Bochum. Ein Verein aus Bochum trennt sich von seinem Domizil, verkauft eine idyllisch am Waldesrand gelegene Herberge. Die Umstände sind mysteriös.
Eine Perle der Natur steht zum Verkauf. So jedenfalls wurde das Haus am Hedtberg in Bochum-Dahlhausen im Internet angepriesen. Und als „Hostellerie und Kulturmetropole“. Früher waren hier, am Herbergsweg 1, die Naturfreunde Linden-Dahlhausen beheimatet. Seither ist es als Bola-Kulturhostel und -Bildungsstätte bekannt. Dahinter steckt der Verein „Prokulturgut.net“. Die Umstände des Verkaufs sind etwas mysteriös.
Historisches Gebäude in Bochum wird verkauft – das sind die Hindergründe
Abgewickelt wird er durch das Maklerbüro „Century 21 Immo-Angels“ aus Heinsberg. Es gebe „jede Menge Interessenten“, heißt es von dort. Aufgrund der Größe sei das Objekt natürlich nur „für bestimmte Käuferkreise“ interessant. Mehr wolle und dürfe man aus Datenschutzgründen nicht sagen. Auch nicht, warum das Inserat inzwischen nicht mehr im Internet zu finden ist.
Angeboten wird der gesamte Komplex, der laut Maklerbüro um 1900 errichtete Altbau und der Anbau, der 1977 hinzukam. Die Wohnfläche beläuft sich demnach auf 1256 Quadratmeter, es gibt 21 Zimmer auf zwei Etagen. Das Grundstück soll 1533 Quadratmeter groß sein.

Es liegt oberhalb der Straße Am Sattelgut, die beiden Häuser wurden in den Hang gebaut. Ein steiler Fußweg und eine schmale Straße führen nach oben, Wendemöglichkeiten und Parkraum gibt es kaum. Unten im Tal liegt ein Kinderspielplatz, daneben führt der Radweg entlang. Von hier ist das Gebäude-Duo nur im Winter zu sehen. Im Sommer liegt es von vielen Bäumen geschützt im Grünen.
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Die Immobilie eigene sich für Betreiber von Hostels und „Beherbungsbetrieben“. Sie biete Platz für Konferenzen, Meetings, Tagungen und Seminare, all das in Kombination mit Übernachtungsmöglichkeiten. Highlight sei der „eindrucksvolle Festsaal“ mit Echtholzparkett, so „Century 21“.
Begegnungsstätte Bola-Haus in Bochum: Kunst und Musik, Yoga und Meditation
Die Hostelzimmer seien mit Einzel- und Hochbetten und Badezimmer ausgestattet. Der Großteil der Immobilie stehe leer, die Hausmeisterwohnung werde von den Eigentümern bewohnt. Demnach also vom Verein „Prokulturgut.net“. Dieser möchte sich trotz mehrfacher Anfragen nicht zu den Gründen für den Verkauf äußern.
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Der Verein habe sich im Jahr 2000 gegründet und sei ein Netzwerk, heißt es auf der eigenen Internetseite. Man fördere u.a. Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbildung, internationalen Kunst- und Kulturaustausch sowie Künste, Gesundheit und den Natur- und Umweltschutz. Der Leiter des Ganzen, Reinhard Kreckel, nennt sich selbst Rechnungpa. Zuletzt sei das Bola-Haus als Begegnungsstätte für Künstler und Musiker, aber auch für Yoga-Kurse und Meditation bzw. die Praxis für Naturheilkunde genutzt worden, so das Maklerbüro.
Subventionsbetrug? 2022 durchsuchten Polizei und Zoll das Bola-Haus in Bochum-Dahlhausen
Kreckels Name fällt auch oft in Verbindung mit dem historischen Bahnhofsgebäude in Dahlhausen. Diesen wollte er zu einem Haus für Kunst und Kultur machen. Er besaß den linken und rechten Flügel, die Mitte mit der Schalterhalle blieb in städtischem Besitz. Doch als einkalkulierte Fördermittel ausblieben, scheiterte das Projekt. Vor ein paar Jahren hat die Stadt auch die anderen beiden Gebäudeteile gekauft, besitzt den Bahnhof nun vollständig. Die gewünschte Wiederbelebung der Immobilie am Otto-Wels-Platz ist aber nach wie vor in weiter Ferne.
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In die Schlagzeilen geriet das Bola-Haus am Hedtberg zuletzt vor knapp drei Jahren, als Zoll und Polizei die Räume durchsuchten. „Die Staatsanwaltschaft Bochum führt ein Ermittlungsverfahren gegen drei Beschuldigte wegen des Verdachts des Subventionsbetruges und anderer Delikte“, erklärte Oberstaatsanwältin Cornelia Kötter damals. Auf Anfrage dieser Zeitung teilt sie nun mit, dass das Ermittlungsverfahren gegen die Beschuldigten Anfang 2024 eingestellt worden sei.
„Hing mein Herz dran“
Jochen Hopmann, früherer Vorsitzender der Naturfreunde Linden-Dahlhausen, zeigte sich überrascht vom Verkauf des Hauses am Hedtberg. „Davon habe ich nichts mitbekommen.“ Ganz kalt lässt ihn das Gebäude auch heute, 15 Jahre nach dem Umzug von dort zur Dr.-C.-Otto-Straße, nicht. „Da hing schon mein Herz dran“, gibt er zu.
Kein Wunder, ist der Standort ja mit vielen Erinnerungen an schöne Zeiten verbunden. „Seit 1928 war das Haus die Heimat der Naturfreunde“, erzählt Hopmann. Während des Zweiten Weltkriegs sei es von den Nazis verwüstet und anschließend durch die Naturfreunde wieder instand gesetzt worden.
In der Zeit danach sei es für Übernachtungen und viele Feste genutzt worden. „Da waren schon einige Highlights dabei“, sagt Hopmann. Am Ende sei das Haus aber nicht mehr zu halten gewesen. „Es liegt ja am Berg, hat keine Parkplätze. Das war für uns älter werdende Naturfreunde immer beschwerlicher zu erreichen. Von daher waren wir froh, einen Nachfolger gefunden zu haben. Aber der Abschied tat schon weh“, so Hopmann.