Moers. Im Moerser Schlosspark werden keine Bäume mehr gefällt. Das hat der Rat der Stadt Moers in seiner Sondersitzung am Donnerstag beschlossen.
Die Gegner der Fällungen gesunder Bäume im Moerser Schlosspark können aufatmen: Die Fällung sämtlicher Bäume wurde am Donnerstagabend gestoppt. Das ist das Ergebnis der Sondersitzung, zu der der Stadtrat kurzfristig zusammenkam. Nachdem in den vergangenen Tagen der Druck aus der Bevölkerung immer höher wurde, tagte der Rat auf Antrag der Fraktion „Die Partei“. Der Beschluss war einstimmig, lediglich die Freie Fraktion Moers enthielt sich.
Folgt der Redaktion Moers auch auf Social Media:
- Ihr wollt keine Nachrichten mehr verpassen? Folgt der Redaktion Moers bei WhatsApp: Hier kostenlos den Kanal abonnieren.
- Uns gibt es auch bei Instagram. Mit einem Follow bleibt Ihr immer auf dem neuesten Stand.
Was bedeutet das konkret? Der Beschluss zur Schlosspark-Sanierung, den der Rat in seiner Sitzung Anfang Dezember 2024 gefasst hat, ist aufgehoben. Bis auf Weiteres sind demnach sämtliche Fällungen gestoppt. Lediglich über 14 Bäume mit Vitalitätseinschränkungen soll noch einmal in einer Fachgruppe beraten werden. Hier sollen sich neben der Verwaltung auch Vertreter der Bürgerinitiative zum Erhalt gesunder Bäume sowie des Grafschafter Museums- und Geschichtsvereins (GMGV) beteiligen. Sie sollen prüfen, ob bei den 14 Bäumen bis Ende Februar 2025 noch Fällungen vorgenommen werden können - oder nicht.
Schlosspark-Fällungen in Moers gestoppt: Großer Applaus im Ratssaal
Und: Alle Bäume, die wegen fehlenden Konsens nicht bis Ende Februar fallen sowie alle übrigen im Streit der Fällungen stehenden Bäume, sollen im Rahmen von Workshops bewertet werden, damit möglichst vor der Sommerpause des Rates ein überarbeitetes Konzept zur Schlossparksanierung erarbeitet wird. Der Rat stimmte auch dafür, dass dieser Prozess mit externen Begleitern abläuft; am Ende soll es zudem eine Bürgerversammlung geben, um über die Ergebnisse zu informieren.
Eine Entscheidung, die zahlreiche Bürgerinnen und Bürger im Ratssaal mit Jubel und Applaus honorierten. Schon vor der Sitzung versammelten sich rund 200 Demonstranten vor dem Rathaus, um ihren Standpunkt klarzumachen. Viele von ihnen hielten Plakate und Schilder hoch. „Was hier passiert, ist ein unheimlicher Vertrauensbruch in die Politik und die Verwaltung“, sagte Demo-Organisator Christopher Schmidt zu den Anwesenden. „Wir wollen gehört werden, deswegen sind wir hier.“ Eine Forderung, die erfüllt wurde.
Moerser Rat: Zahlreiche Fragen von Bürgerinnen und Bürgern
Mit zahlreichen Fragen richteten sich die Anwesenden an den Rat und die Verwaltung, Plätze wurden aufgrund der Menge sogar vor dem Saal bereitgestellt. Eine Szenerie mit Wirkung. Auf die Frage, warum mit dem Start am Montag nicht zunächst nur kranke Bäume gefällt wurden, gab sich Bürgermeister Fleischhauer ehrlich: „Als am Montag klar war, dass es diese Sondersitzung gibt, hätte ich sofort sagen müssen, dass nur die kranken Bäume gefällt werden sollen“, antwortete er. Der Stopp der Fällung gesunder Bäume erfolgte erst am Dienstag. „Das dürfen sie mir anlasten, das bedauere ich. Wir haben am Dienstag sofort nachjustiert.“
Seit Montag sind laut Angaben der Verwaltung 27 Bäume gefallen, davon 20 mit Vitalitätseinschränkungen. Bei fünf der 20 Bäumen bezweifelt das jedoch Baumexperte Peter van der Zwaag, der sich in der BI engagiert. Nun also die Wende. Viel Lob für das Engagement der zahlreichen Bürgerinnen und Bürger kam aus der Politik. „Das ist Demokratie, wie ich sie gut finde“, betonte Mark Rosendahl (SPD).
Auch interessant
Dorothee Laakmann von den Grünen erklärte, das Bürgerengagement habe gezeigt, dass „Bürgerinnen und Bürger nicht nur mitgenommen, sondern beteiligt werden wollen.“ Und Petra Kiehn von der CDU bemerkte: „Die Entscheidung, die wir im Dezember getroffen haben, haben wir auf Basis von Fachlichkeit getroffen.“ Sie dankte den Menschen für ihren Einsatz. Dieser habe die Aufmerksamkeit auf Dinge gerichtet, „die uns einen anderen Blickwinkel geben.“
„Die Partei“ in Moers zu Baumfällungen: Zweifel sind aufgekommen
Renatus Rieger von der Freien Fraktion Moers bewertete die Sondersitzung hingegen als „blamabel“. „Im Dezember war mir schon klar, dass es zu Schwierigkeiten kommen könnte“, sagte er und berief sich auf die Ausführungen von Baumexperte van der Zwaag. „Deswegen bin ich da im Dezember nicht mitgegangen. Was wir hier heute machen, ist eine Mauschelrunde. Typisch für Moers, typisch für unseren Bürgermeister.“ Der reagierte prompt: Laut Protokoll war der Beschluss zur Schlosspark-Sanierung im Dezember einstimmig. Heißt: Die Freie Fraktion hat nicht aktiv dagegen gestimmt.
Weitere aktuelle Nachrichten aus Moers, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn:
- Trödelmärkte in und um Moers: Alle Termine – einer fällt weg
- Wende in Moers: Fällung der Schlosspark-Bäume gestoppt
- Moers: Döner-Imbiss eröffnet in Räumen von bekannter Metzgerei
- Hund attackiert: Moerser Paar – „fühlen uns allein gelassen“
- Und hier bekommen Sie alle News im Überblick.
Antragsteller Carsten Born von „Die Partei“ betonte, dass auch seine Fraktion im Dezember zugestimmt hat. „Meine Wahrnehmung war, die Bäume sind Todeskandidaten. Mit diesem Eindruck habe ich gesagt, dann können die auch jetzt weg.“ Bedingt durch die „unglaublich große Öffentlichkeit“ seien bei ihm jedoch Zweifel aufgekommen - auch, weil er sich die Bäume selbst angeschaut hat. „Das war ein AHA-Moment.“