Bochum. Die Pfarrei Liebfrauen konzentriert sich künftig auf drei Standorte, die anderen werden nach und nach aufgegeben. Eine Entscheidung überrascht.
Jetzt ist es amtlich: In Zukunft wird es drei katholische Standorte in der Pfarrei Liebfrauen Bochum geben: St. Elisabeth in Gerthe, St. Marien in Langendreer und Liebfrauen in Altenbochum. Dies habe die Essener Bistumsleitung jüngst so bestätigt, teilen Propst Michael Ludwig, seit zwei Jahren Leiter der Pfarrei, und Pfarrgemeinderats-Vorsitzender Berthold Jäger mit. Dieser Entscheidung waren viele Jahre der Diskussionen, Beratungen und Planungen vorangegangen. „Endlich Klarheit“, sagt Ludwig. Doch jetzt gehen die Arbeit und die harten Einschnitte erst richtig los.
„Endlich Klarheit“: Sparkurs trifft diese Bochumer Kirchen
St. Elisabeth, St. Marien und Liebfrauen – diese drei Standorte sollen zukünftig zu Zentren kirchlicher Angebote in der Pfarrei werden. Die anderen noch verbliebenen Standorte werden sukzessive aufgegeben, für die Räumlichkeiten und Grundstücke an diesen Orten soll eine neue Verwendung gefunden werden. Dies bedeutet insbesondere das Aus für die Kirchen Herz Jesu in Werne und St. Bonifatius in Langendreer. Gerade dort dürfte die Enttäuschung groß sein, galt „Boni“ zuvor lange Zeit als Favorit für einen der drei Hauptstandorte, weil wesentlich weniger in die Instandsetzung investiert werden müsste als in St. Marien.
„Es reicht nicht mehr, nur auf die eigenen Leute zu gucken und es als primäre Aufgabe zu sehen, die Kirche vollzukriegen.“
Doch nun wurde umgedacht und weniger das Finanzielle als vielmehr die Lage in den Vordergrund gerückt. Diese spreche ganz klar für St. Marien, das am Alten Bahnhof liege, „mittendrin, da pulsiert das Leben“, findet Berthold Jäger. St. Bonifatius sei halt eher abseits gelegen, in einem Wohngebiet. Doch als Kirche, die sich neu ausrichtet, müsse man künftig „mitten im Leben sein“, für die Menschen da sein. „Es reicht nicht mehr, nur auf die eigenen Leute zu gucken und es als primäre Aufgabe zu sehen, die Kirche vollzukriegen.“
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Klar bringe der Pfarreientwicklungsprozess, der einem Sparkurs gleicht, harte Einschnitte mit sich, weiß Jäger. „Doch wir sollten uns nicht zu sehr auf die Standortfrage fokussieren, sondern auf Inhalte.“ Die Entscheidung pro St. Elisabeth, St. Marien und Liebfrauen hätten eine große Mehrheit in Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand mitgetragen. Jetzt gehe es darum, nach vorne zu schauen und das Ganze als Chance zu begreifen.
