Bochum. Sanierung oder gar Abriss? Die CDU bringt eine neue Idee für die Stadthalle Wattenscheid ins Spiel. Auch die Stadt Bochum prüft Alternativen.
Was passiert mit der Stadthalle in Bochum-Wattenscheid? Seit Ende 2023 bekannt wurde, dass die Kosten für die geplante Sanierung von 11,5 Millionen auf rund 30 Millionen Euro in die Höhe geschossen sind, ist diese Frage im Stadtteil allgegenwärtig. Bisher stand eigentlich fest, dass das denkmalgeschützte Gebäude erhalten bleiben soll – in welcher Form auch immer. Nun gibt es weitere Gedankenspiele.
Zukunft Stadthalle in Bochum-Wattenscheid: Es gibt neue Gedankenspiele
Die Wattenscheider CDU setzt sich mit Nachdruck für den Erhalt der Stadthalle ein – und bringt in einer Anfrage in der Bezirksvertretung Wattenscheid jetzt sogar einen Neubau ins Gespräch. „Wir wissen sehr gut, dass die Stadthalle denkmalgeschützt ist und welche Bedeutung das Gebäude für viele Wattenscheiderinnen und Wattenscheider hat“, erklärt der Wattenscheider CDU-Vorsitzende Marc Westerhoff. „Vor dem Hintergrund des Zustands der Halle und der prognostizierten Kosten einer Sanierung müssen wir uns aber fragen, ob ein Abriss oder Teilabriss unter bestimmten Voraussetzungen infrage kommt. Die Stadtverwaltung sollte das zügig bei der zuständigen Denkmalschutzbehörde in Erfahrung bringen.“
Mehr zum Thema Stadthalle Wattenscheid
- Stadthalle Wattenscheid bleibt - die Frage ist aber: Wofür?
- Kostenexplosion bei Stadthalle Wattenscheid: Was passiert?
- Stadthalle soll ab den Sommerferien 2024 saniert werden
Aus Sicht der CDU ist die Stadthalle nicht zuletzt als Schulaula des Märkischen Gymnasiums unverzichtbar. „Im letzten Vor-Corona-Jahr 2019 gab es 40 Veranstaltungen in der Stadthalle, was definitiv nicht wenig ist“, findet CDU-Bezirksfraktionschef Gerd Kipp. „Den Löwenanteil machen dabei die für Wattenscheid so wichtigen Traditionsveranstaltungen – etwa im Bereich des Karnevals – aus. Dazu kommen 72 Nutzungen durch die Märkische Schule. Niemand kann ernsthaft die Meinung vertreten, dass Wattenscheid auf diese Halle in so zentraler Lage verzichten kann.“
+++ Lesen Sie mehr Nachrichten aus Bochum! +++
Zumal es in Wattenscheid keinen adäquaten Ersatz gebe. Auch nicht der Hospitality-Bereich im Lohrheidestadion, das gerade umfangreich umgebaut wird. „Der Gastbereich ist eine interessante Location und kommt sicherlich für Tagungen und Workshops, Vereinssitzungen, Messen oder auch einzelne Brauchtumsveranstaltungen infrage. Die Stadt hat uns aber klipp und klar mitgeteilt, dass der Hospitality-Bereich in der Lohrheide kein Ersatz für die Stadthalle ist“, so Marc Westerhoff.
Alternative Lohrheidestadion? Das sagt die Stadt Bochum dazu
In einer Mitteilung der Stadtverwaltung an die Bezirksvertretung heißt es nämlich: „Festzuhalten ist, dass die Räumlichkeiten im Stadion nicht die typische Anordnung einer Stadthalle haben, da der Hauptzweck ein anderer ist. Von einer uneingeschränkten Nutzung für die bisher in der Stadthalle stattfindenden Veranstaltungen ist daher nicht auszugehen.“ Die „WAT kreativ“ beispielsweise könne aber ohne Weiteres dort stattfinden. Der Gastraum hat laut Stadt eine Größe von rund 800 Quadratmetern. Er sei ausgelegt für eine Kapazität von 800 Besuchern.
+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bochum verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Newsletter! +++
Problematisch ist laut Stadt vor allem die mögliche kommerzielle Nutzung des Gastbereichs. Damit laufe man Gefahr, Fördergelder zurückzahlen zu müssen. Im Übrigen sei zu bedenken, dass die Betriebszeit generell um 21.30 Uhr endet und dass eine fest eingebaute Bühne im Gastbereich nicht vorgesehen ist.
In Sachen Stadthalle verfolgt man im Rathaus weiterhin das Ziel, das Denkmal „grundsätzlich zu erhalten“. In welcher Form, werde derzeit geprüft. „Ob an der Idee einer Veranstaltungsstätte festgehalten wird, ist derzeit unklar.“ Das geht aus einer Mitteilung an die Bezirksvertretung hervor. Darin heißt es auch, die Verwaltung prüfe zusätzlich den Umbau der Stadthalle zu einer Schulaula für das Märkische Gymnasium. „Die Ergebnisse inklusive Kostenschätzungen werden im April 2024 vorliegen.“
+++ Folgen Sie der WAZ Bochum auf Facebook! +++
Erst dann will sich auch Andreas Kuchajda, Geschäftsführer der Bochumer Veranstaltungs GmbH (BoVG), wieder äußern. Aus seiner Sicht gelte immer noch der Stand vom vergangenen Jahr; die Idee, die Stadthalle zu einer modernen Veranstaltungsstätte, zu einem Bürgerzentrum, umzubauen und auf den neuesten technischen Stand zu bringen. An diesem Ziel habe sich aus Sicht der BoVG nichts geändert, sagt er auf WAZ-Anfrage. Derzeit würden halt von der Stadt alternative Szenarien entwickelt, zu denen er sich nicht äußern könne. „Von daher befinden wir uns auch in wartender Haltung.“
Stadthalle Bochum-Wattenscheid: Sanierung ab Sommer 2024 unwahrscheinlich
Im November 2023 war die Kostenexplosion bei der geplanten Sanierung der Stadthalle Wattenscheid bekannt geworden. „Dramatisch“, nannte Stadtkämmerin Eva-Maria Hubbert die Entwicklung. Vor rund vier Jahren war die Stadthalle ins Eigentum der ebenfalls städtischen Veranstaltungs GmbH übergegangen. Seither stiegen die Baukosten. Zuletzt zeigten sich die Schäden im Inneren der Halle sehr deutlich: Teile der Unterbühne waren eingebrochen und hatten sich verkantet. Zudem müssen Schadstoffe in dem 60er-Jahre-Bau entsorgt werden. Der zuletzt angepeilte Sanierungsstart im Sommer 2024 kann nun wohl nicht mehr eingehalten werden. Stattdessen steht alles auf dem Prüfstand.
+++ Folgen Sie der WAZ-Lokalredaktion Bochum auf Instagram! +++