das keine Lust hat auf die Schwimmprüfung. Ein Großvater, der ihm verspricht: „Wenn du dein Seepferdchen machst, gehen wir zusammen ins Schwimmbad.“ Ein Versprechen, das ein Leben prägt. Später wird aus dem widerwilligen Schwimmer ein Leistungssportler, aus dem Enkel ein Politiker. Heute kämpft Maue für sanierte Bäder, für die Umnutzung von Industriebrachen wie jene von Vallourec, für Orte in Mülheim, die allen Menschen offenstehen. „Wenn ich jetzt ins Friedrich-Wennmann-Bad gehe, dann ist die Erinnerung ganz nah. Und es stört mich zu sehen, wie dieses Bad verfällt, dass es damals schon marode war.“
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
„Mülheim ist mein Zuhause. Wenn ich sehe, wie viel hier verkommt, dann tut das weh“
Maue ist Groß- und Außenhandelskaufmann, macht derzeit seinen Bachelor in Business Administration. Ein Zahlenexperte, aber auch ein emotionaler Mensch. „Mülheim ist mein Zuhause, meine Heimat. Und wenn ich sehe, wie viel hier verkommt, welche Probleme wir haben, dann tut das weh. Das will ich ändern.“
Stichwort: Altschulden. Stichwort: Schuldenbremse. Maues zentrale Themen in diesem Wahlkampf. Denn: Verpflichtungen in Milliardenhöhe hätten Mülheim und viele andere Kommunen im Ruhrgebiet zur Handlungsunfähigkeit verdammt. „Sporthalle oder Schule? Stadtteilbibliothek oder Haushaltskonsolidierung? Das sind entsetzliche finanzpolitische Abwägungen. Wir müssen die Schuldenbremse abschaffen, mindestens reformieren. Die öffentliche Hand muss wieder in ihre Infrastruktur investieren können. Wir brauchen eine Lösung für die immensen Schulden, die Kommunen wie Mülheim lahmlegen.“
Ruhrgebiet hat die Kompetenz für bundespolitische Lösungen
Die Stadt, ihre Probleme und Chancen – sie seien, sagt der 25-Jährige, der Motor seiner Politik. „Ohne die Kommunalpolitik gäbe es für mich keine bundespolitische Ambition. Wir haben hier in Mülheim sehr konkret an Dingen gearbeitet, viel erreicht. Aber es gibt Probleme, die können wir alleine nicht lösen. Da braucht es Rahmenbedingungen, die im Land, im Bund gestaltet werden.“
Dass bundespolitische Lösungen gerade aus einer Region wie dem Ruhrgebiet kommen können, steht für ihn außer Frage. „Wir diskutieren hier nicht erst seit gestern darüber, dass unsere Infrastruktur zerfällt, dass sich die Wirtschaftsstruktur verändert, ob wir ein Einwanderungsland sind oder nicht. Das sind Dinge, die kennen wir im Ruhrgebiet. Und wir kennen auch die Probleme. Ich glaube: Mehr Ruhrgebiet würde diesem Land guttun.“
Mülheimer Grüne: Wirtschaftspolitik und Klimaschutz zusammendenken

Weil wir vor Ort auch um die Lösungen wissen? Vielleicht. Maue zumindest ist sicher: „Wir müssen uns von alten Strukturen lösen.“ Der Erfolg der deutschen Wirtschaft etwa bröckele, weil man zu lange an drei Pfeilern festgehalten habe: „Aus Russland kommt günstige Energie. In China kauft man unsere Produkte. Und die Amerikaner zahlen für unsere Sicherheit. Auf nichts davon kann man sich noch verlassen.“ Der Weg raus aus dem Tief, er liege im Zusammenspiel von Wirtschaftspolitik und Klimaschutz.
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„Wir werden es in Deutschland nur schaffen, wenn wir auf 100 Prozent erneuerbare Energien gehen, uns unabhängig machen von russischen Rohstoffen. Und wir brauchen in der Industrie neue Produkte für neue Absatzmärkte, die man zu vernünftigen Konditionen auf den Markt bringen kann. Und da spielt der Staat eine Rolle. Denn wir haben international einen enormen Subventionswettbewerb.“
Björn Maue aus Mülheim: Abdriften in den Extremismus verhindern
Die betriebswirtschaftlichen Innovationsideen – sie seien längst da. Es mangele jedoch an den Bedingungen für eine realistische Umsetzung. Wichtig sei es, in der Übergangsphase „nicht zu viel“ kaputt gehen zu lassen. „Deshalb brauchen wir einen Industriestrompreis. Denn wir brauchen auch diese gut bezahlten Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe.“
Im Gespräch führt der Weg vom Thema Fachkräftemangel nahezu zwangsläufig zur Migrationspolitik. Und Maue stellt klar, dass die Integration zugewanderter Menschen für ihn immer Priorität habe. Was nicht bedeute, gegen potenzielle ideologische Täter nicht „mit aller notwendigen Härte“ vorzugehen. Die Klammer über allem: das Thema soziale Gerechtigkeit. Denn wer die Probleme der Menschen nicht angehe, riskiere ihr Abdriften in den Extremismus, gleich welcher Couleur, verliere gesellschaftlich wie politisch.

Die Stabilität des Landes verlange letztlich auch „lagerübergreifende“ Kompromissfähigkeit. „Fast alles ist eine Frage des politischen Willens, keine Frage der Machbarkeit. Wir müssen es gemeinsam wollen.“ Bei prognostizierten 15 Prozent für Grünen eine realistische Einschätzung. In Mülheim hätten CDU und Grüne „unterschiedliche Herangehensweisen“ und trotzdem „gut und vertrauensvoll“ zusammengearbeitet. Die derzeitige „Friss-oder-stirb-Mentalität“ der Bundes-CDU sei allerdings ein „extrem gefährlicher“ politischer Stil.
„Ich habe das Land selten so politisiert erlebt. Und ich glaube, das ist gut, denn wir reden zu wenig über Politik. Doch Politik muss in der Lage sein, Probleme von Menschen zu lösen. Und da müssen wir wieder hinkommen, denn ansonsten ist dieser Politisierungsmoment, dieser Empörungsmoment ein kurzfristiger.“
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