Mülheim. Hunderte Arbeitsplätze hat Mülheim verloren durch den Vallourec-Wegzug. Wie Investor CTP neues Leben auf die Industriebrache bringen will.
2027 schon soll es erste Hingucker auf dem dann geräumten, 33 Hektar großen ehemaligen Vallourec-Areal in Mülheims Norden geben. Gerade erst ist der Abriss der gigantischen alten Industriestätte gestartet, laufen parallel die Planungen für einen modernen Gewerbe- und Industriepark auf Hochtouren. Jetzt ist ein Etappenziel in Sicht.
Mülheims Planungspolitik soll die ausgefeilten Entwurfspläne zur Entwicklung der Brachfläche an diesem Dienstag freigeben für eine Offenlage. Heißt: Bürgerinnen und Bürger haben dann die Möglichkeit, sich kritisch damit auseinanderzusetzen und Änderungswünsche zu hinterlegen für das weitere Verfahren. Ehrgeizig bleibt der Zeitplan des niederländischen Investors CTP und der Mülheimer Stadtverwaltung: Noch bis Ende dieses Jahres sollen alle nötigen Gutachten vorliegen und die Planungen so weit fortgeschritten sein, dass der Bebauungsplan ein zweites und möglichst letztes Mal vor einem Satzungsbeschluss freigeben wird. 2026 dann könnte Baurecht geschaffen sein.
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Investor plant für Mülheimer Gewerbepark weitere Erschließungsstraße

Zu den ersten Entwürfen, die CTP nach dem Ankauf des Geländes vorgelegt hatte, gibt es keine gravierenden Änderungen. Hier und da sind Grenzen des Plangebietes leicht verschoben worden. Auch das sogenannte Clubhouse, das mit Freizeitangeboten auch Anlaufpunkt für Bürgerinnen und Bürger werden soll, hat CTP nun anders platziert, direkt an der heutigen Hauptzufahrt zum Gelände an der Schützenstraße. Ein Gleisanschluss soll erhalten bleiben. Auch besteht laut Hielscher die Absicht, im Norden des Areals eine zusätzliche, dauerhafte Erschließung über die Schultenhofstraße zu schaffen, in Höhe des Caravan Centers Suna.
Insgesamt sind nun kleinteiligere Gewerbeeinheiten eingeplant, bis zur kleinsten Einheit mit rund 1500 Quadratmetern. Eine Bruttogeschossfläche von 160.000 Quadratmetern insgesamt war zuletzt kalkuliert. Bekanntlich hat der Bebauungsplan zum Ziel, möglichst viele Arbeitsplätze neu entstehen zu lassen. Die kleinteiligere Aufteilung der geplanten Baufelder soll dabei helfen, sie ermögliche zudem, noch flexibler auf Ansiedlungsinteressen eingehen zu können, sagte CTP-Manager Timo Hielscher jüngst bei einem Ortstermin.
Auf Mülheims altem Vallourec-Areal will CTP im Osten zuerst bauen
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Geplant ist eine phasenweise Entwicklung von Ost nach West, also startend dort, wo die Mannesmannallee angrenzt, hin zur Schützenstraße. Im Südosten des Areals soll bekanntlich auch noch Fläche für Industrie vorgehalten werden. Zwei, zweieinhalb Jahre vor der möglichen Fertigstellung erster neuer Gebäude führt CTP laut Hielscher schon „gute Gespräche“ mit interessierten Firmen. Nach Informationen dieser Redaktion ist auch ein großes Mülheimer Industrieunternehmen entschlossen, hier mit einem Betriebssegment heimisch zu werden.
„Das Interesse an der Liegenschaft ist auf jeden Fall da, es ist hoch“, sagt ein zufriedener Hielscher, der mit dem Vorteil wirbt, den ein neu entwickeltes Gewerbegebiet mit sich bringt. „Hier bestellt niemand ein Gebäude von der Stange. Jedes einzelne kann speziell konzipiert werden.“ Es sei aber „ein Rantasten“: Noch fehle vielen die Vorstellungskraft, wie der Gewerbepark einmal aussehen könnte. „Wenn der Stein aber einmal ins Rollen kommt und die ersten Neuen da sind, vielleicht auch gute Namen“, glaubt Hielscher, „entsteht Dynamik, kommen auch Zulieferer, Geschäftspartner“.
Trotz Wirtschaftskrise und Standort-Debatten: CTP sieht hohe Nachfrage
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Vor der Wirtschaftskrise fürchtet Hielscher sich nicht. Gewerbe- und Industrieflächen seien, gerade in NRW, weiter gefragt, wenn Unternehmen sich auch mehr Zeit ließen und mehr Vorsicht walten ließen vor einer Entscheidung. Der Standort D habe weiter Anziehungskraft, sei besser als sein Ruf, verweist er etwa auf den Spatenstich jüngst für ein Produktionswerk des taiwanesischen Technologieriesen Quanta im Brainergy Park Jülich. Der zu den weltweit 500 größten Unternehmen zählende Global Player schaffe vor Ort 500 Arbeitsplätze mit einer Komponenten-Fertigung für autonomes Fahren.
„Wir merken, dass viele asiatischen Firmen auch nach Europa kommen wollen, so Hielscher. Dabei seien längst nicht mehr nur Niedriglohnländer in Osteuropa im Fokus, es seien auch Flächen in Deutschland nachgefragt. Hinzu komme die Nachfrage heimischer Industrieunternehmen, die Platz für Wachstum bräuchten oder sich die Frage stellten, ob ihre bestehenden Fabriken noch adäquat und zeitgemäß seien. Für das CTP-Areal in Wuppertal (einst Schaeffler) etwa hat mit der Vombauer GmbH ein Hightech-Fabrikant für technische Textilien 9000 Quadrameter für eine moderne Produktion angemietet.
Mülheims OB: „Hier entsteht ein besonderes Projekt“
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„Wir arbeiten alles zügig ab“, lobt CTP die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung, um möglichst schnell zur Kompensation von hunderten Arbeitsplätzen in der Vallourec-Rohrproduktion zu kommen. Die Stadt etwa kalkuliert mit einer vierstelligen Zahl an neuen Arbeitsplätzen im Wirtschaftspark. Der CTP-Park biete künftig Raum für Innovation und Entwicklung, äußerte sich jüngst auch OB Marc Buchholz. „Dies trägt dazu bei, die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Mülheim weiter zu stärken. Hier entsteht ein besonderes Projekt – wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.“
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