Mülheim. . Auf Schloß Broich wird in diesem Jahr der älteste Teil der Stadt Mülheim saniert, die Turmfragmente. 2020 soll das Gesamtwerk vollendet sein.

Die Sanierung von Schloß Broich erreicht in diesem Jahr einen Höhepunkt: Von März bis Oktober werden die Turmfragmente hinter den dicken Mauern wieder hergerichtet. Es ist eine Arbeit an dem ältesten Teil des Schlosses, es stammt aus dem 9. Jahrhundert. Nirgends ist Mülheim älter als dort. „Vom Schloss ist es der wertvollste Abschnitt“, sagt Marc Baloniak, Abteilungsleiter der MST, die das Mammutprojekt Schlosssanierung seit sechs Jahren betreibt.

Die Turmfragmente waren einst so etwas wie der letzte Rückzugsraum der Bewohner von Schloß Broich. Vor fünf Jahren hatten die Schlossretter unter Federführung von Dr. Ägidius Strack, einem Experten für Bauwerksanierung, mit der Restaurierung begonnen. „Hätten wir nichts getan, wäre Schloß Broich verfallen“, sagt die Chefin der Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH (MST), Inge Kammerichs. Ihr Ziel war es, im Jahr 2020 das sanierte Schloss den Mülheimer Bürgern quasi wieder zurückzugeben. „Wenn nichts Unvorhergesehenes mehr passiert, halten wir das Ziel“, sagt sie.

MST-Chefin: Kostenrahmen wird eingehalten

Die Turmfragmente waren besonders geschädigt, als vor Jahren Strack das Gesamtensemble untersucht hatte. Zum Schutz wurden damals die Gemäuer abgedeckt, die auch noch eine Etage in die Tiefe gehen. Die Restaurierung wird auch hier Stein für Stein erfolgen, immer die Frage: Was kann stehen bleiben, was muss ersetzt werden? „Wie überall, wollen wir so viel historische Substanz wie möglich erhalten“, sagt Baloniak. Und wieder wird alles in Handarbeit geschehen. Als Besonderheit ist an den Turmfragmenten eine für diese Region botanische Rarität zu beachten: Der Braunstielige Streifenfarn hat sich am Gemäuer angesiedelt und fühlt sich scheinbar dort wohl. Das Biotop soll erhalten bleiben.

Rund 700 000 Euro wird die Restaurierung dieses Schlossabschnittes kosten, 240 000 Euro gibt der Bundesbeauftragte für Kultur und Medien dazu. Überhaupt hat der Bund in den vergangenen Jahren immer wieder Gelder für Schloß Broich bereitgestellt. 1,5 Millionen gab es an Fördermitteln, 173 000 Euro gingen über Spenden und Aktionen ein, 90 000 Euro über die Bannerwerbung von Unternehmen an der Schlossmauer. Den Rest steuerte die Beteiligungsholding Mülheim bei. 4,4 Millionen Euro, so hatte Strack errechnet, werde die Erhaltung des Ensembles kosten. „Wir kommen damit hin“, gibt sich Inge Kammerichs zuversichtlich. 150 000 Euro fehlten ihr noch zur Pflichterfüllung, sagt sie und ist hoffnungsvoll, dass sich auf den letzten Metern noch einmal Sponsoren und Spender finden. Überhaupt hat das gesamte Unterfangen bisher eine sehr breite Unterstützung in der Stadtgesellschaft, in der Politik, in der Unternehmerschaft gefunden.

Im Schlosshof muss der Untergrund verstärkt werden

Bereits in diesem Jahr laufen auch die Vorbereitungen für die Sanierung der Innenfassaden des Schlosses und des Hofes an. Im Jahr darauf erfolgen dann die eigentlichen Arbeiten. Am Schlosshof, so Baloniak, werde es darum gehen, den Untergrund zu verstärken. Zahlreiche Veranstaltungen, Konzerte und Feste sollen auch in Zukunft dort stattfinden mit Bühnen, vielen Menschen, schweren Fahrzeugen – vor 1000 Jahren war das alles kein Thema.

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Im März 1938 erwarb die Stadt Mülheim das Schloß Broich. Erste Restaurierungen erfolgten ab 1965. Im September 2009 lösten sich mehrere große Steine in der Ringmauer unweit des Torbogens, der 2010 aus Sicherheitsgründen sofort saniert werden musste. Weitere Untersuchungen ergaben massive Mängel an dem gesamten Denkmal.

Rund 3,3 Millionen Euro sind bisher in den Erhalt des Denkmals investiert worden.

Im Juni 2012 lag die konkrete Planung für die Sanierung vor. Zunächst wurde die Palas-Fassade zur Straßenseite hin restauriert. Es folgte in mehreren Abschnitten und über mehrere Jahre die Sanierung der Ringmauer samt Nordwest- und Südwest-Turm.

Die MST, die das Projekt federführend betreut, freut sich weiterhin über jede Spende, Konto: DE78 3625 0000 0300 0001 00 Stichwort „Schloss-Retter“.