Bochum-Südwest. Einen Flohmarkt gab es schon. Doch der Ausverkauf eines Bochumer Restaurants geht weiter. Noch eine Chance für Schnäppchenjäger.

Regina Baron aus Höntrop ist glücklich. Beim Ausverkauf in der inzwischen geschlossenen Ruhr-Bodega „La Posta“ an der Rührmühle in Bochum-Dahlhausen ist sie fündig geworden. Zum Abschied gibt es hier einen „Alles-muss-raus“-Flohmarkt, zu dem sich viele Schnäppchenjäger am Ruhrufer einfinden. Regina Baron hat ein altes Keramik-Service ergattert. „Wie zu Omas Zeiten“, sagt sie. „Ich liebe alte Sachen.“ Schnäppchenjäger können hier bald nochmal zuschlagen, denn der Ausverkauf soll weitergehen.

„Ein Stück Bodega für zu Hause“: Ausverkauf in Bochumer Restaurant lockt Schnäppchenjäger

Im früheren Restaurantbereich gibt es alles zu erstehen, was an die Bodega erinnert: Geschirr, Besteck, Gläser, Stühle und Tische, Tischdecken, die Bilder, Deko jeder Art. Auch Blumen und CDs werden verkauft, dazu Schnaps und Wein. Eine Fritteuse wartet auf einen neuen Besitzer. Alles für kleines Geld. Die Möbel kosten 30 Euro, Salz-und-Pfefferstreuer gehen für fünf Euro weg, Gläser für noch weniger.

Auch viele Gläser und Schnapsflaschen gehen beim Ausverkauf in der Bodega „La Posta“ an der Ruhrmühle in Bochum-Dahlhausen über den Tisch.
Auch viele Gläser und Schnapsflaschen gehen beim Ausverkauf in der Bodega „La Posta“ an der Ruhrmühle in Bochum-Dahlhausen über den Tisch. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Schön, wenn die ganzen Sachen in andere Hände kommen und anderswo weiter leben. So kann sich jeder ein Stück Bodega mit nach Hause nehmen.“

Stefanie Ganskop, frühere Mitarbeiterin in der Ruhr-Bodega „La Posta“ in Bochum-Dahlhausen beim Ausverkauf

„Das war uns wichtig, dass sich die Leute das auch leisten können, dass das ein richtiger Flohmarkt ist“, sagt Stefanie Ganskop in Vertretung für ihren früheren Chef Frank Schulz, „der heute leider nicht hier sein kann“. Der Ausverkauf „tut schon weh“, gibt sie zu. Aber es sei schön, „wenn die ganzen Sachen in andere Hände kommen und anderswo weiter leben. So kann sich jeder ein Stück Bodega mit nach Hause nehmen.“

Stefanie Ganskop hat viele Jahre in der Bodega „La Posta“ an der Ruhrmühle in Bochum-Dahlhausen gearbeitet. Beim Ausverkauf sorgt sie für die Verpflegung der Gäste.
Stefanie Ganskop hat viele Jahre in der Bodega „La Posta“ an der Ruhrmühle in Bochum-Dahlhausen gearbeitet. Beim Ausverkauf sorgt sie für die Verpflegung der Gäste. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Mit einem einzelnen Stück geben sich die meisten allerdings nicht zufrieden. Kirsten Körber aus Hattingen hat zusammen mit einer Freundin richtig zugeschlagen: sechs Stühle fürs Esszimmer, eine massive Gusspfanne für den Grill, eine Flasche Whisky („Denke, mein Mann wird sich freuen“), Creme-Likör Catalana („Probiere ich mal“) und noch ein paar Kleinigkeiten. Alles zusammen für 230 Euro. „Da kann man nicht meckern.“

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Einer Frau aus Altenbochum ist beim Stöbern wehmütig zumute. „Ich kenne das noch aus meiner Kindheit, als ich hier oft zum Schwimmen war. Ich wundere mich, dass das Haus überhaupt noch steht, so oft wie hier Hochwasser war.“ Sie hält ein paar Kräuterbutter-Schälchen in der Hand. „Die Keramik ist ganz besonders“, freut sie sich. „Jetzt liebäugele ich noch mit ein paar Gläsern. Die haben französische Qualität, sind fast unkaputtbar“, sagt sie mit Kennerblick.

