Herne. Die Polizei spricht von einer relativ ruhigen Silvesternacht, die Feuerwehr von einer turbulenten, bei der Rettungskräfte angegriffen wurden.
Die Silvesternacht ist für die Herner Feuerwehr und Polizei die arbeitsreichste Nacht des Jahres. So fällt ihre Bilanz aus.
Die Herner Feuerwehr musste einen Frühstart in die Nacht hinlegen. Um 18 Uhr habe gerade die Einsatzbesprechung für Silvester begonnen, als sie auch schon ein jähes Ende gefunden habe, heißt es. Denn nur drei Minuten später seien die ersten Fahrzeuge zur Eschstraße alarmiert worden. Dort brannte ein Mülltonnenunterstand in voller Ausdehnung. Zwei Atemschutztrupps hätten das Feuer schnell unter Kontrolle bringen können.
Wohnung nach Balkonbrand unbewohnbar
Noch als die Nachlöscharbeiten im Gange gewesen seien, hätten mehrere Anrufer der Leitstelle eine brennende Gartenlaube in einer Kleingartenanlage in Horsthausen gemeldet. Vor Ort bestätigte sich für die Einsatzkräfte die Lage. Mehrere Atemschutztrupps waren etwa 40 Minuten im Einsatz, bis „Feuer aus“ gemeldet werden konnte. Zeit zum Durchatmen? Keine! Um 20.11 Uhr erreichte die Feuerwehr die nächste Brandmeldung, diesmal von der Bebelstraße. Der gemeldete Balkonbrand hatte sich bereits so weit ausgedehnt, dass die Wohnung durch die Rauchentwicklung unbewohnbar wurde. Die Bewohner konnten die Brandwohnung bereits vor Eintreffen der Feuerwehr verlassen. Zwei Personen hatten einen Löschversuch unternommen und mussten mit dem Verdacht einer Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus transportiert werden. Mehrere Atemschutztrupps bekämpften den Brand. Ungefähr 40 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst waren rund eine Stunde im Einsatz.
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Und zu diesem Zeitpunkt hatten die vielen Silvesterpartys in Herne gerade erst gewonnen. Der weitere Verlauf der Nacht brachte eine Vielzahl weiterer Einsätze: Im Bereich der Kleinbrände habe die Herner Berufsfeuerwehr 36 weitere Einsätze bewältigen müssen. Dabei sei sie durch die Freiwillige Feuerwehr tatkräftig unterstützt worden, zumal diverse zeitgleich abzuarbeitende Einsatzstellen vorgelegen hätten. Zusätzlich seien drei kleinere technische Hilfeleistungen geleistet worden.
Drei Einsatzkräfte der Feuerwehr in der Notaufnahme eines Krankenhauses angegriffen
Der personell verstärkte Rettungsdienst sei mit 57 Einsätzen ebenfalls stark gefordert gewesen. Wie erwartet, sei es häufig zu Verletzungen mit Feuerwerkskörpern sowie alkoholbedingten Einsätzen gekommen.
Negativer Höhepunkt aus Sicht der Herner Feuerwehr: Im Rahmen eines Rettungsdiensteinsatzes sei es zu einer Gewaltanwendung in der Notaufnahme eines Krankenhauses gekommen, bei der drei Einsatzkräfte leicht verletzt worden seien. Nach medizinischer Behandlung hätten alle ihren Dienst fortsetzen können. Eine Strafanzeige wurde erstattet. Außerdem sei ein Fahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr auf der Rückfahrt von einem Fehleinsatz mit Feuerwerkskörpern beschossen worden. Ein Täter habe jedoch nicht ermittelt werden können. Eine besondere Herausforderung für die Rettungskräfte: Sie mussten an vielen Stellen Slalom fahren, weil immer wieder Raketenbatterien mindestens verkehrsbehindernd auf der Straße abgefeuert und dort stehen gelassen wurden.
Zwei tätliche Angriffe auf Polizeibeamte
Die Polizei spricht in ihrer ersten Bilanz von einer verhältnismäßig ruhigen Silvesternacht: „Über den Jahreswechsel rückten die Beamten wegen elf Körperverletzungsdelikten aus. Die Polizistinnen und Polizisten sprachen 25 Platzverweise aus und nahmen zwölf Personen vorübergehend in Gewahrsam. Vier Personen leisteten Widerstand gegen polizeiliche Maßnahmen, in zwei Fällen kam es zu tätlichen Angriffen auf Polizeibeamte, in einem dieser Fälle wurde ein Beamter leicht verletzt. Zweimal schritten die Polizisten wegen missbräuchlich verwendeter Böller und Raketen ein. Die Beamten ermitteln zudem wegen 26 Sachbeschädigungsdelikten“, heißt in der Mitteilung.
Allerdings: Diese Zahlen beziehen sich auf die Städte Herne, Bochum und Witten, eine Auswertung für die einzelnen Städte sei nicht möglich gewesen.
Keine dauerhafte Polizeipräsenz am Buschmannshof
Im Gegensatz zum vergangenen Jahr hatte die Polizei diesmal keine Position am Buschmannshof in Wanne bezogen. Im vergangenen Jahr stand dort die gesamte Nacht ein Mannschaftswagen. Hintergrund: Beim Jahreswechsel 2022/2023 war eine Silvesterrakete in das Foyer der Sparkasse abgeschossen worden - mit voller Absicht. Beim aktuellen Stichprobenbesuch der Herner WAZ-Redaktion nach Mitternacht waren dort zwar Rettungswagen im Einsatz und Rangeleien zwischen Jugendlichen zu sehen, doch Polizei und Feuerwehr erwähnen den Buschmannshof nicht explizit in ihren Meldungen.