Wattenscheid-Mitte. Damit die Gedenkstätte im Wattenscheider Ehrenmalpark nicht noch weiter verfällt, fordert die Bürgerinitiative eine schnelle Sanierung der Krypta.
Die Bürgerinitiative Ehrenmal sorgt sich, dass die Sanierung der stark beschädigten Gedenkstätte und Krypta im Ehrenmalpark „zu spät oder halbherzig von der Stadt angegangen wird“, so Ingrid Telschow-Böcker. „Diese Anlage ist schwer in Mitleidenschaft gezogen und droht endgültig zu verfallen, wenn nach Jahren des Stillstands nicht bald etwas passiert. Es besteht dringender Handlungsbedarf. Und es stellt sich die Frage, was hier überhaupt vorgesehen ist.“
Umgestaltung der Grünanlage
Der Ehrenmalpark wird derzeit neugestaltet. Ein Teilaspekt ist dabei auch die Gedenkstätte, die „neu interpretiert werden soll“, hieß es im Zuge der langen Diskussionen.
Stadtsprecherin Katrin Müller erklärt auf Nachfrage der Redaktion: „Die Sanierung der Krypta und der Wiederaufbau der Pergola befinden sich zur Zeit in der Ausführungsplanung in Zusammenarbeit mit beauftragten Architekten und Statikern.“ In diesem Zuge werde „die Art der Sanierung und Gestaltung der Krypta erarbeitet und mit dem Denkmalschutz und weiteren Akteuren abgestimmt“.
Umbenennung in „Friedenspark Ehrenmal“
Nach 1945 wurde folgende Inschrift in die Ehrentafel der Krypta eingemeißelt: „Hier wollen wir Euch gegenwärtig sein. Vergesst uns nicht! Sorgt, dass Frieden blüht aus unsern Gräbern.“ Auf der Terrasse stand: „Die Stadt Wattenscheid ihren Gefallenen zur Ehre und zum Gedenken 1914-1918 + 1939-1945 – Den Toten zum Gedächtnis, den Lebenden zur Mahnung“.
Lange Zeit fanden hier die Gedenkfeiern am Volkstrauertag statt, um an die Opfer von Krieg, Vertreibung und Gewaltherrschaft zu erinnern. Im Mai hatte die Bezirksvertretung entschieden, die gesamte Grünanlage in „Friedenspark Ehrenmal“ umzubenennen.
Bezirksvertretung soll entscheiden
Auf dieser Basis könne die Wattenscheider Bezirksvertretung dann über die Art der Gestaltung entscheiden und es werde ein Bauantrag erstellt. „Nach Genehmigung des Bauantrages und der denkmalrechtlichen Erlaubnis erfolgen voraussichtlich 2021 die Ausschreibung und der Beginn der Bauarbeiten“, so Katrin Müller weiter. „Ein genauerer Zeitplan kann erstellt werden, wenn das Sanierungs- und Gestaltungskonzept erstellt und beschlossen ist, da davon auch Umfang und Komplexität der Baumaßnahmen abhängen.“
Gedenkstätte ist stark beschädigt
Seit Jahren wird über Sanierung und Gestaltung der Gedenkstätte diskutiert, die an die Toten beider Weltkriege erinnert. Witterungseinflüsse – vor allem eindringendes Wasser – haben der Anlage schwer zugesetzt, ebenso umgestürzte Bäume. Den zugewucherten Bereich hatten Mitglieder der Bürgerinitiative schon mal freigeschnitten, um auch den weiteren Verfall durch Wurzelwerk aufzuhalten.
Neuinterpretation in der Diskussion
Das Ehrenmal ist derzeit mit einem Zaun abgesperrt. Das Planungsbüro DTP hatte im Vorentwurf eine „Neuinterpretation“ der Gedenkstätte vorgeschlagen. Unter anderem könne der Bereich zwischen den beiden Treppen als Sitzstufenanlage umgestaltet und so zu einem kommunikativen Ort werden. Es müssen dabei allerdings auch Fragen des Denkmalschutzes abgeklärt werden. Mehrere hunderttausend Euro würde die Sanierung der Ehrenmalgedenkstätte kosten, die seit dem Ela-Sturm 2014 schwer zerstört ist.
Anlage wurde 1934 eingeweiht
Die Gedenkstätte wurde 1933/34 errichtet als Erinnerung an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Wattenscheider. Die Einweihung unter dem NS-Regime fand am 4. August 1934 statt. Das Wasserbecken musste schon 1936 aufgegeben und mit Erde verfüllt werden, nachdem es durch mehrere Tagesbrüche der Zeche Centrum-Morgensonne undicht geworden war. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Ehrenmal zu seiner heutigen Form umgebaut. Seit 1993 steht es unter Denkmalschutz. Die 196 Quadratmeter große Ehrenhalle, Krypta genannt, bildet den zentralen Ort des Ehrenmals. Zur Zeit des Nationalsozialismus befand sich auf der Terrasse oberhalb der Krypta ein künstlicher Brunnen. Darüber war eine nationale Variante des Spruches der Thermopylenschlacht (480 vor Christus) aus Bronze in den Stein eingelassen.