Bochum-Wattenscheid. Kurz vor Start in die Narrenzeit ist offen, ob die marode Stadthalle für Feiern zur Verfügung steht. Für die Karnevalisten ein großes Problem.
Die geplante Sanierung der Stadthalle Wattenscheid beschäftigt die Menschen schon lange. Vor allem jetzt, da die Karnevalszeit unmittelbar bevorsteht, stellen sich viele die bange Frage: Wird die marode Halle für die jecken Feierlichkeiten im Februar und März eigentlich noch zur Verfügung stehen? Und wann wird darüber entschieden?
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Stadthalle Wattenscheid soll umfangreich saniert werden
„Wir brauchen endlich Klarheit, denn die Zeit drängt“, sagt Bezirksbürgermeister Marc Westerhoff (CDU), gleichzeitig Mitglied der Günnigfelder Karnevalsgesellschaft (Gükage) und ehemaliger Wattenscheider Karnevalsprinz.
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Die Gükage führt in der Stadthalle traditionell zwei große Karnevalsfeiern durch: den Kinderkarneval am Mittwoch vor Weiberfastnacht (nächster Termin: 26. Februar 2025) sowie die Prunksitzung am Karnevalssamstag (1. März 2025). Für beide Feiern sind die Karten normalerweise heiß begehrt. Doch nach aktuellem Stand kann die Stadthalle nur bis zum Ende dieses Jahres für Veranstaltungen genutzt werden.
Was danach geschieht und ob die Nutzungsgenehmigung womöglich noch einmal verlängert wird, darüber entscheidet eine nächste Ortsbegehung, für die es bislang noch keinen Termin gibt. Dies bestätigt Andreas Kuchajda, Geschäftsführer der Bochumer Veranstaltungs-GmbH (BoVG). „Ob es eine Fristverlängerung für die Stadthalle geben wird, darüber entscheidet eine Sachverständigenprüfung, die wir beauftragt haben“, sagt er. „Ich gehe davon aus, dass der Termin noch in diesem Jahr stattfinden wird. Darüber stehen wir mit den Karnevalsvereinen auch im guten Austausch.“
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Vorbereitungen für Karnevalsfeiern laufen auf Hochtouren
Für die Gükage ist die Situation dennoch schwierig: „Wir brauchen endlich Planungssicherheit“, sagt Marc Westerhoff, „weil wir sonst über alternative Szenarien nachdenken müssen.“ Hinter den Kulissen laufen die Vorbereitungen längst auf Hochtouren: „Es geht etwa darum, dass wir die Künstler für die Veranstaltungen verpflichten müssen und die Karten drucken lassen. Da hängt eine Menge Organisation dran.“ Die Sitzungen abzusagen, wäre „der Super-GAU“.
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Falls die Stadthalle tatsächlich nicht zur Verfügung steht, kämen zwei neue Standorte infrage. Zum einen wäre dies der Ruhrcongress: „Der kleine Saal im ersten Obergeschoss ist mit maximal 500 Sitzplätzen etwa ähnlich groß wie die Stadthalle“, sagt Kuchajda. „Aber ich kann verstehen, wenn viele Wattenscheider nicht unbedingt in Bochum Karneval feiern wollen.“ Diese Bedenken teilt auch der Bezirksbürgermeister: „Ohne Zweifel eine tolle Location, aber für uns keine Alternative“, sagt er. „Viele mögen es auch nicht, hinterher mit dem Taxi nach Hause fahren zu müssen.“
„Ich denke, dass eine Nutzung der Stadthalle für die Karnevalsfeiern im Februar und März noch möglich sein müsste.“
Bleibt die Alternative Nummer zwei: die Aula der Pestalozzi-Realschule, immerhin recht zentral in der Wattenscheider Innenstadt gelegen. „Da würden aber weniger Zuschauer hineinpassen“, meint Westerhoff. „Außerdem ist dies eine Schulaula, in der ein Alkoholverbot gilt und nur bis 22 Uhr gefeiert werden darf.“ Hier bräuchte es veränderte Nutzungsbedingungen. „Das sollte aber kein großes Problem darstellen“, entgegnet Kuchajda. „Dazu gibt es auch eine klare Aussage der Stadt. Wir lassen den Karneval nicht hängen.“
Hängepartie hilft niemandem
Perspektivisch müsse allerdings überlegt werden, welche Ausweichmöglichkeiten es gibt, wenn die Stadthalle tatsächlich längerfristig saniert wird. „Ich denke, dass eine Nutzung der Stadthalle für die Karnevalsfeiern im Februar und März noch möglich sein müsste“, sagt Kuchajda. „Bis zum Abschluss der Sanierungsarbeiten würde ich danach die Aula der Pestalozzischule als alternative Location sehen.“ Wichtig sei nur, hier eine für alle Seiten akzeptable Lösung zu finden: „Denn diese dauernde Hängepartie nutzt niemandem etwas.“
Start der Sanierung weiterhin offen
Die Stadthalle Wattenscheid an der Saarlandstraße 40 gehört zum Märkischen Gymnasium und wurde im Jahr 1962 eröffnet. Sie gilt schon länger als dringend sanierungsbedürftig. Zuletzt zeigten sich die Schäden im Inneren der Halle sehr deutlich: Teile der Unterbühne waren eingebrochen und hatten sich verkantet. Zudem müssen Schadstoffe in dem 60er-Jahre-Bau entsorgt werden.
Der zuletzt angepeilte Sanierungsstart im Sommer 2024 konnte nicht eingehalten werden, was wohl auch an den enormen Kosten liegt: Zunächst war von 11,5 Millionen Euro die Rede, mittlerweile werden Kosten in Höhe von rund 30 Millionen Euro geschätzt. Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, setzt die BoVG weiterhin auf eine „denkmalgerechte Sanierung“ und nicht auf einen Abriss und Neubau. Wann dies beginnen könnte, ist weiterhin offen.