Oberhausen. . Die Heimspielstätte der rot-weißen Kleeblätter in Oberhausen wurde im Mai 1926 eröffnet. Mit dem 1. FC Nürnberg kam der damals amtierende Champion.
Das Pfingstfest des Jahres 1926 fiel auf den 23. und 24. Mai, und war vom Wetter her dem Fest 2016 ziemlich ähnlich. Weiter wäre das nicht bemerkenswert, wenn nicht der 24. Mai in den damals erschienenen Zeitungen ganz groß gefeiert worden wäre: „Oberhausens großer Tag, das Weihefest des Stadions“ hieß es im „General-Anzeiger“, der sich auf nicht weniger als drei Seiten (ohne jede Illustration übrigens) über den Pfingstmontag von morgens bis abends ausließ.
Keine Kosten gescheut
Blicke auf die sich tagsüber ändernde Wetterlage fehlten so wenig wie ausführliche Darstellungen der „Weihe-Rede“ von Oberbürgermeister Havenstein und die Beschreibung der sportlichen Darbietungen. Dazu hatte die Stadt übrigens keine Kosten gescheut, denn mit dem 1. FC Nürnberg kam der amtierende Deutsche Meister mit Torwart-Legende Heiner Stuhlfauth ins Stadion, um eine „Stadtauswahl“ mit 6:0 vorzuführen. Oberhausens Torwart Maciejewski (Viktoria 09) soll dabei „die schwerste Feuerprobe in seinem Fußballerleben“ erlebt haben, berichtet die „Ruhrwacht“.
Das Schwimmstadion musste weichen
Zur Generalprobe wurde bereits im Frühjahr 1926 ein Fußballspiel ausgetragen: In der Vorrunde zur Westdeutschen Meisterschaft besiegte vor 90 Jahren der Duisburger SV den DSC Arminia Bielefeld mit 6:0.
Drei Jahre später wurde das „Städtische Stadion am Grafenbusch“ in „Stadion Niederrhein“ umbenannt.
Mit dem Stadion wurde 1926 auch das Schwimmstadion eingeweiht, das vor Jahren der Sport- und Freizeitanlage des Stadtsportbundes weichen musste.
Doch es ging heute vor 90 Jahren weniger um den Sport als eben um den Bau und das in zwei Jahren unter Federführung der Firma Heine Errichtete. „Eine selten schöne Anlage“ lautete ein Echo aus der Versammlung des Verbandes der rheinisch-westfälischen Sportpresse, die sich zu dem Ereignis in Oberhausen versammelt hatte. Die Pläne zum Stadionbau hatte 1919 der fußballbegeisterte Rektor und Vorsitzende des Stadtverbandes für Leibesübungen, Edmund Hendus, angeregt, der mit lauter Freiwilligen aus der Sportbewegung hatte bauen wollen. Das unterbanden zunächst Ruhrkampf und französische Besatzung, dann der Stadtrat, der das Projekt in geordnete Bahnen lenkte.
Arbeitsbeschaffung und Fürsorge
Am 27. Juni 1924 erfolgte der Spatenstich zu der auf 900.000 Mark veranschlagten Maßnahme, die eingebettet war in die „Produktive Erwerbslosenfürsorge“. Knapp tausend Menschen – 840 waren zuvor arbeitslos – leisteten in zwei Jahren 87 500 „Tagewerke“. Als das Stadion in den 80er und 90er Jahren mal wieder umgebaut wurde, lief das über „Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen“, dauerte aber länger.
Das einstige Schmuckstück hat sich im Laufe der Zeit verändert. Die Haupttribüne wurde im Krieg ihrer beiden Ecktürme beraubt, bewahrte zwar ansonsten ihre Gestalt, musste die Erklärung zum Denkmalschutz aber allein dem Uhrenturm gegenüber überlassen. Stehstufen ersetzten nach dem Zweiten. Weltkrieg die 18 „Rasenterrassen“, die Haupttribüne wurde gründlich umgestaltet, eine zweite Tribüne entstand, das Flutlicht brachte 1970 das Stadion wegen seiner Helligkeit auf Titelseiten – und erst kürzlich wieder wegen des abgeknickten Mastes. Einst Heimstatt für diverse Sportarten – Leichtathletik, Fußball, Handball und vieles mehr – ist das Stadion längst nur noch für Fußball reserviert.
In einigen Monaten wird das formschöne Oval Vergangenheit sein. Mit der neuen Emschertribüne und dem folgenden Abriss der Emscherkurve macht sich das Stadion Niederrhein – von Fans von Rot-Weiß Oberhausen in hübscher Selbstironie als „schönstes Stadion der Welt“ gepriesen – auf den Weg zur „Arena“.