Herne. 2024 war kein einfaches Jahr für die Wirtschaft. Doch beim Blick von Herner Unternehmen auf 2025 gibt es auch - je nach Branche - Lichtblicke.

Rezession der deutschen Wirtschaft, Ungewissheit angesichts der internationalen Krisen und Kriege. All das spiegelt sich auch in den Erwartungen von Herner Firmen an das Jahr 2025. Doch es gibt auch Lichtblicke.

Diprotec

Diprotec Herne
Tim Wieczorek (l.) und Benjamin Janssen peilen mit Diprotec weiteres Wachstum an. © WAZ | Tobias Bolsmann

2019 ist Diprotec als Firmentochter der Isap AG an den Start gegangen, nun ist die „Tochter“ komplett eigenständig - und in den neuen Räumen im Kaiserquartier meint man, einen Hauch von den Start-up-Atmosphäre zu spüren. Fakt ist: Diprotec ist mit seinen IT-Dienstleistungen auf Wachstumskurs. In den vergangenen Jahren sei man organisch gewachsen, so Geschäftsführer Benjamin Janssen. Habe der Umsatz im Jahr 2023 bei rund 2,85 Millionen Euro gelegen, so sei er in 2024 auf 3,5 Millionen Euro gewachsen. Auch 2025 soll der Kurs - mit Augenmaß - gehalten werden. Es gebe immer noch zahlreiche kleine und mittlere Unternehmen, die Nachholbedarf in Sachen Cybersicherheit haben. Die sei ein Treiber des Wachstums.

Heitkamp

Der Auftrag des Übertragungsnetzbetreibers Amprion für eine unterirdische Stromtrasse ist eins der langlaufenden Projekte bei Heitkamp.
Der Auftrag des Übertragungsnetzbetreibers Amprion für eine unterirdische Stromtrasse ist eins der langlaufenden Projekte bei Heitkamp. © Amprion | Frank Peterschroeder

Viel Optimismus kann Heitkamp-Chef Jörg Kranz nicht versprühen. „Wenn es gut läuft, haben wir 2025 eine Seitwärtsbewegung“, sagt er im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Es schlage durch, dass es keinen Bundeshaushalt gebe, denn öffentliche Auftraggeber würden kaum noch Aufträge ausschreiben. Immerhin: Das Auftragspolster liege bei einem guten halben Jahr, Heitkamp habe zahlreiche lang laufende Baustellen. Die wohl größte ist der Bau einer unterirdischen Stromtrasse im Auftrag des Übertragungsnetzbetreibers Amprion. Angesichts des Zustands der Infrastruktur in Deutschland plädiert Kranz für einen Infrastrukturfonds, der nicht an den Bundeshaushalt gebunden ist. Heitkamp investiert viel in Forschung und hält weiter nach Fachkräften Ausschau. Kranz: „Es kommen auch wieder bessere Zeiten. Darauf müssen wir vorbereitet sein.“

BBR Baumaschinen

Der Baumaschinenhändler BRR mit Sitz im Gewerbepark Hibernia war in den vergangenen Jahren vom Erfolg verwöhnt. Das sei auch noch in der ersten Hälfte 2024 so gewesen, doch auf das gesamte Jahr gesehen, werde der Umsatz sinken, so Co-Geschäftsführer Harald Ausmeier im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Das sei eine ungewohnte Situation. „Wir haben verlernt, dass der Umsatz sinkt.“ Interessant: Auch BRR ist in den Bau der Stromtrasse für Amprion involviert. Man habe mehr als 40 Maschinen unterschiedlicher Größe an die beteiligten Unternehmen verkauft. Auf das nächste Jahr schaut Ausmeier eher verhalten. Sowohl Verkauf als auch Vermietung seien rückläufig, die schwache Konjunktur sei nun auch in der robusten Firma angekommen.

Adams Armaturen

Mit Absperrklappen wie dieser sieht man bei Adams Armaturen trotz des herausfordernden Umfelds Wachstumschancen (Archivbild).
Mit Absperrklappen wie dieser sieht man bei Adams Armaturen trotz des herausfordernden Umfelds Wachstumschancen (Archivbild). © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

„Für das Jahr 2025 zeichnet sich ein weiterhin herausforderndes, aber auch vielversprechendes wirtschaftliches Umfeld ab.“ Auf diese Formel bringt Geschäftsführerin Carina Borzek den Ausblick für Adams Armaturen.

