Bottrop. Im neuen Laden in der City bietet Thomas Albrecht ausgefallene, oft flauschige Wohnideen an. Zusätzlich will er Leben in die Stadt bringen.
Wo soll man hier nur zuerst hinschauen? Diese Frage schießt einem sofort durch den Kopf, wenn man den neuen Laden von Thomas Albrecht, das AK1, an der Poststraße betritt. Und wer glaubt, sich einen Überblick verschafft zu haben, den führen der Chef oder seine Angestellte gern um die nächste Ecke oder auch ins Untergeschoss, um noch mehr zu zeigen. Und das Angebot ist wirklich außergewöhnlich.
Albrecht ist Kürschnermeister und Bottroper. In seinem Betrieb in Gladbeck produziert er Wohnaccessoires, Möbel und andere Dinge, die die eigenen vier Wände verschönern. Dabei darf es durchaus extravagant sein – etwa mit dem Flaschenüberzug aus gefärbtem Lammfell. Wem das nicht ausreicht, der kann auch seinen gesamten Kühlschrank farbig-plüschig überziehen. Das entsprechende Anschauungsobjekt steht frei zugänglich in der kleinen Küche das Ladens. Die Schränke dort stehen übrigens auch zum Verkauf. „Alles, was hier im Laden ist, ist auch zu verkaufen“, sagt Albrecht.
Bottroper arbeitet in seiner Gladbecker Produktion eigentlich für den Zwischenhandel
Neben eigenen Kreationen bietet er an der Poststraße aber auch Produkte anderer Hersteller an, mit denen er schon lange zusammenarbeitet. Eigentlich ist Albrecht schon lange nicht mehr im Einzelhandel vertreten. Seine Kunden sind Innendesigner oder Hotelketten, er exportiert seine Waren in 60 Länder. Ausgerechnet zu Corona-Zeiten steigt er nun wieder in den Einzelhandel ein, in der Bottroper Innenstadt, über deren Probleme hinlänglich diskutiert wurde?
Davon lässt sich Albrecht nicht Bange machen. Er ist zuversichtlich, dass sein Angebot bei den Bottropern und auch bei auswärtigen Besuchern ankommen wird. Vier Wochen lang habe er den Laden schon sporadisch geöffnet und der Zuspruch sei gut. Die Menschen seien neugierig und interessierten sich für das Angebot. Es muss ja auch nicht immer allzu extravagant sein. Auch Handtücher, Handtaschen, Windlichter und andere Deko-Artikel hat Albrecht im Angebot.
Vermieter unterstützt die Idee des Concept-Stores und verzichtet auf Teil der Miete
Wichtig sei ihm, ein hochwertiges Angebot in Bottrop zu machen. Unterstützung erhält er da von seinem Vermieter Karl Reckmann. Der Ehrenvorsitzende des Einzelhandelsverbands sieht in Albrechts Concept Store einen Kontrapunkt zu den Ein-Euro-Läden in der City. Das sei ihm auch wichtig gewesen bei der Vermietung. Das Ladenlokal habe länger leer gestanden, es habe immer wieder Anfragen gegeben. „Aber ich wollte hier nicht den 15. Friseur einziehen lassen“, sagt Reckmann mit Blick auf den Branchenmix der Innenstadt.
Thomas Albrecht und er kennen sich schon lange und so entstand dann die Idee, dieses Ladens. Man sei sich schnell einig geworden, „denn wir wollen beide Bottrop nach vorne bringen“. Reckmann ist optimistisch, dass auch Albrechts Angebot seine Käufer in Bottrop finden werde. „Es gibt auch hier viele Menschen, die bereit sind, für Qualität Geld auszugeben. Und für diese Menschen fehlt das Angebot in der Stadt“, so Reckmanns Überzeugung.
Acht neue Läden in Bottrop dank subventionierter Mieten
Er und Albrecht sind optimistisch, dass es gelingt, Bottrops Innenstadt einen Schub zu geben. Acht neue Läden sollen in der City eröffnen dank besonderer Förderung. Die Stadt hat Geld vom Land erhalten, um die Miete zu subventionieren. Davon profitiert auch Albrecht. Im Gegenzug musste Reckmann die Miete für sein Ladenlokal reduzieren. Doch das sei es wert, sagt Reckmann und blickt zuversichtlich auf die Entwicklung in der Stadt.
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Von außen wirkt Albrechts Geschäft – die ehemalige Cyriakus-Apotheke – gar nicht so groß. Doch der Geschäftsmann nutzt das Untergeschoss ebenfalls als Verkaufs- und Ausstellungsfläche. Das beginnt sogar schon bei der Kellertreppe. Die und das Geländer hat Albrecht mit Leder bezogen. „Wir wollen hier einfach mal zeigen, was alles möglich ist.“
Gobelinbilder, die der Bottroper anbietet, schlucken den Schall
In einem Raum zeigt er dann zahlreiche Einrichtungsaccessoires, hauptsächlich aus flauschigem Schaf- oder Kaninchenfell. Wobei die Rohstoffe, die er nutzt, aus dem Nahrungsmittelbereich kämen, die Tiere also nicht eigens für seine Produkte geschlachtet werden. „Im Gegenteil, auf diese Weise wird das gesamte Tier verwertet.“
Weiter geht es mit Gobelinbildern. Ausgangspunkt ist ein Foto, dass dann ganz fein in Stoff gewebt wird. „Es gibt nur noch zwei Manufakturen in Belgien, die das beherrschen. Die fertigen das für uns an“, sagt Albrecht. Der Clou: Diese Bilder schlucken den Schall, werden deshalb auch in Großraumbüros oder Hotelbereichen genutzt, damit es dort nicht zu laut ist.
Thomas Albrecht sieht sein Engagement auch als Anschub für die Poststraße, die „kleine feine Einkaufsstraße“ in Bottrop. Es gehe auch darum, den Stadtkern rund um Kirch- und Berliner Platz wieder zu stärken. Aus diesem Grund setzt Albrecht auch auf Unterhaltung vor seinem Laden. Einen der Stellplätze dort hat er – mit Genehmigung der Stadt – zu einer kleinen Veranstaltungsfläche umgebaut.
Veranstaltungs- und Gastrofläche vor dem Laden geplant
„Jetzt am Samstag hatte ich einen Straßenmusikanten da. Das kam super an. Die Leute sind stehen geblieben, haben zugehört und hatten Spaß.“ Das will er nun regelmäßig samstags anbieten. Außerdem könne das benachbarte Café Kram die Fläche vormittags und mittags für seine Außengastronomie nutzen. Nachmittags will Albrecht dort selbst Bier und Wein ausschenken.
Auch für den kleinen Garten hinter dem Haus – hier steht einer der ältesten Magnolienbäume der Stadt – hat Albrecht schon Ideen, denkt über eine Grillhütte nach. Doch darüber, so Karl Reckmann, müsse man noch einmal sprechen. Grundsätzlich aber, da sind sich die beiden einig, funktioniere eine Innenstadt nur bei einer Symbiose aus Handel und Gastro.
Thomas Albrecht jedoch ist zuversichtlich, dass sein Laden viele Besucher zur Poststraße zieht. Davon könnten dann auch die umliegenden Geschäfte und Boutiquen profitieren. Zusätzlich hat er sich schon Gedanken gemacht, wie man die Poststraße dekorieren könnte. Ihm schwebt da – nach dem Vorbild der Gladbecker Straße – eine Deko aus Regenschirmen vor. Bestellt habe er sie zumindest schon.