Herne. Der Herner Baumaschinenhändler BRR treibt die Digitalisierung in der Branche voran. In wenigen Tagen geht ein Schulungszentrum in Betrieb.

Der Countdown läuft, der 1. Februar ist als Einzugstermin fest eingeplant. Dann will das Herner Unternehmen BRR Baumaschinen seiner „Tochter“ AP Deutschland GmbH ein neues - eigenes - Domizil an der Lindenallee in Holsterhausen bescheren. Beide Firmen steigen damit nach eigener Aussage zu den wichtigsten Akteuren bei der Digitalisierung in der Baubranche auf.

Die Vorhersage von BRR-Geschäftsführer Harald Ausmeier ist eindeutig: „In zehn Jahren wird kein Bauunternehmen mehr am Markt sein, dass nicht in die Digitalisierung investiert hat.“ Was er damit meint: Baumaschinen wie Bagger sind inzwischen Computer auf Rädern oder Ketten. Der Maschinist sitze zwar noch in der Kabine und betätige Gas und Bremse, den überwiegenden Teil der Arbeit übernähmen jedoch Computer. Dass ein Baufeld noch mit Holzpflöcken und Schnüren abgemessen und abgesteckt werde, gehöre bis auf wenige Ausnahmen der Vergangenheit an. Eine Asphaltfräse kann heute zum Beispiel komplett über ein digitales Geländemodell in der Höhe millimetergenau gesteuert werden und entsprechende Fahrbahnschichten abtragen. Die Konsequenz: weniger Materialverbrauch und dadurch Kostenvorteile. Auch bei der Vermessungstechnik könne gespart werden, die Mitarbeiter könnten in anderen Bereichen eingesetzt werden.

Auf einem Trainingsgelände können die Schulungsteilnehmer das theoretische Wissen testen.
Auf einem Trainingsgelände können die Schulungsteilnehmer das theoretische Wissen testen. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Der Einsatz der digitalen Möglichkeiten beschränke sich nicht mehr nur auf große Projekte und Maschinen, auch Kleinbagger von Garten- und Landschaftsbauern könnten sie nutzen. Der Bedarf an Schulungen sei riesig, so AP Deutschland-Geschäftsführer Marc Landwehr. Und diesen Bedarf will das Unternehmen mit seinem Schulungszentrum in Herne decken. Dort werde AP allerdings nicht nur theoretische Kenntnisse vermitteln, sondern auf einem Baufeld auch die Möglichkeit für praktische Übungen bieten. Ein Schulungszentrum in dieser Ausprägung gebe es bundesweit nur noch ein weiteres Mal. Dazu muss man wissen: BRR ist einer von vier Händlern in Deutschland, die Produkte von Topcon vertreiben dürfen. Topcon selbst ist weltweit die Nummer 2 bei GPS-Systemen und eben vollautomatischen Maschinensteuerungen. Für den Vertrieb hatte BRR extra das Tochterunternehmen AP Deutschland GmbH gegründet.

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„Die Kunden scharren schon mit den Hufen“, sagt Landwehr. Zu den Kunden zählten etliche Baukonzerne sowie auch lokale Bauunternehmen, das Gros komme aus dem Mittelstand. Eigentlich hätte der Betrieb längst laufen sollen - die ersten Überlegungen stammen schon aus dem Jahr 2016 -, doch BRR hatte mit den bekannten Problemen zu kämpfen: Handwerker- und Materialmangel. Schon vor dem Start denken Ausmeier und Landwehr weiter. Es gebe bereits eine genehmigte Planung für ein weiteres, deutlich größeres Schulungszentrum.

Auftragslage ist sehr gut, Personalmangel bereitet Probleme

Diese Vorausschau spiegelt sich in der Entwicklung von BRR Baumaschinen wider, das im vergangenen Jahr sein 30-jähriges Bestehen gefeiert hat: Die Firma wächst beständig, die Mitarbeiterzahl liegt längst jenseits der 100. Die Krise im Wohnungsbau treffe das Unternehmen nicht, so Harald Ausmeier im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Die Maschinen, die es verkauft und vermietet, kommen beim Materialumschlag - zum Beispiel in Häfen - bei Erdbewegungen oder beim Abbruch zum Einsatz. Beim Vertrieb der Marke Sennebogen sei BRR der stärkste Händler weltweit und komme auf einen Marktanteil von rund 50 Prozent. Ausmeier: „Viele Geschäftsbereiche laufen mit einer Auslastung von mehr als 100 Prozent.“ Die Auftragslage bezeichnet er als „sehr gut“, es gebe schon Bestellungen für das Jahr 2024. Und so steuert BRR weiter auf Kurs Wachstum.

BRR hat - wie inzwischen vielen andere Unternehmen - mit einem begrenzenden Faktor beim Wachstum zu kämpfen: Personal. Nach den Worten von Ausmeier sucht das Unternehmen 15 Mitarbeiter - vom Maschinenwäscher bis zum Trainer im Schulungszentrum.