Gladbeck. Autoprämie oder Radwegeausbau. Einkaufsgutscheine und Hilfen für Kinder. Die Erwartungen an den Berliner Rettungsschirm sind groß in Gladbeck.

Autoprämie, Familienbonus, Finanzhilfen für Kommunen: In Berlin berät die Politik über ein milliardenschweres Konjunkturpaket zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise. Während in der Hauptstadt noch heftig diskutiert und um strittige Punkte gerungen wird, haben sich Organisationen, Unternehmen und Vereine in Gladbeck schon einmal Gedanken gemacht, welche Hilfe aus Berlin sie für sinnvoll halten.

Kfz-Innung: Entscheidung für die Autoprämie muss schnell kommen

Karl-Heinz Katzner, Chef des Autohauses Katzner und stellv. Obermeister der Kfz-Innung der Kreishandwerker Emscher-Lippe-West, begrüßt die kontrovers diskutierte Auto-Kaufprämie, fordert aber, dass das Gerangel dazu endlich aufhören „und die Entscheidung jetzt schnell kommen muss“.

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Denn die anhaltende Diskussion seit zwei Monaten sei eher kontraproduktiv und sorge nach der coronabedingten Flaute momentan für weitere Zurückhaltung bei einigen Kunden. „Die sich konkret für einen Neuwagen interessieren, mir aber dann auch offen sagen, dass sie mit dem Kauf lieber noch warten, um sich die Prämie nicht entgehen zu lassen.“

Gut wäre auch, so Katzner weiter, wenn die Prämie auch rückwirkend ab einem bestimmten Datum gelten würde. Um die Konjunktur seines Gewerbes anzukurbeln, sei es zudem wichtig, so Katzner, „dass die Prämie nicht bei Hybrid- oder E-Autos, sondern auch bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren greift“. E-Autos seien noch zu teuer, die Nachfrage deshalb gering.

ADFC: Beim Konjunkturpaket auch die Verkehrswende nicht vergessen

Ganz anders sieht das Vera Bücker. Die Vorsitzende vom Fahrradclub in Gladbeck (ADFC) hofft vielmehr, „dass beim Konjunkturpaket auch an die für die Bekämpfung des Klimawandels so notwendige Verkehrswende gedacht wird“. Dafür sei aber eine Kaufprämie für Benziner und Diesel kontraproduktiv. Selbst eine Förderung von E-Autos helfe nur wenig, „denn das Problem der von Autos verstopften Innenstädte wird damit nicht gelöst“.

Vera Bücker vom ADFC Gladbeck wünscht sich Fördermittel für den Ausbau des Radwegnetzes.Von einer Autprämie hält sie gar nichts.
Vera Bücker vom ADFC Gladbeck wünscht sich Fördermittel für den Ausbau des Radwegnetzes.Von einer Autprämie hält sie gar nichts. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Besser wäre es, wenn Fördermittel in den Ausbau und die Optimierung des Radwegenetzes und des ÖPNV gesteckt würden, so Bücker weiter. Für den Radverkehr im Ruhrgebiet und in Gladbeck bedeute das die zügige Realisierung des Radwegekonzeptes des RVR mit Bau von Radschnellwegen und Radhauptrouten. Konkret für die Bürger hier wünscht sich die ADFC-Vorsitzende den baldigen Baubeginn für den RSMR (Radschnellweg Mittleres Ruhrgebiet). Weiter könnten in Gladbeck vierspurige Straßen rückgebaut und dafür breite Radstreifen angelegt werden. Auch die Umwidmung weiterer Bahntrassen sei mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket denkbar. Bücker: „So kann das Umsteigen aufs Fahrrad noch stärker in den Fokus genommen werden.“

Einkaufsgutscheine zur Unterstützung des Einzelhandels

„Eine Unterstützung für die Binnennachfrage!“ Das fällt dem Vorsitzenden des Gladbecker Einzelhandelsverbands im Hinblick auf die Verhandlungen in Berlin über einen Corona-Rettungsschirm sofort ein. Georg Hahne: „Eine Möglichkeit wären zum Beispiel Einkaufsgutscheine.“ Wichtig sei, dabei aber alle Branchen zu bedenken, betont der Einzelhändler. Und er fordert den Altschuldenerlass für Gladbeck, „damit Politik und Verwaltung wieder gestalterisch tätig werden können“.

Kinderschutzbund: Hilfe muss auch bei den Kindern ankommen

Dass besonders arme Familien in der Corona-Krise leiden, das weiß Peter Fischer als Vorsitzender des Kinderschutzbundes aus erster Hand.

Peter Fischer vom Kinderschutzbund weiß: Vor allem Kinder aus armen Familien brauchen Hilfe, die auch bei ihnen ankommt.
Peter Fischer vom Kinderschutzbund weiß: Vor allem Kinder aus armen Familien brauchen Hilfe, die auch bei ihnen ankommt. © Funke Foto Services | Lutz von Staegmann

Schließlich betreut der Kinderschutzbund viele Kinder aus diesen Familien. Dass der Bund nun über eine finanzielle Hilfe für Familien nachdenkt, begrüßt der Vorsitzende ausdrücklich.

Auf Bundesebene ist ein einmaliger Bonus von 300 Euro pro Kind im Gespräch. NRW-Ministerpräsident Laschet fordert sogar 600 Euro. „Allerdings“, betont Peter Fischer, „muss auch sichergestellt sein, dass das Geld wirklich den Kindern zugute kommt und nicht für andere Konsumgüter ausgeben wird.“ Das digitale Lernen werde immer wichtiger. Für die Prämien könnten also Tablets oder Laptops für den Schulunterricht angeschafft werden. Kleidung sei ebenfalls wichtig: „Unser Kleiderladen hat seit kurzem wieder geöffnet, und er ist so gut frequentiert wie noch nie zuvor. Die Not in vielen Familien ist groß!“

Der Kleiderladen vom Kinderschutzbund

Der Kinderschutzbund Gladbeck hat seine Räume am Kirchplatz 8 in der Innenstadt, direkt an der St. Lambertikirche.

Dort befindet sich auch der Kleiderladen, der seit Mitte Mai unter Beachtung der geltenden Hygieneregeln in der Corona-Pandemie wieder geöffnet hat. So dürfen die Kunden z.B. nur einzeln eintreten.

Der Kleiderladen hat dienstags und donnerstags von 9 bis 11 Uhr geöffnet. Mehr zu den Angeboten vom Kinderschutzbund unter dksb-gladbeck.de