Goch. Der Gocher Wochenmarkt hat ein breites Angebot und sein Stammpublikum. Doch neue Impulse sind nötig. Dafür haben die Händler einige Vorschläge.
Zwei Damen plauschen über die Familie, Händler Ludger Rüttermann macht ein Witzchen und Kollege Sven Angenendt legt das gerade verkaufte Gemüse erst einmal wieder zurück, damit sich seine Kundin weiter unbeschwert umsehen kann. Der Besuch auf dem Wochenmarkt ist mehr als nur einkaufen, das ist an diesem Freitagvormittag in der Gocher Innenstadt schnell zu spüren. Hier begegnen sich die Menschen.
Erst wegen der Sommerkirmes, dann wegen des Gocher Sommers, von dem die sehenswerte Sandskulptur blieb, wurde der Wochenmarkt in den vergangenen Wochen vom Marktplatz an die Südseite des Marktes und in die Frauenstraße verlegt. Die Stände stehen hier kompakter zusammen. Ein echtes Markttreiben, das sich auf dem großen Platz zuweilen verliert, scheint sich so leichter entwickeln zu können.
Freitags kommen bis zu zwölf Händler zum Wochenmarkt nach Goch
Iwan Vierbergen gefällt die engere Anordnung. „Das Ambiente ist etwas anders, es wirkt ein bisschen gemütlicher“, findet der Käsemeister aus den Niederlanden, der gemeinsam mit seinem Vater Leo schmackhaften Gouda und Co. unter der Marke Daalder Kaas verkauft. Seit 21 Jahren steht er mit seinem Wagen in Goch und hat in der Zeit die Veränderungen des Marktes und dessen Kunden beobachtet. „Früher kamen viele Mütter mit ihren Kindern, heute kaufen Oma und Opa mit ihren Enkelkindern ein“, sagt Vierbergen. „Leider kommen keine neuen Stände dazu. Das ist aber in jeder Kleinstadt so. Und dafür ist der Gocher Wochenmarkt nach wie vor gut besucht“, findet der 45-Jährige.
Insgesamt bis zu zwölf Händler mit einem vergleichsweise breiten Angebot sind freitags hier vertreten. Die Stadt Goch sieht den Wochenmarkt damit „gut aufgestellt“. Mit fünf Händlern am Dienstag, dem zweiten Markttag, sei er „sehr klein, aber fein“. Ab Dienstag, 1. August, werde er dienstags wieder auf den Marktplatz zurückziehen, teilt die Stadtverwaltung auf NRZ-Anfrage mit. „Der Wochenmarkt freitags wird bis circa Anfang September teilweise auf der freien Marktplatzhälfte und teilweise an der Marktsüdseite stattfinden.“
Anja Borkes schimpft: „Man vertreibt uns“
Die veränderte Marktstruktur, die dem Käsehändler Iwan Vierbergen zusagt, bringt Anja Borkes regelrecht auf die Palme. „Man vertreibt uns“, sagt die Geflügelspezialistin, die in Goch geboren wurde und ihr Geschäft in Isselburg hat. „Abgeschoben und weggeschickt“ fühle sie sich. Mit ihrem Wagen musste sie in den vergangenen Wochen als einzige Beschickerin sehr ungünstig an der Marktostseite nahe der Voßstraße stehen. „Das ist ein Unding“, sagt Borkes. Sie macht ihrem Ärger deutlich Luft.
Ihre Ideen, um den Markt attraktiver zu machen, würden nicht gehört, beschwert sich Anja Borkes. „Man könnte doch zum Beispiel ein paar andere Stände, etwa mit Socken, zulassen, die eigentlich nicht zum grünen Markt gehören“, schlägt sie vor.
„Grundsätzlich ist der Wochenmarkt offen für andere Produkte. Sie müssen jedoch in das Gesamtkonzept passen“, stellt die Stadt Goch klar und betont: „Es herrscht ein permanenter Austausch mit den Händlern, auch wenn nicht immer alle Probleme und Anregungen gelöst werden können.“
Was auf dem Gocher Wochenmarkt fehlt
Für Jörg Mechelen ist der Gocher Wochenmarkt eine Familientradition und auch deswegen eine Herzensangelegenheit. In der dritten Generation verkauft der Pfalzdorfer mit seinem Team hier Obst und Gemüse. „Wir haben ein schönes und ehrliches Verhältnis zu unseren Kunden“, sagt er. Doch die starke Konkurrenz zu den Supermärkten mache es nicht leicht. „Viele versuchen zu sparen, dabei sind wir nicht teurer als der Supermarkt“, meint Mechelen. Er wünscht sich als „Anreiz für die Leute einen Stand mit Bekleidung“. Auch ein Metzger sowie ein weiterer Bäcker – neben den beliebten Vollwertbackwaren der Kriemhild-Mühle – würden auf dem Markt in Goch fehlen.
Braucht der Markt zielgerichtetere Werbung?
Dagegen gibt Nahrung für Katze, Hund, Vogel und Fisch bei Hans-Jürgen Holtmanns zu kaufen. Der 56-Jährige nennt sich selbst „Exot“, denn er sei in NRW der einzige Markthändler, der noch ein Vollsortiment an Tiernahrung anbiete. Das Geschäft auf dem Gocher Wochenmarkt laufe ordentlich, doch wegen der abnehmenden Zahl der Händler macht sich auch Holtmanns Sorgen um die Attraktivität.
Er findet: „Die Stadt Goch macht zu wenig Reklame für den Wochenmarkt.“ Und hat handfeste Verbesserungsvorschläge: „Ein Banner am Wohnmobilstellplatz und ein Schild am Kreisverkehr am Bahnhof oder Informationen in betreuten Wohnanlagen würden helfen. Denn unsere 70- bis 80-jährigen Kunden schauen nicht ins Internet.“ Doch genau dort, über den „Goch erleben“-Account auf Instagram und Facebook, wurde laut der Stadt über den Wochenmarkt berichtet. Weitere Maßnahmen seien jedoch geplant.
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Verwaltung, Marketing und Händler: Neue Ideen umsetzen
Zielgerichtetere Werbung ist allerdings nur ein Baustein, um die Attraktivität des Gocher Wochenmarktes zu steigern. Gemeinsam mit dem Stadtmarketing seien die Markthändler zur Situation des Wochenmarktes befragt worden, so die Verwaltung. „Es ist geplant, die gesammelten Erkenntnisse sowie eigene Vorschläge und Ideen des Stadtmarketing und der Verwaltung gemeinsam mit den Händlern umzusetzen.“ Konkreteres ist aus dem Rathaus noch nicht zu erfahren.
Die Gewinnung neuer Händler, das wohl wichtigste Ziel, ist zugleich das schwierigste. „Versuche in den letzten Jahren blieben leider erfolglos. Zum einen fehlt der Nachwuchs. Zum anderen spielen wirtschaftliche Gründe ebenfalls eine Rolle“, stellt die Stadt Goch fest.