Gelsenkirchen. Die AfD nennt ihn ein „Urgestein“: Friedhelm Rikowski (68) will Jörg Schneider (60) in Berlin ablösen - dabei wollte der einen jungen Kandidaten.
Die AfD Gelsenkirchen hat den 68-jährigen Ratsherren sowie ehemaligen Verwaltungsbeamten und Landtagskandidaten Friedhelm Rikowski zum Direktkandidaten für die Bundestagswahl gewählt. Der Kreisverband selbst nennt ihn ein „Urgestein“, seit über 30 Jahren ist Rikowski in der Gelsenkirchener Kommunalpolitik aktiv, früher für die CDU. Rikowski, der als Schatzmeister auch dem Gelsenkirchener AfD-Vorstand angehört, wurde auf dem Parteitag am 4. Dezember mit rund 90 Prozent der Stimmen gewählt.
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Rikowski will den bisherigen Gelsenkirchener Bundestagsabgeordneten Jörg Schneider ablösen, der angekündigt hat, nicht mehr kandidieren zu wollen und aus Gelsenkirchen wegzuziehen. Schneider hatte den Schritt „parteitaktisch“ begründet und eigentlich erklärt, dass er den Platz frei machen wolle für jüngere Kandidaten. Rikowski ist mit seinen 68 Jahren aber nun sogar noch ein deutliches Stück älter als der ehemalige Offizier Schneider, der seinen Lebensmittelpunkt nach Freiburg verlagert.
AfD Gelsenkirchen will mit Rikowskis alten CDU-Kontakten punkten
Kreissprecherin Enxhi-Seli Zacharias verfolgt mit Rikowskis also augenscheinlich eine andere Taktik: „Friedhelm Rikowski kann durch sein hohes Ansehen in der Stadt, aber auch seine guten Kontakte zu den anderen Parteien, insbesondere für die CDU zu einem unkalkulierbaren Risiko werden“, behauptet sie in der Pressemitteilung zu Rikowskis Wahl. Bezug nimmt die Gelsenkirchener Parteichefin damit auch auf einen WAZ-Bericht von Ende 2023. Damals wurde bekannt, dass Rikowski ohne Widerspruch von SPD, CDU und Grünen zum Schöffen, also ehrenamtlichen Laienrichter, gewählt wurde.
In seiner Rede auf dem Parteitag der Rechtsaußen-Partei versuchte Rikowski an Klagen über das „Fremdheitsgefühl“ anzudocken, die man mit Blick auf die Bahnhofstraße häufig von alteingesessenen Gelsenkirchenern hört. „Heute fühlen wir uns fremd - wir erkennen die Stadt nicht mehr wieder, die wir aus Kindheitszeiten kennen. Und ja, verdammt nochmal, es schmerzt“, wird er in der AfD-Pressemitteilung zitiert.
Mit Rikowskis Wahl stehen nun fast alle Direktkandidatin für die Bundestagswahl am 23. Februar im Wahlkreis 122 - Gelsenkirchen fest. Verteidigen will den Wahlkreis der direkt gewählte SPD-Abgeordnete Markus Töns. Für die CDU geht Partei- und Fraktionschef Sascha Kurth ins Rennen. Die Grünen setzen wieder auf die derzeitige Parlamentarische Geschäftsführerin der Bundestagsfraktion, Irene Mihalic. Und die hiesige FDP steht hinter Ex-Bundesjustizminister und Neu-Generalsekretär Marco Buschmann. Die Linken wollen ihren Kandidaten am 13. Dezember wählen.