Goch. Die Sandkünstler haben auf dem Gocher Marktplatz ein richtiges Meisterwerk erschaffen. Doch warum klebt eigentlich der Sand so gut?
Bruno ist sechs Jahre alt und Experte in Sachen Sandburgenbau. Am Strand hat er sich schon ausgetobt und auf einer Baustelle. Aber die fertigen Sandskulpturen auf dem Gocher Marktplatz sind doch ein anderes Kaliber. Allein der Schriftzug schon, ganz akkurat aus dem Sand herausgemeißelt: GOCH. Darüber die markanten Gebäude der Stadt, etwa Steintor, Wasserturm, Kirche und Mühle. „Wieso klebt der Sand hier so gut und am Meer so schlecht?“, will Bruno von den Erbauern der Steinskulptur wissen. Das hänge damit zusammen, dass dem Sand Lehm beigemischt sei und sie den Sand stark pressen, erklärt Martijn Rijersee.
Sandskulpturen sind sein Beruf
Aber eigentlich kannte Bruno die Antwort schon, denn er hat schon mal in der „Sendung mit der Maus“ gesehen, wie Sandskulpturen entstehen. Benno Lindel musste dafür nach Mexiko reisen, damals, vor mehr als 35 Jahren, als er Spanisch studierte. „Junge Amerikaner haben an der Pazifikküste riesige Skulpturen gemacht, das fand ich toll, das wollte ich auch“, erinnert er sich. Aber erstmal kam ein bürgerlicher Job, bis er dann nach zehn Jahren in Berlin wieder eine Sandskulptur schuf. Seit 2007 ist das sein Beruf: im Sommer Sandskulpturen, im Winter Eisskulpturen. Und das europaweit.
34 Grad - die aufgebauten Strandstühle sind verwaist
Inzwischen ist es auf dem Gocher Marktplatz 34 Grad warm im Schatten, die aufgebauten Strandstühle in der Sonne sind verwaist. In der Fußgängerzone spielt die Nijmeger Kwakberg-Band auf, am Eiscafé, einem der erträglichen Orte bei diesen Temperaturen. Martijn Rijerse ist solche Temperaturen mittlerweile gewohnt, besser als Regen sei es, wenn man Skulpturen aus Sand macht. Wobei: Regen ist kein Problem, auch Hagel nicht. Nur wenn es wochenlang durchregnet, leidet eine Sandskulptur.
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Gefahren drohen eher von betrunkenen Rowdys. Deshalb wird die Skulptur auch nachts bewacht. Wäre doch schade, wenn dieses Sandkunstwerk zerstört würde. Es ist nämlich ein echter Blickfang. Ob jung, ob alt – jeder, der vorbeikommt, bleibt stehen, schaut sich das an, erinnert sich vielleicht an die eigenen Sandbaumeister-Phasen damals, als man so jung war mit Bruno heute.
Es gibt weltweit gut 600 Sandkünstler
Martijn Rijerse übrigens hat nach dem Architekturstudium in Delft gleich Sand-Skulpturist geworden. Sogar seine Frau, die denselben Beruf hat, hat er bei der Arbeit kennengelernt. Inzwischen können sie nicht mehr zusammenarbeiten, der drei Kinder wegen. Man könnte darauf wetten, dass dieser Beruf die Berater bei der Arbeitsagentur überfordert. „Es gibt weltweit 600, 700 professionelle Sandkünstler, und die kennen sich alle untereinander“, erzählt Benno Lindel. Er verkauft das Gesamtkonzept mit Kinder-Sandburgenwettbewerb und Sandstrand europaweit an Städte, gerade kommt er aus Wolfsburg, nach Goch geht es weiter nach Halle, Hildesheim, Bukarest und Wiener Neustadt.
Den Sand auf dem Marktplatz nutzen die Boule-Spieler von Concordia Goch, um sich vorzustellen. Die Boule-Abteilung gibt es seit drei Jahren, inzwischen haben sie 18 Spielfelder auf dem Sportplatz angelegt, berichtet Christian Rothgang. Der Sport erfordert präzise Wurftechnik und taktische Finessen, zugleich – so lässt sich beobachten – ist er gesellig und altersunabhängig. „Jeder ist willkommen zu den offenen Trainings mittwochs ab 18 Uhr“, sagt Rothgang. Das Gocher Team nimmt an Turnieren in NRW teil und veranstaltet am 29. Juli im Gocher Stadtpark sogar sein eigenes. So lässt sich der Sommer auch genießen.
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Am Sonntag, 9. Juli, geht das Programm um 10 Uhr weiter. Dann wird die Bearbeitung der Sandskulptur fortgesetzt.
Von 12 bis 18 Uhr läuft dann ein Sandburgenwettbewerb für Kinder. Mitmachen erwünscht!
Um 18 Uhr macht DJ Mike Baumann Musik.