Essen. Die Orchester des Ruhrgebiets bieten zur Jahreswende eine berauschende Bandbreite an Neujahrskonzerten. Wer Karten will, sollte sich beeilen!
Essen auf den Spuren Wiens
Ein Neujahrskonzert reinsten Wassers dirigiert Essens Generalmusikdirektor Andrea Sanguineti. Er setzt zum 200. Geburtstag von Johann Strauß (Sohn) auf ein großes Strauß-Programm, wie wir es kennen aus Wiens Goldenem Saal, wenn Millionen in aller Welt am Fernseher den großen Würfen der österreichischen Komponisten-Dynastie lauschen. Wie wir aus sicherer Donau-Quelle wissen, sind mit „Geschichten aus dem Wiener Wald“ (mit der berühmten Zither-Einlage!), „Donner und Blitz“ und „Perpetuum mobile“ ein paar echte Zugpferde in Essens Philharmonie dabei. Schauen wir, ob Essens Philharmoniker auch so wienerisch sind, am Ende mit dem „Radetzkymarsch“ die berühmteste Zugabe der Welt zu geben. Übrigens handelt es sich um eine deutlich katerfreundlichere Veranstaltung als die in Wien. Es geht erst am frühen Abend los: 1. Januar, 18h. Karten 19-74€
Am Vorabend, Silvester, feiert am gleichen Ort das WDR-Funkhausorchester eine Jubilarin, Gershwins „Rhapsody in Blue“ wird 100. Wir durften es bereits im Oktober hören: Ein enorm spritziges, kluges, charmantes Programm mit Dirigent Wayne Marshall am Klavier. Karten (noch für 25-55€) sind inzwischen rar. Wer hören will, muss eilen.
Ticket-Hotline für beide Veranstaltungen: 0201-8122200 und im Netz unter theater-essen.de
Same procedure: Bochumer Symphoniker setzen aufs Besondere
Von Anfang an hat Bochums Generalmusikdirektor Tung-Chieh Chuang auch bei den beliebten Konzerten zur Jahreswende nicht nur Naschwerk und Hitparaden-Champagner bereitgehalten. Die Symphoniker standen und stehen auch in diesem Jahr für ein zuverlässig ungewöhnliches Programm mit stolzen fünf Auftritten im Musikforum, dem jüngsten Konzertsaal des Ruhrgebiets. Bartók und Bordin, Corigliano und Ravel: Das sind nicht eben erwartbare sinfonische Kronzeugen für einen beschwingten Jahreswechsel. Willkommen sind also die Neugierigen, die offenen Freunde klassischer Musik. Sie werden einen Sohn der Stadt als Solisten erleben. Das ist Darius Preuß, Geiger und Anlass schönster Hoffnungen für eine große Karriere. Das „20-jährige Bochumer Ausnahmetalent“, Jungstudent in Köln ab seinem elften Lebensjahr und seit 2022 an der Musikhochschule Berlin, wird alle fünf Aufführungen bestreiten - mit Werken Bartoks und Camille Saint-Saëns‘.
31.12, 16.30h und 20h; 1.1., 11h und 20h, 2.1., 20h. Karten (nicht mehr für alle Termine!) : 16-44€. Tel. 0234 - 910 86 66 und auf bochumer-symphoniker.de
Feuriger Start Richtung 2025 mit der Neuen Philharmonie Westfalen
Seit Jahren setzt die Neue Philharmonie Westfalen bei ihren Neujahrskonzerten auf einen cleveren Mix. Klar, gibt man dem Affen Ösi-Zucker, hält Polka und Walzer bereit, es erklingt heuer „Mit Dampf“, das „Wiener Blut“ und Hellmesbergers „Teufelstanz“. Aber immer auch darf es ein bisschen mehr sein, von großer Oper bis zum Instrumentalsolo. 2025 heißt das: Auch Smetanas „Die verkaufte Braut“ (Ouvertüre) hat hier Platz und Leonard Bernsteins fetzige (übrigens höllisch schwer zu spielende) „Candide“-Eröffnung. Am Pult der Neujahrskonzerte, die in mehreren Städten gastieren, steht der Franzose Olivier Tardy - und nicht zum ersten Mal heißt der „orchestereigene Moderator“ Markus Wallrafen. Über allem schwebt das Motto „Molto virtuoso!“
