Bottrop. Seit vier Wochen ist Jürgen Cleve Pfarrer von St. Joseph und St. Cyriakus. Die Pfarrfusion folgt aber erst 2025. Das planen die Katholiken nun.
Vor einer Generation gab es in Bottrop noch 18 katholische Pfarreien. Daraus sind bis heute zwei Großpfarreien geworden. Bald wird es nur noch eine sein. Zwar ist Propst Jürgen Cleve (St. Cyriakus) bereits vor einem Monat offiziell als Pfarrer der zweiten Großgemeinde St. Joseph eingeführt worden, die Zusammenlegung zu einer großen Stadtpfarrei für ganz Bottrop ist aber noch nicht erfolgt. „Das wird zum 1. Januar 2025 der Fall sein, solange bin ich Pfarrer von St. Cyriakus und St. Joseph“, sagt der Propst und Stadtdechant in Personalunion.
Zurzeit sind Haupt- und Ehrenamtliche aber sicher auch engagierte Pfarrangehörige in einer Findungsphase. Am Ende dieses Prozesses solle nicht Tabula rasa stehen, sondern eine Stadtkirche für Bottrop, die mehr sein wird, als ein simpler Zusammenschluss von zwei Gemeinden. Und: „Es wird auch künftig nicht alles Cyriakus sein, was katholisch ist in Bottrop“, tritt Jürgen Cleve möglichen Vereinnahmungsbefürchtungen entgegen.
Historisch betrachtet ist Bottrop kirchenorganisatorisch dort angekommen, wo der Ort vor 125 Jahren schon einmal war. Bis 1897, als St. Johannes in der Boy erbaut wurde, gibt es nur St. Cyriakus, die Pfarrei, die seit dem Mittelalter besteht. Im Süden gab es als Gottesdienstort noch die Kapelle der aufgelösten Deutschordenskommende in Welheim und in Bottrop selbst die Kapelle des alten Marienhospitals am Kreuzkamp. Erst ab der vorletzten Jahrhundertwende entstehen mit der Zuwanderung durch den Bergbau die heutigen großen Kirchen, die schnell selbstständige Pfarreien werden.
Die große Zusammenlegung der Bottroper Pfarreien begann bereits 2005
Ein Jahrhundert später setzt im Bistum Essen der Umstrukturierungs- und Zusammenlegungsprozess ein. Sinkende Kirchenmitglieder- und Priesterzahlen und weniger Mittel lassen dies notwendig erscheinen. 2011 wird mit St. Paul auf dem Eigen die erste Kirche abgerissen. Es folgt St. Barbara im Süden. Weitere Kirchen werden aufgegeben und umgenutzt. Wie der Schrumpfungsprozess umgesetzt wird, legen die verbliebenen Pfarreien im Pfarreientwicklungsprozess (PEP) fest.
Diese Voten seien auch von der kommenden Zusammenlegung nicht betroffen, sie blieben weiter verbindlich, sagt Propst Jürgen Cleve. Im PEP wurden die Weichen zur künftigen Personal-, Standort und Finanzplanung gestellt, also auch, welche Kirchen geschlossen werden, welche erhalten bleiben. Fest steht, dass die großen architektonischen Landmarken wie Liebfrauen und St. Joseph künftig wegfallen. In der Cyriakus-Pfarrei sind dies Herz Jesu und St. Bonifatius im Fuhlenbrock. Heute leben in Alt-Bottrop ohne Kirchhellen noch etwa 36.000 Katholiken. 1991 waren auf dem Gebiet der späteren Großpfarrei St. Joseph allein rund 30.000 Kirchenmitglieder.
Ende 2022 lebten noch gut 36.000 Katholiken in Alt-Bottrop
„Wir werden aber vor allem auch die künftige Entwicklung im Bottroper Süden im Auge behalten“, so Cleve. Denn mit dem Großprojekt „Freiheit Emscher“ und der Renaturierung des Flusses selbst werde sich der Süden sicher noch einmal ganz anders entwickeln, was dann auch Auswirkung auf die Wohnbevölkerung haben werde.
Die Zusammenlegung solle aber ohne Abbau von Mitarbeiter- oder Seelsorgestellen und ohne Haushaltskürzungen vonstatten gehen, versichert Jürgen Cleve und verweist auf eine dahingehende Zusage des Bistums. „Ich hoffe auch, dass die Zahl der aktiven Priester auf dem jetzigen Stand erhalten bleibt, denn wir werden auch die bisherige Gottesdienstordnung aufrecht erhalten.“
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Der heutige Stadtdechant erinnert auch daran, dass zu Beginn des Umstrukturierungsprozesses 2005 schon Stimmen gegeben habe, das ganze Stadtdekanat Bottrop zu einer Pfarrei zusammenzulegen. Denn zueilen seien trotz größrer Anzahl der Gemeinden die Kontakte auf Dekanatsebene zuweilen größer gewesen als später in den beiden Großpfarreien.
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Welche Schwerpunkte künftig wo liegen werden, das sei nun zu erarbeiten. Vereinfacht werde aber auf jeden Fall die Verwaltung werden, Doppelstrukturen abgeschafft. Die Rollen von St. Cyriakus als City-Kirche und des neuen Zentrums am Kirchplatz müssen auch mit Blick auf die Gesamtpfarrei und deren Zentren herausgearbeitet werden.
„Wir wollen den ganzen Pfarreiraum in den nächsten Wochen durchqueren, die kirchlichen Orte besuchen, ein Gespür dafür bekommen, was wo ist, wer wie und wo arbeitet“, beschreibt Stadtdechant Cleve die weitere Vorgehensweise. Einige Zentren seien ja durch PEP gesetzt, aber vieles sei auch noch im Fluss. Es bleibt spannend bei Bottrops Katholiken.