Moers. Der Moerser Schlosspark soll saniert werden. Dazu werden schon ab Januar Bäume gefällt. Warum nun der Moerser Geschichtsverein Alarm schlägt.
Der Streit um die Fällung von rund 130 Bäumen im Moerser Schlosspark geht in die nächste Runde. Der Grafschafter Museums- und Geschichtsverein (GMGV) hat sich positioniert und kritisiert das Vorgehen der Stadt. Die hatte unlängst auf ihrer Internetseite, dem Youtube-Kanal sowie analog in Form eines Flyers Informationen aufbereitet, mit denen dargestellt werden soll, wie der Wandel des Schlossparks geplant ist.
Vorstand und Arbeitskreis Schlosspark (Leitung: Marlene Fechner) des Grafschafter Museums- und Geschichtsvereins beschleichen indes „massive Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme, mit der ,in einem Rutsch‘ – wie es im Flyer heiße –, mehr als 20 Prozent des 600 Bäume umfassenden Baumbestandes im Schlosspark der Kettensäge zum Opfer fallen sollen“, schreibt der Verein in einer Stellungnahme.
Moerser Verein übt Kritik an Baumfällungen
Genährt werden die Bedenken gegen die geplanten Maßnahmen auch dadurch, dass „bereits im Rahmen der Versiegelung des Schlossplatzes mit Betonpflaster und Gussasphalt vor einigen Jahren elf gesunde, alte Bäume gefällt wurden, ohne dass bis heute für diesen Platz ein belastbares Nutzungskonzept erstellt, geschweige denn umgesetzt worden ist“, kritisiert Peter Boschheidgen, der Vorsitzende des GMGV, der sich seinerzeit intensiv mit der Umgestaltung der wichtigen Fläche befasst hatte.
Weitere aktuelle Nachrichten aus Moers, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn:
- Trödelmärkte in und um Moers: Alle Termine – einer fällt weg
- Wende in Moers: Fällung der Schlosspark-Bäume gestoppt
- Moers: Döner-Imbiss eröffnet in Räumen von bekannter Metzgerei
- Hund attackiert: Moerser Paar – „fühlen uns allein gelassen“
- Und hier bekommen Sie alle News im Überblick.
„Üblicherweise werden pro Jahr ca. 20 Bäume aus dem Schlosspark entfernt, weil von diesen Gefährdungen durch Vitalitätsausfälle, Astbruch etc. für die Schlossparkbesucher ausgehen könnten“, führt Boschheidgen weiter aus. Es lasse ihn aber aufhorchen, wenn mehr als das sechsfache der üblichen Jahresmenge innerhalb von zwei Monaten gefällt werden sollen. Boschheidgen: „Entweder ist die Verwaltung in der Vergangenheit ihrer Verkehrssicherungspflicht nicht nachgekommen, so dass ein Rückstand aufgelaufen ist oder es wird quasi auf Vorrat gefällt, weil nämlich zur Verfügung stehende Mittel aus dem Städtebauförderungstopf zu verbrauchen sind.“ Mit nachhaltiger Pflege habe das nichts zu tun.
Die IGA 2027
Uneins sind sich GMGV und Stadt auch beim Thema IGA. So sagt der Verein, dass es keinen Grund für die „Hauruck-Aktion“ gebe mit der Begründung, dann sei der Schlosspark zur IGA fertig. Die Stadt habe unmittelbar mit der IGA gar nichts zu tun; die Fördermittel seien an andere Kommunen vergeben worden. Dem widerspricht Stadtsprecher Thorsten Schröder. „Wir sind zwar kein Ankerpunkt, aber mittendrin.“ Man plane in der Grafenstadt auch verschiedene Projekte. Die Fördermittel dazu kämen aus anderen Töpfen.
Der GMGV verweist auf eine Ortsbegehung, die der Fach-Arbeitskreis im Oktober mit der Stadt durchgeführt hatte. Hier habe es geheißen, 56 Prozent der 130 Bäume sollen auf Grund „mangelnder Vitalität“, 40 Prozent aufgrund „fehlender Standorteignung“ und vier Prozent aus „denkmalschützerischen Zielsetzungen“ gefällt werden. Nun fordert der GMGV, dass die Stadt transparent darlegen möge, welcher Baum genau aus welchem Grund gefällt werden müsse. Das könne beispielsweise durch unterschiedliche Farbpunkte kenntlich gemacht werden, sagt der Vorsitzende.
Folgt der Redaktion Moers auch auf Social Media:
- Ihr wollt keine Nachrichten mehr verpassen? Folgt der Redaktion Moers bei WhatsApp: Hier kostenlos den Kanal abonnieren.
- Uns gibt es auch bei Instagram. Mit einem Follow bleibt Ihr immer auf dem neuesten Stand.
Die von der Stadt angegebene Begründung der „fehlenden Standorteignung“ und der „denkmalschützerischen Zielsetzungen“ bezeichnet Boschheidgen als fragwürdig. „Wenn ein gesunder Baum im Schlosspark alt geworden ist, hat er damit seine Standorteignung unter Beweis gestellt“, betont er.
Die Stadt Moers sieht Vorteile im Vorgehen
Darauf angesprochen, entgegnet Stadtsprecher Thorsten Schröder, man müsse die 40-Prozent-Angabe differenzierter betrachten. Manche hier subsumierten Bäume zeigten „erkennbar Krankeitssymptome“, sagt Schröder. Andere stünden so eng und dicht, dass sie nebenstehenden Bäumen Kraft und Energie nähmen. Die Bäume hätten sich ja zum Teil wild ausgesät. Die Buche sei in der Hinsicht empfindlicher als andere. Der Klimawandel sei nicht aufzuhalten, unterstreicht Schröder: „Da ist klar, dass es diese Bäume nicht schaffen werden.“
„Mit nachhaltiger Pflege alten Baumbestandes, die in Zeiten des Klimawandels geboten ist, hätte dies jedenfalls nichts zu tun.“
Und während der GMGV die Neupflanzungen von 100 Bäumen nur als „schwachen Trost“ sieht, kündigt der Stadtsprecher an, dass man bemüht sei, das Delta zwischen gefällten und neu gepflanzten Bäumen so gering wie möglich zu halten. Warum bei der Fällaktion aus Sicht der Stadt alles in einem Rutsch gehen muss? „Wir entsiegeln 18 Prozent der Fläche und legen neue Wege an“, sagt Schröder. Auf die geplante Weise habe man keine Dauerbaustelle, sondern sei in zwei Jahren mit der Sanierung durch. Zudem müsse man dann nicht jedes Mal erneut mit schwerem Gerät in den Schlosspark kommen. Schröder: „Auch wenn es nicht allen gefällt; es bringt Vorteile.“