Moers. Der Kampf um die Bäume geht weiter. Stadt und Gegner der Fällungen haben Argumente ausgetauscht, nun gibt eine Strafanzeige. Das ist der Grund.
Der Streit um die Fällung von Bäumen bekommt eine neue Wendung. Wie die Baumschützerin Christina Josten am Montag mitteilt, hat die Stadt Moers gegen einen Teilnehmer eines Treffens der Bürgerinitiative mit der Stadtspitze Strafanzeige wegen des Verdachtes der Beleidigung gestellt. Die Stadt bestätigt auf Nachfrage der Redaktion, dass sie Anzeige erstattet hat. Das scheint die Spitze einer komplett missglückten Kommunikation über die Zukunft des Schlossparks zu sein.
Ein ursprünglich geplantes Treffen, zu dem die Stadtverwaltung für den 9. Januar eingeladen hatte, ist wieder abgesagt worden. An dem Termin festzuhalten, sei wenig sinnvoll, sagte ein Sprecher der Stadtverwaltung. Denn: Da auf Social Media breit aufgerufen worden sei, dem Treffen beizuwohnen, geht man im Rathaus eher von einer Protestveranstaltung denn einem sachorientierten Austausch aus.
Die öffentliche Diskussion hat die Moerser Stadtspitze verärgert
Überdies ist die Stadtspitze offensichtlich sehr verärgert über die Entwicklung der öffentlichen Diskussion; insbesondere auf Facebook. So äußert sich der Technische Beigeordnete Thorsten Kamp in einem langen Statement auf der städtischen Webseite zur Thematik. „Nicht gefallen lassen müssen (sich) weder meine Mitarbeitenden noch die beauftragten Fachplaner, wenn man ihnen Expertise und Fachlichkeit abspricht, weil man mit den Zielen der Planung nicht einverstanden ist“, heißt es dort.
„Jetzt besteht noch die Gelegenheit dazu.“
Der von der Stadt beauftragte Landschaftsarchitekt werde im Netz „aufgrund seiner vor dem Studium abgeschlossenen handwerklichen Ausbildung als ,Staudengärtner‘, der keine Ahnung habe, herabgewürdigt“. Er werde „diffamiert als arroganter Selbstdarsteller, dem die Moerser Verwaltung und Politik auf den Leim gegangen sind“, führt der Dezernent weiter aus. Er schäme sich gegenüber dem Auftragnehmer der Stadt Moers.
Kamp weiter: „Ebenso wenig kann ich tolerieren, dass meinen Mitarbeitenden mit Nennung ihrer vollen Namen öffentlich unterstellt wird, ,zu lügen, dass sich die Balken biegen‘.“ Gegen diese „jeglichen Anstand vermissende Aussage “verwehre er sich im Namen der Stadt. Ferner legt der Dezernent erneut Sicht und Argumentation der Stadt dar.
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Gerade erst hatte der Grafschafter Museums- und Geschichtsverein (GMGV) in einem offenen Brief an Bürgermeister Christoph Fleischhauer angeregt, dass im Falle keiner gemeinsamen Lösung bei dem ehedem anberaumten Treffen ein „unabhängiger Gutachter auf Vorschlag der IHK Duisburg zur Frage der Sinnhaftigkeit der Fällung der 44 gesunden Bäume im Schlosspark zugezogen“ werden möge.
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Zu der Anzahl an Bäumen gelangen der GMGV-Vorsitzende Peter Boschheidgen und der stellvertretende Vorsitzende Wilfried Scholten nach Durchsicht der aktuellen Listen. Von ursprünglich 210 zu fällenden Bäumen weise die auf der Webseite der Stadt Moers veröffentlichte Fäll-Liste des Büros Ehrig, Stand 5. Dezember, „nicht 105, sondern immerhin noch 98 zu fällende Bäume auf, nämlich 54 vitalitätseingeschränkte oder tote Bäume, 41 ,standort- oder klimabedingte‘ und drei ,denkmalschutzbedingte‘ Baumfällungen“ aus, heißt es in dem offenen Brief. „Es geht mit diesem Schreiben nicht um diese 54 als vitalitätseingeschränkt oder bereits tot eingestuften Bäume“, heißt es über die offenkundig unstrittig zu fällenden Bäume.
Der Moerser Verein will Bäume im Schlosspark erhalten
Im Folgenden setzt sich der GMGV erneut für den Erhalt der nun in Rede stehenden 44 Bäume ein: „Wir hoffen sehr, dass durch die geplante Begehung vor Ort eine gemeinsame Einsicht hergestellt werden kann, gesunde, zur Fällung vorgesehene Bäume zu erhalten. Jetzt besteht noch die Gelegenheit dazu. Prägnantes Beispiel: Am (in besagter Liste sogenannten) ,Wheyeschen Lindenrondell‘ (sic.!) bei der Diesterweg-Büste sind 7 gesunde, davon 5 Ahorne mit einem Stammumfang bis über 170 cm zur Fällung vorgesehen“, schreiben Boschheidgen und Scholten. Warum werde diese „sich gegenseitig schützende, schattenspendende, herrliche Baumgruppe nicht einfach in ,Ahornrondell‘ umgetauft und so belassen, wie sie den Parkbesuchern beim Anblick Freude bereitet“, fragt der GMGV, der weitere Einzelbeispiele auflistet.
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Laut GMGV zählt die Onlinepetition gegen die Fällung von Bäumen im Schlosspark mittlerweile rund 5.000 Unterschriften. Die Initiative um Christina Josten ruft nun für den kommenden Samstag, 11. Januar, um 11.55 Uhr zur Demo auf dem Vorplatz des Moerser Schlosses auf. „Es ist fünf vor zwölf“, heißt es in dem Aufruf.