Herne. Die Herner Heitkamp-Unternehmensgruppe hat den größten Einzelauftrag ihrer Geschichte erhalten. Sie ist am Bau einer „Stromautobahn“ beteiligt.
■ Auftrag hat für Heitkamp ein Volumen von bis zu 300 Millionen Euro
■ Stromtrasse ist eine der Schlagadern der Energiewende
■ Auftrag hilft dabei, Mitarbeiterzahl zu halten oder sogar auszubauen
Die Herner Heitkamp-Unternehmensgruppe hat den größten Einzelauftrag ihrer Geschichte erhalten. Als Teil eines Konsortiums ist Heitkamp am Bau der Stromautobahn A-Nord beteiligt, die Windstrom aus Norddeutschland nach Nordrhein-Westfalen transportieren soll. Das Auftragsvolumen allein für Heitkamp liegt zwischen 200 und 300 Millionen Euro.
Zur Einordnung: Im Zuge der Energiewende sind vor der deutschen Nordseeküste immer mehr Windkraftanlagen entstanden. Allerdings fehlte es bislang an Kapazitäten, um den erzeugten Strom dorthin zu bringen, wo er gebraucht wird. Grund: Der Ausbau der Übertragungsnetze lief nur schleppend an, unter anderem, weil es an vielen Orten Widerstände gab.
Amprion: Trasse ist eine Hauptschlagader der Energiewende
Doch nun nimmt der Ausbau Fahrt auf – unter anderem mit der sogenannten A-Nord-Verbindung, die von Emden bis nach Osterath im Rheinland verlaufen wird. Übertragungsnetzbetreiber Amprion, der auch Auftraggeber für den Bau ist, bezeichnet diese Trasse als eine „Hauptschlagader“ für die Energiewende, denn es gebe nicht viele Nord-Süd-Verbindungen. A-Nord sei auch deshalb elementar, weil der Strombedarf in den kommenden Jahren deutlich steigen werde. Die Planungen laufen seit 2016, eigentlich sollte der erste Strom 2025 fließen. Nun nennt Amprion das Jahr 2027 als Zeitraum für die Fertigstellung. Rund 2000 Megawatt elektrische Leistung soll die etwa 300 Kilometer lange Verbindung zukünftig übertragen. Dies entspreche dem Bedarf von etwa zwei Millionen Menschen, so Amprion. Das gesamte Auftragsvolumen liegt zwischen 800 Millionen und 1,1 Milliarden Euro.
Dass sich auch die Heitkamp-Unternehmensgruppe – in einem Konsortium mit mehreren anderen mittelständischen Baufirmen – an der Ausschreibung für den Bau beworben hat, liegt an der Tatsache, dass die Trasse hauptsächlich aus Erdkabeln bestehen wird. Skizzenhaft ausgedrückt, wird Heitkamp Gräben ausheben, in denen die leeren Rohre verlegt werden, durch die später die Stromkabel gezogen werden. Bei den Arbeiten müsse man sehr auf die Bodenbeschaffenheit achten, so Kranz. Ein Grund: Die Kabel würden heiß, dürfen aber nicht zu viel Wärme an den Boden abgeben, weil viele der Flächen landwirtschaftlich genutzt würden. A-Nord sei eines der ersten Projekte dieser Art bundesweit, die in dieser Größenordnung realisiert werden, sagte ein Amprion-Sprecher auf Anfrage der Herner WAZ-Redaktion.
Baubeginn könnte noch im kommenden Jahr sein
Der Baubeginn war ursprünglich für 2024 anvisiert worden, doch vor dem Hintergrund der aktuellen energiepolitischen Lage könnte es auch schon im kommenden Jahr losgehen, schätzt Kranz. Da Heitkamps Anteil am Firmenkonsortium bei 27 Prozent liege, werde das Auftragsvolumen für das Wanne-Eickeler Unternehmen zwischen 200 und 300 Millionen Euro liegen, so Kranz. „Das ist schon maßgeblich.“ Und der Großauftrag sei vor dem Hintergrund einer aufziehenden Rezession und einer schlechteren Auftragslage dazu geeignet, die Firmengruppe zu sichern, die Belegschaft zu halten und vielleicht sogar die Zahl der Arbeitsplätze auszubauen.