Die Nachfrage nach Industriearmaturen werde voraussichtlich weiter steigen, insbesondere bei erneuerbaren Energien, Wasserstofftechnologie, Chemieindustrie und Abwasserwirtschaft. Die Energiewende nehme weltweit weiter Fahrt auf, und die zunehmende Fokussierung auf nachhaltige Technologien eröffne neue Märkte für spezialisierte Armaturenlösungen. Der Bereich der grünen Wasserstoffproduktion sowie der Ausbau von Offshore-Windparks böten langfristige Wachstumschancen.

Bei der Marktdynamik zeigten sich positive Trends in den Schwellenländern, wo Industrialisierung und Infrastrukturprojekte weiter voranschritten. Insbesondere in Asien, Afrika und Lateinamerika entstünden neue Möglichkeiten, da diese Regionen in moderne Energie- und Wasserversorgungssysteme investierten. Doch auch der amerikanische und der europäische Markt zeigten positive Tendenzen für Adams. Entsprechend werde das Unternehmen weiterhin am Stammsitz in Baukau investieren. Die größten Herausforderungen blieben die unberechenbare Rohstoffpreisentwicklung und der zunehmende Fachkräftemangel. Insgesamt seien die Aussichten aber von einer positiven Grundstimmung geprägt.

Vulkan-Gruppe

Im Juli hat die Vulkan-Gruppe ihr neues Logistikzentrum eingeweiht. Im Bild: Sven Oelert (Geschäfsführung Vulkan), Oberbürgermeister Frank Dudda, Projektleiterin Kathrin Hahn, Sebastian Hackforth und Sebastian Meise (beide Geschäftsführung Vulkan, v.l.)
Im Juli hat die Vulkan-Gruppe ihr neues Logistikzentrum eingeweiht. Im Bild: Sven Oelert (Geschäfsführung Vulkan), Oberbürgermeister Frank Dudda, Projektleiterin Kathrin Hahn, Sebastian Hackforth und Sebastian Meise (beide Geschäftsführung Vulkan, v.l.) © WAZ | Tobias Bolsmann

Auch bei der Vulkan-Gruppe (unter anderem Schiffskupplungen) spiegelt sich die Krise der deutschen Wirtschaft nicht im Fazit für 2024 und beim Ausblick. So heißt es: „Dank einer vorausschauenden Strategie, unseres breiten Produktportfolios und unserer globalen Präsenz mit Produktionsstätten auf jedem Kontinent konnte die Vulkan-Gruppe auch in politisch eher unwägbaren Zeiten erneut ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr verzeichnen und den eingeschlagenen Wachstumskurs weiter fortsetzen“, so Geschäftsführer Sebastian Meise. Bestehende Geschäftsbereiche seien umsatztechnisch weiter ausgebaut worden – sowohl im Neugeschäft als auch im Servicebereich. Die Standorte in Indien, China und Amerika hätten ihre Marktpositionen durch einen hervorragenden Service gestärkt und seien weiter expandiert. Eine wachsende Zahl von Aufträgen für nachhaltige Antriebslösungen und die vielversprechende Entwicklung der Start-ups eröffne neue Marktchancen.

Überall auf der Welt schätzen die Kunden die Liefer-, Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der Vulkan-Gruppe. Man setze auch zukünftig auf die Entwicklung und Erprobung innovativer und ressourcenschonender Produkte, Verfahren und Technologien. Sebastian Meise: Vor dem Hintergrund der personellen und infrastrukturellen Investitionen sowie der Investitionen in das Thema Innovation haben wir in Herne wie auch global als Unternehmensgruppe Chancen und Herausforderungen sowie wichtige Zukunftsthemen identifiziert und uns auf Wachstum und Wandel ausgerichtet. Dank gut gefüllter Auftragsbücher und einer stabilen Geschäftslage blicken wir positiv gestimmt in das neue Jahr.“

Herner Wirtschaftsförderung

Die Herner Wirtschaftsförderung beobachtet die Entwicklung der Herner Unternehmenslandschaft aufmerksam und sieht ein gemischtes Bild. Neben Unternehmen, die mit Zuversicht aufs kommende Jahr schauen, hätten andere Probleme. Beim Blick nach vorn steht für WFG-Geschäftsführer Dirk Drenk die Entwicklung der beiden Zentren weit oben auf der Prioritätenliste. In Wanne seien die Räume einer ehemaligen Spielhalle vermietet, auch für zwei weitere Ladenlokale gebe es Interessenten. Darüber hinaus solle die Wanner Innenstadt als Gastronomiestandort gestärkt werden, dabei habe man auch das Gebäude der Sparkasse am Buschmannshof im Blick. Für die Herner City sieht Drenk gute Chancen in der Zukunft. Ein Problem: Es gebe durchaus Anfragen, doch nicht die passenden Ladenlokale dazu.

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