Herne. Die Zahl der verfügbaren Gewerbeflächen in Herne sinkt immer weiter. Allerdings gibt es trotz dieser Not auch einen positiven Aspekt.

Der Gewerbeflächen-Report der „Business Metropole Ruhrgebiet“ hat es vor wenigen Wochen wieder offenbart: Die Not bei verfügbaren Gewerbe- und Industrieflächen im Ruhrgebiet wächst beständig. Und Herne ist von dieser Entwicklung besonders betroffen.

Für Herner weist der Report 34,82 Hektar Flächenpotenzial aus - weniger haben nur noch Mülheim und Oberhausen. Und von diesen knapp 35 Hektar unterliegen 95,19 Prozent Restriktionen - Platz 2 im Ruhrgebiet hinter Bottrop. Diese Restriktionen, das ist keine Überraschung, ergeben sich durch Altlasten, die der Bergbau oder andere Industrieunternehmen nach ihrem Ende hinterlassen haben. Doch auch Artenschutz könne durchaus eine Rolle spielen, erklärt, Dirk Drenk, Geschäftsführer der Herner Wirtschaftsförderung (WFG) im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Als Beispiel nennt er die Kreuzkröte - von der es eine nennenswerte Population auf der Brache Blumenthal gibt.

Die meisten verfügbaren Flächen befinden sich im Eigentum der Stadt

Schaut man auf die Größe der Brache Blumenthal, auf der mittelfristig die „Techno Ruhr International“ entstehen soll, zeigt das, wie wenig Flächen Herne noch zur Verfügung hat: Von den knapp 35 Hektar entfallen alleine rund 25 auf Blumenthal. Doch dazu muss man wissen, dass bei einer Entwicklung mehr als die Hälfte dieser 25 Hektar nicht bebaut werden sollen. Das Team der Wirtschaftsförderung sieht trotz dieser Zahlen auch einen positiven Aspekt: „Bei einem Großteil der ausgewiesenen Flächen ist die Stadt Herne oder der Konzern Stadt Herne Eigentümer“, so Jasmin Werther, Leiterin des Bereichs „Flächen und Immobilienservice“. „So haben wir Gestaltungsmöglichkeiten bei der Entwicklung“, erläutert Drenk den Vorteil. Bei dieser Entwicklung gebe es eine klare Zielrichtung: höherwertige Unternehmen mit wissensintensiven Dienstleistungen und hoch qualifizierten Arbeitsplätzen aus dem Hochschulumfeld ansiedeln. Das gelte sowohl für Blumenthal als auch für das Funkenberg-Quartier.

„Das Thema Logistik ist in Herne abgeschlossen“

Drenk betont in diesem Zusammenhang noch einmal, dass Logistik für Ansiedlungen auf den städtischen Flächen nicht mehr infrage komme. „Das Thema ist in Herne abgeschlossen, damit ist die Stadt sehr gut ausgelastet.“

Drenk und Werther nennen zwei nennenswerte Flächen, die noch zur Verfügung stehen. So hatte die Wirtschaftsförderung 2022 eine fünf Hektar große Fläche an der Forellstraße in Baukau gekauft. Ziel sei eine gewerbliche Entwicklung mit Fokus auf die Freizeitwirtschaft. Dazu muss man wissen, dass die Fläche im Norden an den Rhein-Herne-Kanal grenzt. Und die Stadt Herne hatte vor einiger Zeit einen Prozess angestoßen, mit dem ein „Masterplan Wasserlagen“ entworfen werden soll.

Das Areal des ehemaligen Güterbahnhofs Horsthausen. Zurzeit läuft bereits die aktive Vermarktung.
Das Areal des ehemaligen Güterbahnhofs Horsthausen. Zurzeit läuft bereits die aktive Vermarktung. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Fläche des ehemaligen Güterbahnhofs Herne wird zurzeit aktiv vermarktet

Hinzu kommt das etwa fünf Hektar große Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Horsthausen. Ursprünglich wollte der Wärmepumpenproduzent Waterkotte dort einen großen Produktionsstandort bauen, doch das Projekt scheiterte, Waterkotte hat Herne inzwischen Richtung Bochum verlassen. „Diese Fläche vermarkten wir zurzeit aktiv gemeinsam mit der Stadt Herne“, so Werther. Bei der Immobilienmessen Expo-Real in München vor wenigen Wochen habe man auch erste Gespräche geführt, doch es sei noch sehr offen, was dort passieren wird. Interesse sei vorhanden: So habe es in der Vergangenheit bereits eine Anfrage von einem Nahrungsmittelhersteller für eine Produktion gegeben, doch das habe wegen der Geruchsbelästigung nicht gepasst.

Die Zahl der Anfragen bei der Wirtschaftsförderung steht im Kontrast zu den wenigen verfügbaren Flächen: 2023 hatte die WFG 160 Anfragen (auch aus Herne selbst) nach Flächen erhalten, die größte Fläche sollte 400.000 Quadratmeter groß sein, die kleinste einen Quadratmeter - für eine Ladesäule. „Am häufigsten wird nach bebaubaren Grundstücken gefragt“, so Drenk.

Bei der Vermarktung passen oft Nachfrage und Angebot nicht zusammen

Angesichts der Knappheit schaut die Wirtschaftsförderung selbst nach Flächen, die auf den Markt kommen. Größe spielt keine Rolle, ein Beispiel: das leer gezogene Aldi-Ladenlokal an der Cranger Straße. „Wir sind schon mit dem Eigentümer im Gespräch“, so Jasmin Werther. Doch eine schnelle Vermarktung sei nicht einfach, weil es in direkter Nähe viel Wohnbebauung gebe. Es gebe zwar Anfragen, doch das sogenannte Matching - bei dem Angebot und Nachfrage zusammenpassen - sei oft das Problem. Von diesen Flächen und Immobilien gebe es einige.