Bochum. Vor 16 Jahren hat Robert Radyk seine Anne im Club kennengelernt. Heute sind sie verheiratet, haben Kinder. Und „ihr“ Untergrund schließt.

Großartige Erinnerungen, Freundschaften und sogar Liebesgeschichten: Der Bochumer „Untergrund“ ist für viele Gäste mehr gewesen, als nur eine Partylocation. Auch für Robert Radyk hat der Club in der Kortumstraße eine besondere Bedeutung. Dabei lief sein erster Besuch in der Disko ganz anders als geplant – und veränderte so sein Leben.

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„Ursprünglich hatten wir einen Männerabend geplant“, erzählt Robert Radyk von dem Abend, der sein Leben veränderte. Die Idee: einen entspannten Abend unter Freunden verbringen. Doch dann kam alles anders: Sein Cousin brachte unerwartet eine Gruppe junger Frauen mit. „Ich war erstmal sauer, weil der Abend plötzlich in eine ganz andere Richtung lief“, erinnert sich der heute 43-Jährige. Doch dann sei ihm ein „süßes Mädchen“ aufgefallen – Anne.

Nach dem Kennenlernen im Bochumer „Untergrund“ erstmal eine Fernbeziehung

Die beiden kamen ins Gespräch, tranken Astra Bier und verbrachten den Abend im „Untergrund“ zusammen. „Am nächsten Tag hatte ich extrem Kopfschmerzen“, erzählt Robert lachend. Trotzdem blieb ihm der Abend im „Untergrund“ positiv in Erinnerung. Mit Anne hielt er Kontakt – auch, als das bald darauf etwas komplizierter wurde.

Anne, damals 21 Jahre alt, stand kurz vor einem einjährigen Freiwilligen Sozialen Jahr in Südafrika. „Ich erinnere mich noch, wie ich an dem Abend im ‚Untergrund‘ zu ihr gesagt habe: ‚Dann tut mir dein Freund leid, wenn er ein Jahr auf dich verzichten muss‘“, erklärt Robert. Als sie damals geantwortet habe, dass sie keinen Freund habe, sei ihm noch nicht klar gewesen, dass er selbst dieser Freund – und später ihr Ehemann – werden würde.

Robert und Anne Radyks Begegnung im „Untergrund“ kam durch einen Freund von Robert Radyk zustande.
Robert und Anne Radyks Begegnung im „Untergrund“ kam durch einen Freund von Robert Radyk zustande. © Robert Radyk | Privat

In den drei Monaten vor Annes Abreise verbrachten die beiden viel Zeit miteinander. „Wir haben uns so ein bisschen gedatet“, sagt Robert. Als Anne dann nach Südafrika ging, wurde es komplizierter. „Whatsapp gab es damals noch nicht, also haben wir telefoniert – so gut es ging“, erzählt er. Bei Annes Arbeitsstelle in Südafrika gab es „zwei Telefone für 60 Leute“, erinnert sich Robert. „Sie hat mit den anderen Telefonzeiten getauscht, um mit mir so gut es geht sprechen zu können.“ Täglich sei das aber nicht möglich gewesen.

Nur wenige Monate nach Kennenlernen in Bochumer Kult-Club: Paar verlobt sich in Südafrika

Nach einem halben Jahr flog Robert Radyk schließlich nach Südafrika, um sie zu besuchen. „Da haben wir gemerkt, dass es immer noch prickelt“, sagt er. Kurzerhand verlobten sie sich dort. „Es war eine verrückte Zeit“, erzählt Robert Radyk. „Viele meiner Freunde haben gesagt, dass das nicht klappen würde. Aber wir haben es durchgezogen.“

Als Anne 2010 dann wieder zurück in Deutschland war, heirateten die beiden. Heute, 16 Jahre später, sind die Radyks Eltern von drei Kindern im Alter von zehn, acht und fünf Jahren. „Wir sind ein gutes Team“, sagt Robert Radyk.

Dass sie sich ausgerechnet im „Untergrund“ kennengelernt haben, ist für beide ein besonderer Zufall. „Es ist schon witzig, dass wir uns beim Feiern leicht angesäuselt kennengelernt haben“, findet Robert. Ganz besonders gelte das, weil sie beide „eigentlich keine großen Feierhasen“ seien. „Das glaubt einem ja keiner so richtig. Aber bei uns war der ‚Untergrund‘ eben der Ort, an dem alles begann.“

Warum das Bochumer Paar nun überlegt, doch nochmal den „Untergrund“ zu besuchen

Nun, da der Club schließt, überlegt das Paar, noch einmal vorbeizuschauen – auch wenn es mit drei Kindern nicht einfach ist. „Es wäre schön, den Ort, an dem alles begann, noch einmal zu erleben“, sagt Robert. Bislang war ihr Besuch im „Untergrund“ vor 16 Jahren für die beiden nämlich ein einmaliges Erlebnis: „Es war unser erstes und einziges Mal dort“, erzählt Robert.

Die beiden haben sich seitdem eher auf andere Dinge konzentriert: Studium, Reisen, Familie. „Wenn wir mal feiern gehen, dann eher getrennt, weil einer auf die Kinder aufpasst“, sagt Robert. „Aber der ‚Untergrund‘ war damals etwas Besonderes – klein, fein und mit guter Musik.“