Herne. In den vergangenen Jahren wurde viel über Brachen in Herne diskutiert, eine Fläche am Hauptbahnhof aber nie erwähnt. Nun könnte sie erwachen.

General Blumenthal, Knipping-Dorn, Pumpen-Müller, Güterbahnhof Horsthausen - diese und andere Brachen waren und sind in Herne in der Diskussion. Eine Brache in Wanne-Eickel tauchte bei diesen Diskussionen bislang nicht auf, doch das könnte sich demnächst ändern. Das Areal der alten Stückguthalle hinter dem Wanne-Eickeler Hauptbahnhof könnte zu neuem Leben erwachen.

Das Gelände ist das Paradebeispiel für einen „Lost Place“, einen verlorenen Ort: Nähert man sich ihm - die Zufahrt zum Betriebsgelände ist von der Hauptstraße aus zwischen den beiden Unterführungen -, erhebt sich zunächst ein mächtiges, fast trutzig wirkendes Verwaltungsgebäude. Unten gibt es eine Laderampe mit mehreren Toren, in den Obergeschossen scheint es früher Büros gegeben zu haben. Die meisten Fensterscheiben sind eingeschlagen. Darüber hinaus finden sich viele Hinweise darauf, dass der ein oder andere diesen verlassenen Ort doch gefunden hat.

Farbtupfer in trister Umgebung.
Farbtupfer in trister Umgebung. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Geht man um das Gebäude herum, öffnet sich eine etwa 300 Meter lange Halle mit einem halben Dutzend Gleisen. Man kann erahnen, wie viel Betrieb dort herrschte, als die Anlage noch in Betrieb war. Heute ist es still, der Lärm der Bahnsteig-Bauarbeiten hallt herüber. Jemand hat ein Sofa in die Mitte gestellt, einige mehr oder weniger professionelle Graffiti sind zu sehen, am Ende eines Bahnsteigs deuten Decken darauf hin, dass dort jemand übernachtet hat. Efeu überwuchert Gleise, Flieder hat an vielen Stellen die Deckschicht der Bahnsteige durchbrochen und wächst unbeirrt.

Auch interessant

Nach vielen Jahren des Tiefschlafs hat offenbar die Aufwachphase begonnen. Die Deutsche Bahn als Eigentümerin gibt sich auf Nachfrage der Herner WAZ-Redaktion ziemlich zugeknöpft: „Aktuell hat die DB keine eigenen Baumaßnahmen auf der Fläche geplant. Abriss oder Neubau sind momentan nicht vorgesehen.“

Die gemauerten Bögen überraschen in der rund 300 Meter langen Halle.
Die gemauerten Bögen überraschen in der rund 300 Meter langen Halle. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Das hört sich bei Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda deutlich konkreter an. „Unser Konzept für die Innenstadt von Wanne wird jetzt spürbar und erlebbar. Der Hauptbahnhof Wanne-Eickel ist dabei der wichtigste Knotenpunkt. Dabei haben wir jetzt auch die Deutsche Bahn im Boot. Sie hat den Hauptbahnhof zu einem Zukunftsbahnhof erklärt. Dieser Zukunftsbahnhof wird in den nächsten Jahren weiter ausgebaut und neuer Betriebsstandort der Bahn. Der Ausbau geht noch weit über die aktuelle Sanierung für 25 Millionen Euro hinaus. Im kommenden Monat findet dazu ein weiterer Infrastrukturgipfel in Herne statt.“

„Das hat die Bahn nur mit uns gemeinsam angestoßen, weil wir eine Seilbahn planen“

Und zu den alten Hallen sagt Dudda: „Die ungenutzten und heruntergekommenen Hallen werden in den nächsten ein, zwei Jahren verschwinden. Über alles Weitere verständigen wir uns mit der Bahn. Dazu gehört auch ein Paket für das Bahnhofsumfeld, das wir dann anpacken können. Das alles hat die Bahn aber nur mit uns gemeinsam angestoßen, weil wir am Hauptbahnhof eine Seilbahn planen.“

Den letzten Satz wiederum bestätigt die Bahn indirekt: „Die Deutsche Bahn unterstützt die Pläne der Stadt für das Areal Blumenthal und steht im regelmäßigen Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadt Herne“, so ein Bahnsprecher.

Blick auf das mächtige Verwaltungsgebäude.
Blick auf das mächtige Verwaltungsgebäude. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Bei der Blumenthal-Planung der Stadt spielt auch der Tunnel zwischen der Berliner Straße und der Ackerstraße eine Rolle, er soll als Radweg genutzt werden. Bislang wird die lange schmale Röhre als Angstraum wahrgenommen - der eigentlich gar nicht betreten werden darf, es handele sich lediglich um einen Betriebsweg der DB, zu dem Unbefugte keinen Zutritt hätten, heißt es von der Bahn. Doch darauf finde sich nirgendwo ein Hinweis. Mehr noch: Verkehrsschilder weisen darauf hin, dass für Autos und Motorräder die Durchfahrt untersagt ist, Radfahrer und Fußgänger dürfen aber laut Schild passieren.

Dass die Stadt Herne längst nicht nur das Umfeld, sondern auch den Bahnhof selbst betrachtet, spiegelt sich unter anderem in der Tatsache, dass die Verwaltung den Einzug eines Wettbüros in die ehemalige Gaststätte untersagt hat.

Der Zutritt zum Areal der Stückguthalle ist untersagt, die WAZ hat es mit Genehmigung der DB betreten.

+++ Nachrichten aus Herne. Lesen Sie auch +++