Bottrop. Im Juli 1924 eröffnet das Jahnstadion mit einem großen Sportfest. Seither ist es Heimat des VfB. 2005 entsteht die Anlage behindertengerecht neu.

Das Jahr 1924 kann getrost als Wendepunkt in der Bottroper Sportlandschaft bezeichnet werden. Im Juli vor 100 Jahren eröffnet die noch junge Stadt, die erst fünf Jahre zuvor die Stadtrechte erhalten hat, zwei große Sportanlagen, die heute noch bestehen. Im Stenkhoffbad, damals noch „Volksbad im Freien an der Boye“ genannt, können seither Bottroperinnen und Bottroper ihre Bahnen ziehen. In der gleichen Woche weiht die Stadt mit einem großen Sportfest ein neues Stadion ein.

Und das ist für damalige Verhältnisse richtig groß. Es gibt ein stadionartiges Großkampffeld, auf dem vor allem Bottrops ältester und größter Verein, der VfB, seine Heimat findet. Aus Vereinsmitteln hätte der VfB ein Stadion nicht finanzieren können. Außerdem gibt es Übungsplätze für andere Sportarten neben dem Fußball, wie Diskus- und Schleuderballwurf oder Faustball.

Der VfB bekommt nach einigen Umzügen 1924 in Bottrop nun eine dauerhafte Spielstätte

Endlich hat der VfB eine dauerhafte Heimat. Ein früheres Sportfeld an der Bogenstraße steht zu der Zeit nämlich nicht mehr zur Verfügung. Zwischenzeitlich war er gegen Gebühr zu Gast auf einem Platz der Herz-Jesu-Pfarrei. Und jetzt ein großer Sportplatz. Sicher hat Bottrop damals auch auf die Nachbarstädte Oberhausen und Gladbeck geschielt. Auch dort gibt es in den 1920er Jahren Pläne für neue Sportstätten wie das Stadion Niederrhein oder die Vestische Kampfbahn bei Schloss Wittringen.

Das Jahnstadion in Bottrop ist 1924 eröffnet worden.
Das Jahnstadion in Bottrop ist 1924 eröffnet worden. © E.-G. Schweizer

Bottrop macht aber fast noch schneller Nägel mit Köpfen. Die Einweihungswoche wird zum großen, stadtweiten Ereignis, über das auch die damaligen Tageszeitungen ausführlich berichten. Es erscheint sogar eine Festschrift, die niemand anderer als Josef Albers gestaltet. Herausgeber ist der städtische Jugendausschuss, der bereits vor dem Ersten Weltkrieg gegründet wird. In den 20er Jahren wird er regelmäßig finanziell ausgestattet. Der damalige Oberbürgermeister Dr. Erich Baur zeigt in der Schrift erfreut und dankbar darüber, „daß es gelungen ist, in so schwerer Zeit solch wichtige Anlagen für unsere Jugend herzurichten“.

Denn schwierig sind die Zeiten in jedem Fall: Der verlorene Krieg ist erst sechs Jahre vorbei, das Land hat gerade eine Rekordinflation nie gekannten Ausmaßes und die Ruhrbesetzung hinter sich, die riesigen Reparationszahlungen vor allem an Frankreich drücken weiter. So ist die 18 Morgen (nach heutigem Maß etwa viereinhalb Hektar) umfassende Fläche, die die Stadt zunächst von der Arenbergischen Aktiengesellschaft pachtet, für damalige Sportverhältnisse schon ziemlich groß.

Echte Fans halten auch Schnee und Eis nicht vom Stadionbesuch ab: Auch der unermüdliche Zeitungsfotograf E.-G. Schweizer war natürlich vor Ort, wie fast immer in den 50er und 60er Jahren.
Echte Fans halten auch Schnee und Eis nicht vom Stadionbesuch ab: Auch der unermüdliche Zeitungsfotograf E.-G. Schweizer war natürlich vor Ort, wie fast immer in den 50er und 60er Jahren. © E.-G. Schweizer

Im Kern besteht das später nach dem heute zum Teil umstrittenen „Turnvater Jahn“ benannte Stadion trotz einiger Umbauten bis Anfang der 2000er Jahre. Zwischen Parkstraße und Hans-Böckler-Straße werden die Fans in diesen Jahrzehnten Zeugen wichtiger oder auch illusterer Matches. Zur Zeit der Stadioneinweihung spielte der VfB in der Niederrhein-Oberliga, damals so etwas wie die 1. Liga. Viele der sogenannten „Fahrstuhlspiele“, die das Auf und Ab des VfB in den 60er und 70er Jahren prägten, erleben die Bottroper in ihrem Jahnstadion.

Das heutige Jahnstadion errichtet die Stadt ab 2004 – behindertengerecht, mit Flutlicht und Tartanbahn

Ab 2004 nimmt die Stadt – und der 2001 gegründete Förderverein – Geld in die Hand: Das alte Stadion wird abgerissen. Für knapp zwei Millionen Euro entsteht die heutige Anlage mit überdachter Tribüne, Tartanbahn und Flutlicht. Das Stadion wird damals behindertengerecht ausgebaut und als Austragungsort von Spielen für Menschen mit Handicap überregional bekannt. Bis heute bekennt sich die Stadt zu dem von ihr vor 100 Jahren errichteten Stadion, das seither nicht nur Heimat des VfB, sondern für viele Vereine und Turniere ist.

Übrigens: Der Sprinter Kim Collins aus St. Kitts und Nevis lief 2016 die 100 Meter in 9,93 Sekunden – und stellte damit im Alter von 40 Jahren seine persönliche Bestzeit und den Stadionrekord auf.