Bochum-Wattenscheid. Generationswechsel im Schokoladenwerk in Bochum-Wattenscheid. Ab Jahreswechsel ist Max Ruth (35) der Chef. Doch schon jetzt geht er neue Wege.
Wenn es um Schokolade geht, ist Max Ruth ganz in seinem Element. Es ist Freitagabend. Wahrscheinlich wäre der 35-Jährige jetzt auch gerne bei seiner elf Monate alten Tochter. Doch Ruth hat zu tun. Im Schokoladenwerk an der Burgstraße 1a in Bochum-Wattenscheid bietet er WAZ-Lesern exklusiv eine Führung an. Mit Hingabe erzählt er über Herkunft und Verarbeitung der Kakaobohne, über die Herstellung der eigenen Schokolade und die Geschichte des Unternehmens, das aktuell noch Vater Volker und Onkel Detlef führen. Ab Januar 2025 übernimmt dann mit Max Ruth der Junior.
Führungswechsel im Schokoladenwerk Bochum: Der Junior übernimmt zum Jahreswechsel
Ruth wird das Schokoladenwerk in dritter Generation leiten. „Ich bin dann alleiniger Geschäftsführer und Gesellschafter“, sagt der Schokoladen-Fachmann und lacht: „Mein Bruder und meine beiden Cousins wollten nicht.“ Papa und Onkel würden sich aber nicht ganz zurückziehen und ihm weiterhin beratend zur Seite stehen.
„Seit Ende Mai sind wir einer der größten Produzenten von Dubai-Schokolade.“
Obwohl Max Ruth das Unternehmen bestens kennt und auch jetzt bereits das Gesicht des Schokoladenwerks ist. Schon als Schüler hat er hier in den Ferien gejobbt. Seit 15 Jahren arbeitet Ruth im Betrieb voll mit. Neue Wege hat er bereits eingeschlagen, etwa mit der Herstellung der Dubai-Schokolade, die gerade der absolute Renner ist.
„Seit Ende Mai sind wir einer der größten Produzenten von Dubai-Schokolade“, berichtet Ruth. Eigentlich gehe es im Schokoladenwerk eher um Klasse und weniger um Masse. „Daher lehnen wir Aufträge über 80.000 Stück auch ab. Was anderes ist es aber, wenn wir mit dem Produkt wachsen.“ Wie bei der Dubai-Schokolade. „Von dieser haben wir inzwischen 93.000 Tafeln produziert.“
„Eine echte Mammutaufgabe“: Schokolade und Pralinen werden händisch produziert
Alles händisch. „Das ist eine echte Mammutaufgabe.“ Zusätzlich zum laufenden Geschäft. Und das brumme gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit sehr. Mehr Personal wäre da hilfreich, „aber auch in unserer Branche schwer zu bekommen“, klagt Ruth. Deshalb müsse die Stammbelegschaft das Ganze stemmen. Als Dank gibt es über die Feiertage bis zum 6. Januar frei. „Das haben wir uns hier alle verdient“, findet Ruth, der diese eingeschlafene Tradition von früher nun wieder dauerhaft einführen will.
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Die Dubai-Schokolade werde im Schokoladenwerk nur produziert. „Das ist eine Auftragsarbeit für einen Kunden.“ Überhaupt stelle man überwiegend für andere Firmen und Unternehmen Schokolade her. „Das macht rund 60 Prozent unserer Arbeit aus.“ Den Dubai-Trend hat aber auch Ruth aufgegriffen. „Wir vertreiben hier Dubai-Pralinen.“ Die schmecken auch dem Chef. „Das ist schon ein tolles Geschmackserlebnis. Crunchy, cremig, süß – da werden alle Sinne bedient.“
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Er selbst brauche die Schoki mit der Pistaziencreme „im Moment aber nicht mehr“, gesteht Ruth. „Mein Favorit bleibt Vollmilch mit Haselnuss und unsere Bochum-Praline: Sahne-Nougat-Crunch.“ Er nasche jeden Tag – aus Leidenschaft, vor allem aber wegen seines Berufs. „Da bin ich abends froh, auch mal etwas Deftiges zu bekommen.“
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Wichtig sei es, in Maßen zu schnuckern. Da helfe es, wenn die Schokolade einen hohen Kakaoanteil habe, erklärt Max Ruth. Je höher dieser sei, desto geringer sei der Suchtfaktor. „Dann reichen zwei, drei Stückchen und man hat nicht mehr so ein großes Verlangen nach Kakao.“
Die Aussicht, bald alleiniger Chef über das Schokoladenwerk zu sein, bereit Max Ruth bislang keine schlaflosen Nächte. Am 7. Februar 2020 habe man das neue Gebäude, in dem man durch eine große Glasfront bei der Herstellung der Pralinen und Schokoladen zuschauen kann, eröffnet. „Einen Monat später kam der Corona-Lockdown. Wir haben in den vergangenen vier Jahren so viele Krisen gehabt. Was soll da noch kommen?“, zeigt sich Ruth unerschrocken und gut aufgestellt.
Exklusive Einblicke in das Schokoladenwerk in Bochum
Dass die Kakaopreise steigen, wirke sich (noch) nicht auf die Preise im Schokoladenwerk aus. „Wir zahlen ohnehin schon mehr, machen Fairtrade und haben seit Jahren unsere festen Rohstoffpartner.“ Dadurch könne man besser und langfristig kalkulieren. Doch Ruth weiß, dass auch sein Unternehmen um Preiserhöhungen nicht umhin kommen wird. „Doch wir werden dann wirklich nur um den gestiegenen Kakaopreis erhöhen.“
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Die Lust auf Schokoladen würden die Leute dennoch nicht verlieren. „Sie spendet gerade in Krisenzeiten ja auch Trost. Und wer zu uns kommt, tut das vor allem des Genusses wegen.“ Der sei auch bereit, für gute Schokolade etwas mehr zu bezahlen.
Familienbetrieb seit 1968
Das Schokoladenwerk Ruth gibt es seit 1968 in Bochum-Wattenscheid. Der Stammsitz des Familienbetriebes liegt an der Metternichstraße 7. Dort wurde auch bis 2020 die Schokolade hergestellt. Dies geschieht nun im neuen Gebäude ein paar Meter entfernt an der Burgstraße 1a. An der Metternichstraße seien jetzt noch die Produktion der Lebensmittelfarbe und das Büro, sagt Chef Max Ruth.
Insgesamt 50 Beschäftigte hat das Unternehmen. Knapp 40 davon arbeiten im Schokoladenwerk. Hier werden vor allem Auftragsarbeiten für andere Firmen erledigt. Schon im September beginne man mit der Produktion von Adventskalendern.
Im Oktober hat Ruth eine Filiale in Hattingen eröffnet. Aktuell sei man auch auf dem Bochumer Weihnachtsmarkt präsent.