Bochum-Wattenscheid. Statt die marode Halle nach der Sanierung erneut für Konzerte zu öffnen, tritt die Stadt Bochum jetzt einen Schritt zurück. Die CDU ist empört.

Überraschende Wende im Ringen um die Wattenscheider Stadthalle: Statt die marode Halle an der Saarlandstraße nach der lang geplanten Sanierung weiterhin für Konzerte, Theater und Shows öffnen zu wollen, plant die Stadtverwaltung jetzt den Umbau „mit der primären Funktion einer gewöhnlichen Schulaula“.

Dies geht aus einer Beschlussvorlage der Verwaltung hervor, die am Dienstag, 3. Dezember, in der Bezirksvertretung Wattenscheid diskutiert werden soll. Über die Pläne entscheidet dann am 19. Dezember der Rat. Doch schon jetzt gehen die Meinungen in der Politik weit auseinander.

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Explodierende Kosten

Laut Amt für Finanzsteuerung hätten die Planungen zum Umbau der denkmalgeschützten Stadthalle in eine multifunktionale Veranstaltungshalle ergeben, dass die ursprünglich geplante Maßnahme „nicht wirtschaftlich darstellbar“ sei. „Das Nutzungskonzept wurde daher noch einmal hinterfragt und soll neu ausgerichtet werden“, heißt es. Dies liegt wohl auch an den explodierenden Kosten: Zunächst war von einer Sanierung in Höhe in etwa 11,5 Millionen Euro die Rede, mittlerweile schätzt die Bochumer Veranstaltungsgesellschaft (BOvG) als Eigentümerin Kosten in Höhe von etwa 30 Millionen Euro. „Selbst unter Berücksichtigung möglicher Fördermittel gehen die Planungen immer noch von rund 25 Millionen Euro Baukosten aus“, so die Verwaltung.

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Die neuen Pläne sehen jetzt vor, dass die Stadthalle Wattenscheid erneut in das Eigentum der Stadt übergehen solle. Der Vertrag zwischen Stadt und BOvG sei rückabzuwickeln, die für die Sanierung bereits bereitgestellten 11,5 Millionen Euro müssten (abzüglich bereits angefallener Kosten in Höhe von 1,8 Millionen Euro) zurückgezahlt werden.

Kandidat der SPD für die Kommunalwahl 2020 in Bochum

„Die Kosten für die Sanierung werden laut aktuellem Stand bei 8,5 Millionen Euro liegen, und für diese Summe bekommen die Schüler des Märkischen Gymnasiums eine neue Aula.“

Burkart Jentsch, Vorsitzender der SPD im Rat

Anschließend solle die Stadthalle im Rahmen der Sanierung des benachbarten Märkischen Gymnasiums durch die Zentralen Dienste als herkömmliche Schulaula hergerichtet werden. Zusätzlich zur schulischen Nutzung seien auch Veranstaltungen Dritter möglich. Als Beispiele werden etwa das Stadtteilkino und Brauchtumsveranstaltungen genannt.

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Neue Nutzung für maximal 350 Personen

Begründet wird dies mit veränderten Rahmenbedingungen, die eine Nutzung der Stadthalle als moderne Veranstaltungsstätte mit 650 Sitzplätzen nicht mehr als sinnvoll erscheinen lassen. „Die Nachfrage nach Veranstaltungsorten dieser Größenordnung ist insgesamt zurückgegangen“, so die Verwaltung. Zudem würde die nur 3,5 Kilometer entfernte Heilig-Kreuz-Kirche in Gelsenkirchen „im Wesentlichen die gleiche Zielgruppe ansprechen wie die modernisierte Stadthalle.“ Auch andere Veranstaltungsorte würden in unmittelbarer Konkurrenz stehen. Die neuen Pläne sehen eine Nutzung von maximal 350 Personen vor.

Marc Westerhoff, fotografiert am Dienstag, 24. November 2020 in Bochum, Ortsteil Wattenscheid. Westerhoff ist Mitglied der Bezirksvertretung Wattenscheid für die Partei CDU. Foto: Dietmar Wäsche / FUNKE Foto Services

„Stattdessen wird lieber in andere Bochumer Prestigeobjekte wie etwa das Haus des Wissens investiert, und Wattenscheid steht mal wieder hinten an.“

Marc Westerhoff (CDU), Bezirksbürgermeister

Karneval kann laut SPD wieder in der Stadthalle stattfinden

Burkart Jentsch, Vorsitzender der SPD im Rat, zeigt sich von den Plänen begeistert: „Die Stadthalle ist gerettet“, jubelt er. „Die Kosten für die Sanierung werden laut aktuellem Stand bei 8,5 Millionen Euro liegen, und für diese Summe bekommen die Schülerinnen und Schüler des Märkischen Gymnasiums eine neue Aula.“ Dass auch Brauchtumsveranstaltungen hier stattfinden können, zeige, „dass der Wattenscheider Karneval auch wieder eine Heimat in unserer Stadthalle finden wird“.

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CDU von den Plänen enttäuscht

Deutliche Kritik kommt von der CDU: „Wattenscheids ‚gute Stube‘ soll zur Schulaula herab gespart werden, da keine städtischen Haushaltsmittel bereitgestellt werden sollen, die eine weitere Verwendung als Veranstaltungshalle rechtfertigen“, sagt Bezirksbürgermeister Marc Westerhoff enttäuscht. „Stattdessen wird lieber in andere Bochumer Prestigeobjekte wie etwa das Haus des Wissens investiert, und Wattenscheid steht mal wieder hinten an.“

„Wir werden diese Pläne in der Bezirksvertretung auf keinen Fall mittragen“, ergänzt Bezirksfraktionschef Gerd Kipp.

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