Bochum-Langendreer. Ein Bochumer Gastronom sucht einen neuen Pächter für sein Bistro – bislang erfolglos. Warum er aufhört, was er plant und was die Gäste sagen.

In der Gastro-Szene am Alten Bahnhof in Bochum-Langendreer herrscht Unruhe. Wann das Plaka an der Alten Bahnhofstraße 174B unter neuer Leitung wieder öffnet, bleibt weiter ein großes Geheimnis. Im Café am Stern (Alte Bahnhofstraße 180), ein paar Meter die Straße hoch, gibt es nach der langen Stephan-Ära inzwischen den dritten Pächter. Und auch im Papillon (Alte Bahnhofstraße 177), gegenüber am Platz am Stern gelegen, steht ein Wechsel bevor. Der Wirt sucht per Inserat im Internet einen Nachfolger.

Nachfolger gesucht: Warum ein Wirt in Bochum-Langendreer aufgibt

„Es stimmt“, sagt Ikram Tiraz. „Ich will hier raus.“ Nicht, weil der Laden – ein Mix aus Bistro, Café und Eisdiele – schlecht laufe. Als „normal“ bezeichnet der Gastronom Besuch und Umsatz. „Es ist nicht wie in der Bochumer City, aber die Lage ist schon gut.“ Sechs Jahre seien er und seine Frau Filiz Uslu im Papillon am Stern. Doch sie wohnen in Essen und nehmen jeden Tag einen weiten Weg auf sich. „Wir sind einfach müde“, gesteht Tiraz, der jetzt 58 Jahre alt ist. Seine Lebensgefährtin ist etwas jünger. „Aber leider krank. Von daher reicht es jetzt.“

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Den Laden hätten sie meist zu zweit „geschmissen“, kaum Freizeit gehabt. Auch wenn die zwei erwachsenen Söhne immer mal mit einspringen. Schon davor habe er immer in der Gastronomie gearbeitet, zwei Restaurants in Dortmund und Essen betrieben, erzählt Ikram Tiraz, der 1993 aus der Türkei nach Deutschland kam. Für die Zeit nach dem Papillon möchte er als Teilzeit-Koch arbeiten.

„Interessenten gibt es einige. Aber preislich bin ich mit keinem von ihnen einig geworden.“

Ikram Tiraz, Gastronom

Doch zuvor muss er einen Nachfolger für sein Lokal finden. Aber das ist gar nicht so einfach. Zwar hätten sich schon einige Interessenten auf die Anzeige hin gemeldet. „Aber preislich bin ich mit keinem von ihnen einig geworden.“ Tiraz möchte 40.000 Euro für das Interieur. „Verhandlungsbasis. Ich lasse alles hier, auch die Elektrogeräte, und nehme nur meinen Laptop und meine Jacke.“ Und das am liebsten sofort.

Lokal in Bochum zu verpachten: Wirtsleuten fällt der Abschied schwer

210 Quadratmeter groß ist die Fläche des Bistros, dazu kommt der Außenbereich. Die Monatsmiete beträgt laut Inserat 1900 Euro. Interessenten sollen einfach vorbeikommen, sagt Tiraz. „Dann können die sich das Lokal anschauen und wir können im persönlichen Gespräch über alle offenen Fragen reden.“

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Tiraz und seiner Frau falle der Abschied nicht leicht, sagt er. Das Lokal am Platz am Stern sei zu einer zweiten Heimat geworden. „Die Leute hier sind nett, alles ist sehr sauber. Es gefällt uns hier.“ Dennoch bleibe der Lebensmittelpunkt der Familie in Essen.

Rosemarie Schmerkötter (links) und Hildegard Tewes sind Stammgäste im Papillon. Seit zehn Jahren treffen sie sich hier einmal in der Woche zum Frühstück.
Rosemarie Schmerkötter (links) und Hildegard Tewes sind Stammgäste im Papillon. Seit zehn Jahren treffen sie sich hier einmal in der Woche zum Frühstück.

Eine Art zweite Heimat ist das Papillon auch für Rosemarie Schmerkötter und Hildegard Tewes. Die beiden sind seit gut zehn Jahren Stammgäste und haben in dieser Zeit so einige Pächterwechsel erlebt. Dass jetzt der nächste bevorsteht, sei ihnen vergangene Woche gesagt worden. „Sehr schade“, finden die Freundinnen aus Harpen und Querenburg, die sich jeden Mittwoch um 10 Uhr „quasi in der Mitte“ zum Frühstück im Papillon treffen.

„Das tut uns leid. Wir fühlen uns hier immer gut aufgehoben.“

Rosemarie Schmerkötter und Hildegard Tewes, Stammgäste im Papillon

„Das tut uns leid. Wir fühlen uns hier immer gut aufgehoben“, sagen die Frauen. Aber auch, dass diese Entwicklung absehbar gewesen sei. „Es sind zuletzt schon weniger Gäste hier gewesen.“ Nun habe man natürlich Sorge, was kommt, gestehen die zwei. „Aber auch das Neue werden wir ausprobieren.“

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Bis ein Nachfolger gefunden ist, freuen sich Schmerkötter und Tewes, dass das Papillon weiter betrieben wird. Darüber ist auch Karsten Höser von der Werbe- und Aktionsgemeinschaft Bochum-Langendreer (WAB) sehr froh. „Gut, dass die Wirtsleute weitermachen, bis sie jemanden gefunden haben.“ Ein Leerstand weniger am Alten Bahnhof.