Gelsenkirchen. Er wollte Gelsenkirchens Oberbürgermeister werden und saß siebeneinhalb Jahre im Bundestag. Jetzt verlässt Jörg Schneider die Stadt.
Die Gelsenkirchener AfD verliert einen ihrer erfahrensten Politiker: Der Bundestagsabgeordnete Jörg Schneider hat angekündigt, dem nächsten Bundestag nicht mehr angehören zu wollen. Gleichzeitig wird es aus privaten Gründen aus Gelsenkirchen wegziehen.
„Ich habe mich entschieden, nicht wieder für den Bundestag zu kandidieren“, sagte Schneider jetzt in einer Videobotschaft auf Facebook. „Zum einen sind siebeneinhalb Jahre wirklich genug, gerade in Berlin. Andererseits ist es für mich auch eine parteitaktische Frage.“ Mit 60 Jahren könne er zwar noch gut, ein bis zwei Legislaturen absolvieren. Jedoch kommt aus seiner Sicht dann die Zeit, in der die AfD vielleicht an einer Bundesregierung beteiligt sein könnte. Bis dahin sollten „junge Kollegen Erfahrung sammeln können“, die sie für die eventuelle Regierungsarbeit nutzen könnten.
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Dass sich für die Erfüllung von Schneiders Prognose noch einiges tun muss, steht außer Frage. CDU-Chef- und Kanzlerkandidat Friedrich Merz betonte erst jüngst wieder im Bundestag: „Weder vorher noch nachher, noch zu irgendeinem anderen Zeitpunkt gibt es eine Zusammenarbeit von meiner Fraktion mit ihnen“.
Ex-AfD-Chef Schneider zieht nach Baden-Württemberg
Schneider ist ehemaliger Kandidat fürs Amt des Oberbürgermeisters und war viele Jahre der Vorsitzende des Gelsenkirchener Kreisverbands. Auf Nachfrage der WAZ, ob er sich nun wieder vermehrt kommunalpolitisch für die Rechtsaußen-Partei in Gelsenkirchen engagieren wollte, möglicherweise sogar vielleicht erneut für das OB-Amt kandidieren werde, teilte Schneider mit, dass er Gelsenkirchen aus privaten Gründen verlassen werde. Nach der Hochzeit mit seiner Frau ziehe es ihn in den Raum Freiburg. „Ich habe mich allerdings immer wohl gefühlt in Gelsenkirchen“, betont er.
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Der Diplom-Wirtschaftsingenieur und gebürtige Solinger war im Bundestag vor allem in der Gesundheitspolitik aktiv. Zwölf Jahre war er Offizier bei der Bundeswehr, in Gelsenkirchen arbeitete er danach als Berufsschullehrer. Schneider wollte der Gelsenkirchener AfD einen „bürgerlich-konservativen“ Anstrich geben, kritisch beäugt wurde er aufgrund seiner Mitgliedschaft bei der als rechtextrem geltenden Burschenschaft „Germania“.
Nachfolge-Kandidat von Jörg Schneider wird am 4. Dezember bestimmt
Schneiders Nachfolge-Kandidaten will der AfD-Kreisverband Gelsenkirchen am 4. Dezember benennen. Wie Kreissprecherin Enxhi Seli-Zacharias gegenüber der WAZ ankündigte, soll dann der Parteitag stattfinden, bei dem die Parteimitglieder aus Gelsenkirchen ihren Direktkandidaten für die baldige Bundestagswahl wählen und die Delegierten für die Landeswahlversammlung bestimmen . Wo und ob dieser dann auf der Liste für die Bundestagswahl landet, wird sich dann bei der Wahlversammlung klären. Für die gibt es noch keinen Termin.
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Enxhi Seli-Zacharias, Landtagsabgeordnete in Düsseldorf, hat gegenüber unserer Redaktion bereits ausgeschlossen, für den Bundestag kandidieren zu wollen. Zu einer möglichen OB-Kandidatur äußert sie sich noch nicht. Wer für die AfD bei der Kommunalwahl antreten soll, werde man im Januar klären. Dann soll auch das Parteiprogramm der hiesigen AfD vorgestellt werden.
Sicher ist bislang nur, dass Laura Rosen für die CDU als OB-Kandidatin ins Rennen geht. Oberbürgermeisterin Karin Welge hat sich immer noch nicht geäußert, ob sie wieder antreten wird - die Zeichen verdichten sie jedoch, dass sie nicht erneut antritt. Mehr Klarheit gibt es bei den Bundestagskandidaten. Es treten an: Markus Töns (SPD), Sascha Kurth (CDU), Irene Mihalic (Grüne) und Marco Buschmann (FDP). Kommunalwahl und Bundestagswahl sollten ursprünglich zusammenfallen, nach dem Ampel-Bruch wird aber schon am 23. Februar ein neues Parlament in Berlin gewählt. Die Kommunalwahlen finden am 15. September 2025 statt.