Bochum-Wattenscheid. Die Stadthalle in Bochum-Wattenscheid soll zur Schulaula verkleinert werden. Vor Ort formiert sich großer Widerstand. Es gibt klare Forderungen.
Was für ein heißes Eisen die seit Jahren überfällige Sanierung der Stadthalle in Bochum-Wattenscheid ist, hat am Dienstagnachmittag die hitzige Diskussion in der Bezirksvertretung gezeigt. Dort ist man mit den Plänen der Stadt, die Modernisierung aus Kostengründen deutlich kleiner zu fahren und das Gebäude künftig vor allem als Schulaula des benachbarten Märkischen Gymnasiums zu nutzen, nicht einverstanden. Bezirksbürgermeister Marc Westerhoff (CDU) spricht sogar von einem „Schlag ins Gesicht“ der Wattenscheider. Am Ende steht die klare Forderung an die Stadt Bochum, die Planung zu ändern.
Sanierung der Stadthalle Bochum-Wattenscheid: Größere Lösung gefordert
Stadtkämmerin Eva-Maria Hubbert (Grüne) war extra ins Wattenscheider Rathaus gekommen, um die Gedankenspiele der Verwaltung zu erläutern. Das ursprüngliche Ziel, die Stadthalle als große Veranstaltungshalle zu sanieren, sei komplett unwirtschaftlich geworden, weil die Kosten von anfangs elf auf zuletzt 30 Millionen Euro angestiegen waren.
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Zudem habe man hinterfragt, was man in einer großen Stadthalle künftig überhaupt veranstalten könnte und mit welchen Erträgen zu rechnen sei. Da die Nachfrage schon vor Corona zurückgegangen sei, „haben wir einen hohen Zuschussbedarf ermittelt“, berichtet Hubbert. Unter diesen Rahmenbedingungen sei die große Lösung nicht umsetzbar.
Allerdings wolle man die Stadthalle weiter behalten, so Hubbert. Daher die Idee, sie im kleineren Umfang zu sanieren, um sie in erster Linie als Schulaula zu erhalten. Dies soll im Zuge der Sanierung der Märkischen Schule geschehen. Kosten: zehn Millionen Euro. Das Ganze habe aber einen Wermutstropfen, räumt die Kämmerin ein, dass man künftig nur noch auf eine Besucherzahl von 350 komme, „mindestens“.
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Außerschulische Veranstaltungen wie Karneval und Stadtteilkino sollen weiterhin möglich sein. Aber: „Wir werden sie als Schulaula ausweisen“, so Eva-Maria Hubbert. Für die Zeit der Sanierung stehe die Aula der Pestalozzi-Schule zur Verfügung. Die Stadt würde auch Hilfestellung geben, damit dort große Veranstaltung durchgeführt werden können, versichert Hubbert. Etwa bei der Bestuhlung.
„Wer will Wattenscheid ein so wichtiges Organ herausreißen?“
In der Bezirksvertretung Wattenscheid finden die Pläne der Stadt wenig Gegenliebe. Bezirksbürgermeister Marc Westerhoff fordert, dass größer gedacht werden müsse. „Wer will Wattenscheid ein so wichtiges Organ herausreißen?“ Man dürfe die Stadthalle nicht für eine Minimallösung opfern.
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Westerhoff kritisiert, dass aufgrund der immer wieder aufgeschoben Sanierung schon lange Planungsunsicherheit bestehe und es daher wenig verwunderlich sei, wenn Veranstalter die Stadthalle mieden. Die schlechte Vermarktung der Stadthalle wird allgemein beanstandet. Exemplarisch nennen CDU, Grüne und „UWG: Freie Bürger“ den Niedergang der Seniorennachmittage.
Stadthalle oder Schulaula? Bezirksvertretung Bochum-Wattenscheid hat klare Meinung
Auch Hans-Josef Winkler von der UWG unterstreicht den Stellenwert der Stadthalle. „Sie hat eine hohe Bedeutung für den Stadtteil.“ Die Pläne der Stadt könne man so nicht hinnehmen.
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Nach langer Diskussion verständigen sich die Mitglieder auf einen gemeinsamen Änderungsantrag. Dieser sieht eine abgespeckte Sanierung der Stadthalle vor, allerdings mit einer Kapazität von 450 bis 500 Besuchern. Sie soll zu einer Multifunktionshalle werden mit einem Konzept, das „den Einsatz von Personal, die Voraussetzungen für eine gastronomische Versorgung sowie die Bereitstellung von moderner Bühnentechnik“ umfasst. Auch der Name „Stadthalle Wattenscheid“ soll erhalten bleiben. Um die Kosten erträglich zu halten, wird die Verwaltung aufgefordert, nach Fördertöpfen zu suchen.
Der Rat entscheidet am 19. Dezember
Wichtig ist der Bezirksvertretung Wattenscheid, bei den weiteren Planungen und Entscheidungsprozessen rund um die Stadthalle Wattenscheid eingebunden zu bleiben. So richtig ist das aktuell nicht der Fall.
In Sachen Stadthalle wird das Gremium nämlich nur angehört und hat keine Entscheidungsbefugnis. Das letzte Wort hat am 19. Dezember der Rat. Zuvor wird das Thema noch in vier Fachausschüssen beraten.