Recklinghausen. Die Neue Philharmonie Westfalen erfand in der Corona-Zwangspause ein Brettspiel: „Partytur“ ist etwas für Freunde klassischer Musik.

Über Monate nicht spielen zu dürfen fürs Publikum, das traf viele Musiker hart. Die Neue Philharmonie Westfalen (NPW) hat der Not der Corona-Maßnahmen eine Tugend abgerungen, das Verb anders definiert und in dieser Zeit ein Klassik-Spiel erfunden. Ein Wort-Spiel – auch das noch – ist sein Titel: „Partytur“.

Was einem Brettspiel, das man von Borbeck bis Berchtesgaden auf den Tisch bringen kann, charmantes Lokalkolorit gibt: Alle zu den Aufgaben gehörenden 65 Musikbeispiele von Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ bis zu Strauß’ „Radetzkymarsch“ hat das Landesorchester mit Sitz in Recklinghausen eigens für seine „Partytur“ aufgenommen.

Neue Philharmonie Westfalen schuf QR-Code zum Knacken von Klangnüssen

Die CD in der Spielschachtel ist nicht der einzige Weg, per Ausschnitt aus Sinfonie oder Ouvertüre jene Klangnüsse in den dicken Kartenstapeln zu knacken. Per QR-Code (von unserer Redaktion erfolgreich getestet) sind alle 65 Musiken vom Handy abrufbar.

Was passiert denen, die auf „Partytur“ gehen? Nachdem sie sich (in Teams oder solo) für Lauffiguren in Instrumentenform (Horn, Geige usw.) entschieden haben, buhlen sie um den Gewinn der „Goldenen Partytur“. Die heimst (je nach Spielfeld) ein, wer Fragen in drei Schwierigkeitskategorien korrekt beantwortet oder Instrumente am Klang erkennt oder – die eindeutig kreativste und witzigste aller Herausforderungen! – rund eine Minute spontan ein Orchester dirigiert. Die Gegner bewerten danach, wie gut der Kandidat Tschaikowskys „Blumenwalzer“ oder Mozarts „Kleine Nachtmusik“ im Griff hat – er kann aber auch mit einer komischen Einlage am Taktstock punkten. Tusch für verrückte Vögel am Pult!

„Partytur“ hat den Praxis-Test ohne Mühe bestanden

„Partytur“ bestand unseren Praxis-Test ohne Mühe. Aber niemand sollte es sich als „Sendung mit der Maus“ vorstellen. Wer noch nie von Bach oder Beethoven hörte, bekommt hier keinen Anfängerkurs. Spaß macht das Spiel jenen Menschen, die Klassik mögen, auch live.

Selbst sie werden an Fragen zu knabbern haben, aber schlauer aus dem Spiel heraus- und in den nächsten philharmonischen Abend hin­eingehen. Was imponiert: Alles an diesem Spiel ist echt „NPW“: Die Fragen tüftelte das Marketing-Team des Orchesters mit Generalmusikdirektor Rasmus Baumann aus, die Musikbeispiele künden von der Klasse des Revier-Klangkörpers. Ein schönes Geschenk, und zum Wiederspielen taugt es auch: Wer eines Tages schnurstracks ins Ziel eilt, hört künftig im Konzertsaal noch mehr – weil er mehr weiß.
30 €, Bezug: neue-philharmonie-westfalen.de oder Tel. 02361/48860