Moers. Am Samstag haben Gegner der Baum-Fällungen in Moers zur Demonstration aufgerufen. Es kamen Familien, Paare, Senioren. Was sie besonders ärgert.

„Das Verhalten von Ratsmitgliedern und Stadtverwaltung ist einfach beschämend. Was für ein Verständnis von Demokratie? Wir haben bis jetzt 8000 Unterschriften gegen das Fällen gesunder, alter Bäume im Schlosspark gesammelt, haben Entscheidungsträger eingeladen, aber niemand von denen ist heute hier. Es macht einen fassungslos.“ Das sagte am Samstagmittag der Mitorganisator der Demo Thomas Springer. Allerdings wussten viele der circa 350 Demonstranten, dass parallel zu dem kurzfristig angesetzten Demo-Termin der lange geplante Neujahrsempfang der Stadt stattfand.

Niemand habe etwas dagegen, wenn kranke Bäume gefällt und durch andere ersetzt werden, die möglicherweise (sicher sei das ja auch nicht) dem Klimawandel besser widerstehen können. Aber uralte, schattenspendende, gesunde Bäume zu fällen, um sie durch neue zu ersetzen, „die den Umfang eines kleinen Besenstiels haben“, sei Irrsinn. Die Demo hatte einen anderen Charakter als gewöhnlich. Sie lief friedlich ohne Grölen und Zwischenrufe ab. Gekommen waren Familien mit Kindern, Paare mittleren Alters, Seniorinnen und Senioren. Viele hatten Pappschilder bemalt, die sie in die Höhe hielten. Auf einem war zu lesen: „Euer Werkzeug.“ Darüber war eine gezeichnete Axt, „Unser Werkzeug“ – ein Bleistift mit Stimmzettel.

Die Demonstrierenden haben sehr deutlich gemacht, dass sie nicht möchten, dass so viele Bäume im Moerser Schlosspark gefällt werden.
Die Demonstrierenden haben sehr deutlich gemacht, dass sie nicht möchten, dass so viele Bäume im Moerser Schlosspark gefällt werden. © FUNKE Foto Services | Rainer Hoheisel

Auf anderen Schildern stand: „Bäume pflegen statt absägen“ und in Anspielung auf 100 Bäume, die schließlich gefällt werden sollten: „100 gute Gründe zu kämpfen.“ Nicole war mit Ehemann Thomas und der sechsjährigen Tochter Laura vor Ort. Die Kleine hatte einen Baum gebastelt und ein Schild umgehängt mit der Aufschrift: „Diese Bäume sind meine Zukunft!“

Die Öffentlichkeit sei absolut nicht transparent informiert worden. „Wir werden von der Stadt und vom Rat nur verar….“, ärgerten sich auch Thomas und Petra, die nach der Demo kopfschüttelnd, wütend und gefrustet nach Hause gingen. „Das ist doch kein Umgang mit den Wählerinnen und Wählern“, sagen sie. So ein arrogantes und widersinniges Verhalten in Zeiten des Klimawandels hätten sie noch nicht erlebt. Zur Erinnerung: Im Juni 2024 machte die Stadtverwaltung das Thema öffentlich. Über den Sachverhalt und das Für und Wider berichtete die NRZ kontinuierlich.

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Fassungslos über das Verhalten von Rat und Stadt ist auch Christina Josten, die in aller Kürze eine Petition verfasst hat. „Wir haben Mitte November eine Bürgerinitiative gestartet. Hätten wir von dem Vorhaben früher gewusst, wären es bis zum heutigen Tag nicht 8000 Unterschriften, sondern ein Vielfaches gewesen“, sagt sie. Das ganze Vorhaben sei still und leise an den Bürgern vorbei festgeklopft worden, so der Vorwurf der Organisatoren.

Offener Brief

Am Sonntag ist zudem ein offener Brief an Bürgermeister Christoph Fleischhauer versandt worden. Darin heißt es unter anderem: „Auch von außerhalb der Stadt Moers wurde bereits Kritik an der geplanten Fällung geäußert, und die Teilnahme von Bürgern aus anderen Städten an Demonstrationen zeigt, wie weitreichend dieses Thema wahrgenommen wird.“ Es sei unverständlich, warum das Argument, dass Blühgewächse und Stauden im Schlosspark keinen Platz hätten, weiterhin verwendet werde. „Die Drohnenaufnahmen des Baumgutachters Peter van der Zwaag verdeutlichen eindeutig, dass genügend Raum vorhanden ist. Der Erhalt von über 50 gesunden Bäumen schränkt die Möglichkeiten für alternative Pflanzungen keineswegs ein.“ Man hoffe, der Bürgermeister nutze seine Position, um die geplanten Maßnahmen nochmals zu überdenken „und eine Entscheidung im Sinne von Natur und Stadtgemeinschaft“ zu treffen.

„Bäume sind unsere Verbündeten“, erklärte Thomas Springer. Sie binden Feinstaub, sind Wasserspeicher und bieten hunderten Insektenarten eine Lebensgrundlage. Peter van der Zwaag, der „seit 35 Jahren in der Baumpflege tätig ist“, bestritt „nach eigener Überprüfung, dass so viele Bäume im Schlosspark gefällt werden müssen oder schon krank sind.“ Gefordert wurde eine zweite Meinung durch ein unabhängiges Gutachten.

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