Gladbeck. Vor 50 Jahren hat Karl-Heinz-Katzner sein Autohaus gegründet. Nun geht der Gladbecker in den Ruhestand. Blick zurück auf turbulente Jahre.
Seine Kundinnen und Kunden haben ihm den Abschied nicht leicht gemacht. Das gibt Karl-Heinz Katzner unumwunden zu. Ende Oktober schließt der 75-Jährige sein Familienunternehmen – das Autohaus Katzner an der Helmutstraße 53 in Gladbeck. Lange Zeit, sagt der Geschäftsmann, habe er sich Gedanken darüber gemacht, wann der richtige Zeitpunkt sei, den Kunden die Neuigkeit zu übermitteln. „Natürlich hatte ich ein wenig Angst davor, dass ab dann niemand mehr ein Auto hier kauft, in einem Laden, der kurz vor der Schließung steht!“ Doch seine Kunden, die haben Karl-Heinz Katzner in diesem Punkt so richtig überrascht.
Viele Kunden wollten unbedingt noch einen Termin für eine letzte Inspektion bei Katzner
Denn das Gegenteil ist eingetreten. „Wir haben sogar mehr Autos verkauft in letzter Zeit“, sagt der Gladbecker. Und was ihn ganz besonders stolz macht: In der Werkstatt hat man derzeit alle Hände voll zu tun. „Denn ganz viele Kunden wollen unbedingt noch eine letzte Inspektion bei uns durchführen lassen, bevor wir aufhören.“ So eine Treue muss man sich erarbeiten. Karl-Heinz Katzner hat es gemeinsam mit Ehefrau Ilona geschafft. Und aus so manchem Autokäufer, sagt er, sei im Lauf der Jahre zudem auch ein guter Freund der Familie geworden.
Mit gebrauchen Autos amerikanischer Marken hat alles angefangen. Später kamen dann Neuwagen hinzu: Mitsubishi, dann noch Dodge und Chrysler. „Ich wollte einfach immer die Nischen-Modelle anbieten“, sagt Karl-Heinz Katzner rückblickend. Und die Liebe zu Autos, vor allem auch den PS-starken, die hat sich bei ihm schon sehr früh gezeigt. Seine Lehre begann der Gladbecker 1964 bei Ford Oder. Dort legte er auch die Gesellenprüfung ab, machte dann 1976 seinen Kfz-Meister. „Der Chef, Herr Oder, hat immer amerikanische Straßenkreuzer gefahren. Und mir war ganz schnell klar – so einen Wagen will ich auch mal besitzen!“
Der erste amerikanische Wagen des Gladbeckers: ein Ford Mustang Mach 1
Sein Traum ging in Erfüllung: mit einem Ford Mustang Mach 1! 1974 machte sich Karl-Heinz Katzner gemeinsam mit seinem Bruder Manfred mit einer Kfz-Werkstatt selbstständig. In zwei Garagen auf dem Grundstück der Eltern an der Landstraße starteten die Brüder durch. Doch schon bald reichte der Platz dort nicht mehr aus. Der Umzug auf das Grundstück an der Helmutstraße, bis heute der Firmensitz, stand an.
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Und ein Neubau. Denn die Katzners wollen Mitsubishi-Vertragspartner werden, der erste in Gladbeck. „Das war mir wichtig, eine Marke zu verkaufen, die es hier noch nicht gab“, betont der Geschäftsmann. Ein Jahr später feiert das neue Autohaus Eröffnung, einige Jahre später kommt noch eine Lackiererei hinzu. Und auch der Verkauf vor allem gebrauchter amerikanischer Straßenkreuzer geht weiter. Zu groß ist die Liebe zu diesen besonderen US-Cars. Und auch als Werkstatt für die amerikanischen Flitzer machen sich die Katzners einen Namen in der Szene der Liebhaber dieser Fahrzeuge.
Ende der 90er. Jahre verabschiedet sich Bruder Manfred Katzner in den Ruhestand, da ist aber schon längst Ehefrau Ilona an der Seite ihres Mannes. Und 2003 steht ein weiterer Neubau an der Helmutstraße an: Katzner wird Chrysler- und Jeep-Händler. „Dafür musste das zweite Autohaus gebaut werden, denn einen Verkauf ihrer Modelle in einem Laden mit Mitsubishi, das hätte Chrysler nicht mitgemacht“, sagt Karl-Heinz Katzner. Doch damit noch nicht genug, wiederum zwei Jahre später kommt die Marke Dodge hinzu, kurz darauf dann auch noch Lancia.
Stolz ist Karl-Heinz Katzner auf das gute Betriebsklima in seinem Unternehmen
Über 20 Mitarbeiter beschäftigt der Betrieb zu Spitzenzeiten, heute sind es immer noch zwölf. „Einige sind schon seit 40 Jahren bei uns, sie gehen jetzt so zu sagen auch mit uns in den Ruhestand. Die jüngeren haben alle neue Arbeitsplätze gefunden.“ Auf die Treue seines Teams zum Betrieb ist Karl-Heinz Katzner sehr stolz, spricht sie doch für ein gutes Betriebsklima. Auch Tochter Stephanie hat eine ganze Weile im elterlichen Betrieb mitgearbeitet, sich dann letztendlich aber für einen ganzen anderen beruflichen Weg entschieden: Sie ist Sommelière, also Weinfachfrau, und lebt in Hamburg.
„Eigentlich“, erinnert sich Karl-Heinz Katzner zurück, „ist die Automobilbranche, angefangen von der Ölkrise in den 70ern, von einer Krise in die nächste geraten.“ Natürlich habe auch sein Betrieb mal zu kämpfen gehabt. „Doch selbst während der Corona-Pandemie haben wir alles getan, um keinen Mitarbeiter entlassen zu müssen. Und wir haben auch die Zeit überstanden!“
Emotionaler Abschiedsbrief ging an alle Kunden des Autohauses
Von seinen Kundinnen und Kunden hat sich die Familie Katzner schon vor kurzem in einem sehr emotionalen Schreiben verabschiedet. Auch dieser Schritt ist dem Geschäftsmann sehr schwergefallen. „Aber endlich einmal keine Verpflichtungen mehr zu haben und somit mehr Zeit mit der Familie, mit meiner Frau, verbringen zu können, das ist durchaus eine gute Perspektive für die Zukunft“, gibt der 75-Jährige dann doch zu. Reisen unternehmen will das Ehepaar, auch Wein-Touren, denn der Gladbecker ist ein großer Liebhaber eines guten Tropfens.
Ein bisschen mehr Zeit fürs Private hat sich Karl-Heinz Katzner auch jetzt schon genommen. Vor wenigen Tagen hat er mit seiner Frau eine Tour in die Umgebung unternommen. Mit einem weißen Thunderbird Cabrio, Baujahr 64. Wenige Tage später hat er den Wagen dann verkauft – an einen Liebhaber aus Österreich.
>> Wie es weiter gehrt mit dem Autohaus Katzner
Zwei Jahre lang hat sich Karl-Heinz Katzner darum bemüht, einen Nachfolger für seinen Betrieb zu finden, der auch seine Automarken und den Werkstattservice für die US-Cars mitübernimmt. Vergebens.
Verkauft ist das Autohaus aber mittlerweile, es wird mit einem anderen Konzept weitergeführt. Käufer ist ein Gladbecker Unternehmen, das mit Gebrauchtwagen handelt.
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