Bochum-Wattenscheid. Richtig schön ist die Parkanlage in Bochum geworden. Mit einer Ausnahme: Ein Mahnmal als Mittelpunkt vergammelt weiterhin. Das soll sich ändern.
Keine Frage, der Friedenspark am Ehrenmal (so der neue Name) in Bochum-Wattenscheid ist zu einem richtigen Schmuckstück geworden. Gerade jetzt auch im Herbst lädt die komplett umgestaltete Anlage bei schönem Wetter zu einem Spaziergang ein. Doch der schöne Schein trügt ein wenig. Mittendrin gibt es nämlich immer noch einen Schandfleck: das zerstörte Ehrenmal mit der Krypta darunter. Seit zehn Jahren ist dieser Bereich umzäunt. Damals waren beim Sturm Ela Bäume auf die Pergola am Mahnmal gefallen. Nun gibt die Stadt Bochum einen neuen Zeitplan für die Sanierung vor.
Bochumer Park wurde zu Schmuckstück – doch ein Makel bleibt
Der Bezirksvertretung Wattenscheid ist schon seit geraumer Zeit ein Dorn im Auge, dass die Wiederherstellung der Gedenkstätte im früheren Ehrenmalpark (so der Name vor der Umgestaltung) so lange dauert. Daher hatte die SPD-Fraktion im August abermals angefragt, wann denn wohl mit dem Start der Sanierung der Krypta zu rechnen sei und wie lange diese dauern werde. Aus dem Rathaus kommt nun die Antwort, dass „aktuell von einem Start der Sanierung Anfang 2025 ausgegangen wird“. Da bestimmte Arbeiten witterungsabhängig seien, könne man noch „keine genaue Angabe“ machen. Die Dauer wird je nach Witterung auf sechs bis neun Monate geschätzt.
„Aufgrund von unerwarteten Klärungserfordernissen im Rahmen der Ausführungsplanung kam es zu Verzögerungen im Planungsablauf“, heißt es von der Verwaltung weiter. Auf WAZ-Anfrage „übersetzt“ Stadtsprecher Peter van Dyk: „Die Angelegenheit ist komplexer, als wir angenommen haben. Zum einen gibt es mit Unteren Denkmalbehörde, den Planern, dem Umwelt- und Bauordnungsamt und auch den Zentralen Diensten sehr viele Beteiligte, die sich untereinander austauschen und absprechen müssen. Zum anderen gibt es unterschiedliche Anforderungen des Denkmalschutzes und der Statik.“ Die Komplexität habe man unterschätzt.
„Die Angelegenheit ist komplexer, als wir angenommen haben. Doch wir wollen lieber sorgfältig vorgehen, damit es gut wird.“
Nun gehe es darum, das Konzept fertigzustellen. Soweit sind wir aber noch nicht“, sagt van Dyk. „Wir wollen da auch lieber sorgfältig vorgehen, damit es gut wird.“ Sobald die Ausführungspläne finalisiert und durch die Untere Denkmalbehörde freigegeben sind, würden diese der Bezirksvertretung Wattenscheid vorgestellt.
Sanierung von Krypta und Ehrenmal in 2025: Bochumer Politiker reagieren unterschiedlich
Wolfgang Rohmann, Vorsitzender der SPD-Fraktion, kann mit der Antwort der Verwaltung „gut leben“. Natürlich wäre auch ihm lieber, wenn Ehrenmal und Krypta schon fertig seien. „Aber wenn die jetzt mit der Sanierung anfangen, würden die Arbeiten wegen des Wetters schnell wieder eingestellt werden.“ Von daher sei er „frohen Mutes und optimistisch, dass es im nächsten Jahr funktioniert“.
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Auch Oliver Buschmann von den Grünen ist zuversichtlich. „Ich gehe davon aus, dass wir noch in diesem Jahr das Konzept vorgelegt bekommen und es 2025 dann losgeht. Bei den möglichen Verzögerungen kann es ja nur um vier bis sechs Wochen gehen. Von daher bin ich optimistisch.“
Gerd Kipp von der CDU ist da deutlich skeptischer. „Wir trauen dem Braten immer noch nicht“, sagt der Fraktionsvorsitzende. Es sei „grob fahrlässig“, wie das Projekt Krypta von der Stadt vernachlässigt werde. „Wir sind mit der Entwicklung nicht zufrieden und werden weiter beobachten, ob unsere Beschlüsse auch umgesetzt werden.“ Der Kampf um den Erhalt des Ehrenmals sei energieraubend gewesen. „Und jetzt ist es schon seit Jahren ein Schandfleck.“
„Es ist ein Trauerspiel, dass es die Verwaltung nicht schafft, die Sanierung von Krypta und Ehrenmal auf die Reihe zu kriegen. Das sind doch Fachleute.“
Ähnlich kritisch äußert sich Hans-Josef Winkler von der „UWG:Freie Bürger“. „Ich glaube erst, dass es losgeht, wenn da ein Bagger steht.“ Es sei „ein Trauerspiel, dass es die Verwaltung nicht schafft, die Sanierung von Krypta und Ehrenmal auf die Reihe zu kriegen. Das sind doch Fachleute.“ Immer wieder sei das Konzept versprochen worden. „Aber konkrete Pläne wurden uns nicht vorgelegt. Das ist doch lächerlich.“
Seit 1993 unter Denkmalschutz
Die Gedenkstätte im Friedenspark wurde 1933/34 errichtet als Erinnerung an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Wattenscheider. Die Einweihung unter dem NS-Regime fand am 4. August 1934 statt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Ehrenmal zu seiner heutigen Form umgebaut. Seit 1993 steht es unter Denkmalschutz. Die 196 Quadratmeter große Ehrenhalle, Krypta genannt, bildet den zentralen Ort des Ehrenmals. Bis zur Sperrung des Bereichs fanden hier jährlich Gedenkfeiern am Volkstrauertag statt.
Um dem Park eine neue Bedeutung zu verleihen, wurde er im Zuge der Umgestaltung in Friedenspark umbenannt.
Die Sanierung des Parks am Ehrenmal war Bestandteil des Stadterneuerungsprogramms für Wattenscheid. Insgesamt rund drei Millionen Euro wurden in die Grünanlage investiert, der Großteil davon (2,2 Millionen Euro) kam aus unterschiedlichen Fördertöpfen.