1. Januar, 20h, Musiktheater im Revier, Karten 15-50€. Weitere Aufführungen am 5.1, 11h (Bürgerhaus Süd, Recklinghausen), 7. Januar, 19.30h (Ruhrfestspielhaus Recklinghausen) und 12. Januar, 11h (St. Ursula-Schule Dorsten). Details unter www.neue-philharmonie-westfalen.de
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Duisburgs berühmter Sohn: Operettengala ehrt Rudolf Schock
Es war einmal ein Friseur-Lehrling aus Wanheimerort, dem eine wunderschöne Stimme geschenkt war. Und das Glück schickte ihm eine gute Fee, Lockenwickler gegen Lohengrin zu tauschen: Eine wohlhabende Kundin hörte ihn, fand, dass dieses Talent entdeckt gehörte - und es wurde aus dem kleinen Rudi jener Rudolf Schock, Tenor, den die Massen liebten. Vor dem berühmten Sohn verneigt sich das Neujahrskonzert der Duisburger Philharmoniker mit Srba Dinić am Dirigentenpult. Dass Schock gerade im leichten Fach Millionen begeisterte, kommt dem heiteren Jahresbeginn gerade recht. Zur Operettengala anlässlich des 110. Geburtstages von Rudolf Schock warten in der Mercatorhalle Duette, Arien und Ensembles aus populären Operetten. „Das Land des Lächelns“, „Die lustige Witwe“, „Die Csárdásfürstin“ und „Der Vetter aus Dingsda“ bestücken den Neujahrsabend in Duisburg. Neben Tenor Sebastian Kohlhepp bilden Mandy Fredrich, Sarah Ferede und Bogdan Baciu das Solistenquartett. 1. Januar, 18h, Karten 26-69,50€ unter Tel. 0203-28362100 und hier
Dortmund reist in die wilden Zwanziger
Dortmunds Philharmoniker geben freimütig zu, wer sie zu ihrer Auswahl fürs diesjährige Neujahrskonzert inspiriert hat: Volker Kutschers „Gereon Rath“, der im Berlin der wilden Zwanziger ermittelt. Das Kommissariat am Alexanderplatz siedelt am 1. Januar an Dortmunds Brückstraße. Wie immer ist der Einstieg ins neue Jahr Chefsache: Gabriel Feltz dirigiert. Und er hat zwei Dortmunder Publikumslieblinge an Bord. Musical-Star Patricia Meeden und Morgan Moody, der derzeit als meuchelnder Barbier „Sweeny Todd“ über die städtische Opernhausbühne jagt. Was erklingt? Die Musik der 1920er und 30er hatten eine enorme Bandbreite. Kein Wunder, dass die Klangpalette vom „Weißen Rössl“ über den Sportpalastwalzer und Cole Porter bis zum „Blauen Engel“ („Ich bin von Kopf bis Fuß...“) reicht. Und mogeln darf man Neujahr auch: Der Musicalknüller „Cabaret“ stammt zwar nicht aus der Zeit, spielt aber exakt da.
1. Januar, 15h und 18h. Karten 15-76€, Tel. 0231-226960 und
unter konzerthaus-dortmund.de
Zu Neujahr nach den Sternen greifen, im Planetarium!
Sie wollten immer mal ein komplettes Neujahrskonzert unterm Sternenhimmel erleben? Dazu muss man zur Jahreswende gar nicht bis in die Karibik. Bochums Planetarium lädt ein, aus herrlich bequemen Sesseln heraus, Planeten und andere Wunder über uns zu bestaunen. Dazu gibt es „Musik zum neuen Jahr“. Vielleicht ist sogar eines der wenigen Werke der Strauss-Dynastie darunter, die nach den Sternen griffen: Josef Strauss‘ „Sphärenklänge“. 5. Januar, 11h, Karten kosten 12,25€. Mehr Info auf planetarium-bochum.de
Unschlagbares Angebot für Langschläfer
Sie gehören zu denen, die am Neujahrstag viel zu fertig sind, um überhaupt irgendwas zu tun? Dann hat das Happy Hour Konzert, mit dem das WDR-Sinfonieorchester in Essens Philharmonie gastiert, gleich drei unschlagbare Argumente für Sie. Erstens, haben Sie zwei Wochen Zeit, wieder in Form zu kommen. Es ist am 16. Januar um 19h. Zweitens ist es nicht zuletzt dank Dirigent Manfred Honeck (einst Wiener Philharmoniker) eine echt wienerische Veranstaltung mit lauter Perlen der Strauss-Familie. Und drittens ist der Ticket-Preis mit 17€ auf allen Plätzen unschlagbar.