Die Pfarrei steht nun gleich vor zwei großen Herausforderungen: Sich von Immobilien trennen und diese verkaufen (siehe Info-Box) und zugleich die drei „Komplettstandorte“ gestalten. Hier gibt es laut Pfarrgemeinderat schon erste Ideen. Im Norden (Gerthe, Hiltrop, Harpen) werde darüber nachgedacht, einen Schwerpunkt auf junge Familien zu legen – „wegen der hervorragenden Möglichkeiten im Außenbereich neben der Elisabethkirche“, so Jäger. Im Osten (Werne und Langendreer) könne die sozial-caritative Arbeit zum Markenzeichen werden. „Der vorhandene Bauwagen der Caritas vor der Marienkirche und eine geplante Ansiedlung der Caritas im alten Pfarrhaus neben der Marienkirche bieten da sicher gute Voraussetzungen.“
Durch die Renovierung der Liebfrauenkirche böten sich zudem in Altenbochum neue Möglichkeiten. Das Gotteshaus soll multifunktional werden, mit Sound- und Lichtanlage, Bildschirmen und allerhand weiterem technischen Equipment. „Da können dann Jugendliche auch mal übernachten, tanzen und Konzerte veranstalten“, hofft Berthold Jäger, mit dieser modernen Ausrichtung Kirche auch für die Jugend attraktiv zu machen. „Wir glauben, dass der Umbau Ostern fertig sein wird.“
Bis Mitte November soll laut Pfarrgemeinderat sowohl ein pastoraler Rahmen für die A-Standorte als auch ein Immobilien- und Projektplan entwickelt werden. Spannend wird das vor allem im Fall von St. Marien. Hier stehen Propst Ludwig zufolge einige bauliche Veränderungen an. Dass man sich für das Gebäude mit den höheren Instandhaltungskosten entschieden habe, sei nicht widersprüchlich. „Das wurde alles wirtschaftlich geprüft. Und es kommt ja darauf an, was mit der Kirche machen will.“
Pfarrei Liebfrauen in Bochum setzt künftige auf drei Hauptstandorte
In Marien sei angedacht, etwa die Seitenkapellen und die Taufkapelle für anderweitige Gemeindeangebote umzubauen, um an einem Ort alles zu bündeln. Dabei müsse man sich aber im Rahmen des Wirtschaftsplans bewegen, der vom Bistum vorgegeben wurde. „Das darf also nicht teurer werden.“ Geld spare man aber zum Beispiel mit der Aufgabe von Herz Jesu Werne. Dies könne dann an den Hauptstandorten eingesetzt werden. In welcher Form auch immer. „Das wird jetzt alles erst noch überlegt.“
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Für Ludwig spielen auch die kirchlichen Standorte, die auf der Streichliste stehen, weiter eine wichtige Rolle. Vor allem, während Marien umgebaut werde. Dann benötige man die Gemeinderäume etwa in Werne und in Bonifatius. Ohnehin soll laut Pfarrgemeinderat an sämtlichen verbleibenden Standorten die „kirchliche Grundversorgung“ gesichert werden, d.h., Wochenendgottesdienste, Taufen, Beerdigungen, Hochzeiten sollen weiterhin dort stattfinden.
„Das ist eine ganz neue Situation, die noch gar nicht zu packen ist.“
Propst Ludwig hat aber nicht nur die Baustelle Pfarreientwicklungsprozess. Das Bistum Essen habe noch eine weitere eröffnet, sagt er. „Es gibt die Überlegung einer Stadtkirche für Bochum und Wattenscheid. Also nur eine Pfarrei.“ Das sei parallel „eine ganz neue Situation, die noch gar nicht zu packen ist“. So sei noch völlig unklar, wer diese eine Pfarrei leiten könnte. Und wie die Standorte dann aufgeteilt würden. Bis Ostern, so Ludwig, soll es fürs ganze Bistum einen Zeitplan geben. Also auch für Bochum. Und dann herrscht auch bei diesem Projekt vielleicht mehr Klarheit.
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Die Pfarrei Liebfrauen umfasst die katholischen Gemeinden im Bochumer Osten und Norden. Dazu zählen die sieben Standorte Altenbochum, Laer, Langendreer, Werne, Harpen, Hiltrop, und Gerthe. Liebfrauen ist eine der größten Pfarreien im Bistum Essen.
Wann welche Kirche schließen soll
Bis Mitte November soll sowohl ein pastoraler Rahmen für die die drei Hauptstandorte St. Elisabeth, St. Marien und Liebfrauen als auch ein Immobilien- und Projektplan entwickelt werden, sagt Berthold Jäger, der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates der Pfarrei Liebfrauen. Beide Vorhaben würden vom Bistum begleitet. Erste Festlegungen seien durch das Pastoralteam und den Pfarrgemeinderat bereits erfolgt: „Die Kirche St. Ludgerus wurde bereits stillgelegt, Heilig-Geist Harpen schließt am Erntedankfest 2024, St. Bonifatius Langendreer und Herz-Jesu Werne folgen bis zum Erntedankfest 2025.“
Wie es dann mit den Immobilien weitergeht, sei noch offen, so Propst Michael Ludwig, der skeptisch ist, ob Käufer Schlange stehen werden. Ohnehin müsse man Zeit einkalkulieren. „Bei der Antonius-Kirche haben wir beispielsweise sieben Jahre verhandelt, bis der Verkauf abgewickelt war.“