Die Ruhr-Bodega „La Posta“ an der Ruhrmühle in Bochum-Dahlhausen liegt direkt am Ruhr-Ufer. Bei Hochwasser sorgte die Lage immer wieder für Probleme.
Die Ruhr-Bodega „La Posta“ an der Ruhrmühle in Bochum-Dahlhausen liegt direkt am Ruhr-Ufer. Bei Hochwasser sorgte die Lage immer wieder für Probleme. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Gläser und Teller haben auch Bente Ruge und Hendrik Günther im Blick. Die beiden ziehen um und sind extra aus Gevelsberg zur Ruhrmühle gereist. Sie finden die Aktion „spannend“ und wollen sich auch mal die Tische näher ansehen. Vielleicht passt ja einer in die neue Wohnung.

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Ein Mann kommt mit einem Stapel Tischdecken zur Kasse. Er betreibe ein Restaurant in Bochum und könne sie dafür gut gebrauchen. Ein bisschen enttäuscht ist er trotzdem. „Ich hätte mich auch für Küchengeräte interessiert. Aber die sind leider schon weg.“

Katrin Wreschinski verkauft Stühle für 30 Euro das Stück. Bis vor ein paar Monaten saßen noch die Gäste der Ruhr-Bogeda „La Posta“ in Bochum-Dahlhausen darauf.
Katrin Wreschinski verkauft Stühle für 30 Euro das Stück. Bis vor ein paar Monaten saßen noch die Gäste der Ruhr-Bogeda „La Posta“ in Bochum-Dahlhausen darauf. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Von den Elektrogeräten waren die meisten vorab übers Internet verkauft worden. „Die Zapfanlage zum Beispiel, und eine riesige gusseiserne Paella-Pfanne“, erklärt Katrin Wreschinski, die ihrer Mutter, der Bodega-Köchin, Stefanie Ganskop und einer weiteren früheren Service-Kraft beim Ausverkauf hilft. „Diese Dinge kann man schlecht bei einem Flohmarkt verkaufen.“

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Obwohl das Bodega-Team auch bei größeren Errungenschaften gerne hilft. „Wir bieten einen Lieferservice an, wenn man dann doch mehr kauft, als ins Auto passt“, sagt Stefanie Ganskop, die inzwischen bei der Stadtverwaltung arbeitet. Ihre beiden Kolleginnen seien auch anderswo untergekommen, „die eine im Altenheim, die andere im Krankenhaus“. An die alten Zeiten denke sie aber doch mit Wehmut zurück. „Ich habe vorher schon in der Bodega gearbeitet, als sie noch an der Hattinger Straße in Linden war. Das war wirklich wie eine Familie für mich.“

Mindestens einmal kommt die „Familie“ zusammen: beim nächsten Flohmarkt nämlich. „Der Ausverkauf geht weiter“, sagt Katrin Wreschinski. „Wir sind total überwältigt von dem Andrang, haben nach dem ersten Tag aber noch gut 30 bis 40 Prozent des Interieurs übrig.“ Gläser und Tischdecken seien noch zu haben, dazu Kühlschränke und sperrige Möbel wie die rustikalen Restauranttische. Die nächste Verkaufsrunde soll am Sonntag, 23. Februar, starten. „Wohl wieder ab 11 Uhr“, sagt Wreschinski.

„Die Bodega ist Geschichte“

Seit 2014 sei die Bodega „La Posta“ an der Ruhrmühle beheimatet gewesen, sagt die frühere Mitarbeiterin Stefanie Ganskop. Davor gab es die spanisch-portugiesische Küche im alten Fachwerkhaus an der Ecke Hattinger Straße/Steinigerstraße in Linden. Dieses wird nun aufwendig saniert, 17 Wohnungen sollen dort entstehen.

Unten an der Ruhr habe man immer wieder mit dem Hochwasser zu kämpfen gehabt, erklärt Ganskop. Zuletzt besonders schlimm im Juli 2021. Danach habe man nur noch den oberen Teil und den Biergarten bewirtschaften können. „Am Ende auch nur noch am Wochenende.“ Seit November ist das Lokal geschlossen. Ein Neustart an anderer Stelle sei nicht geplant, weiß Ganskop. „Bezahlbare Räume zu finden, ist nur noch schwer möglich. Personal ebenfalls“, nennt sie die Gründe. „Die Bodega ist Geschichte.“