Goch. Zur Gocher Kirmes strahlt die Sonne. Hunderte Besucher genießen Fahrgeschäfte, Losbuden und Kirmes-Kulinarik. Einigen ist es allerdings zu teuer.
Erster Tag, erste Stunde, da kann man noch nicht sagen, wie es läuft. Mario Lambertz ist Schausteller, sein Vater war Schausteller, sein Großvater und so weiter. Seit 1850 lebt die Familie von Fahrgeschäften und Losbuden. „Schon mein Urgroßvater ist mit einer Berg- und Talbahn durch die Städte gezogen“, sagt er, „und zwar mit einer richtig großen.“ Alles musste von Hand auf- und wieder abgebaut werden, das war richtig Arbeit. Heutzutage geht so etwas einfacher, aber Leute braucht man trotzdem. Und so landet man im Gespräch mit dem Schausteller aus Hamburg ganz schnell da, worüber man quer durch Deutschland in allen Branchen spricht: Personalmangel. Man findet keine Leute mehr. Einzelne Schausteller hätten deshalb schon aufgegeben.
40 Schausteller auf der Gocher Kirmes
Mehr als 40 Schausteller sind auf der Kirmes in Goch vertreten. Die läuft noch einschließlich bis Dienstag, nach Anbruch der Dunkelheit soll es dann ein Feuerwerk geben, soweit die Witterung es zulässt. Das bedeutet in diesen Tagen: Soweit es wegen der Brandgefahr nicht zu trocken ist. Womit man vom Klima wieder zum Wetter kommt. Lambertz hat schon jedes Wetter erlebt, am besten für eine Kirmes seien 22 bis 25 Grad, sagt er, der Himmel leicht bedeckt, nicht zu drückende Hitze. „Bei 30 Grad wird es für uns schwieriger, denn da lockt das Schwimmbad.“
Mag sein, dass das auch am Samstagmittag zur Kirmeseröffnung lockt, aber wenn, haben sich offenbar zahlreiche Gocherinnen und Gocher für die Kirmes entschieden. Denn da schlendern am frühen Nachmittag viele Menschen über das Geländer zwischen Markt- und Kirchplatz, manche Fahrgeschäfte wie der Autoscooter oder das Kinderkarussell sind auch ordentlich voll. Und von der Attraktion, dem Flyover-Riesenkettenflieger, der die Leute auf 40 Meter hochbringt, sind auch einige Begeisterungsrufe zu hören. Wobei es die auch beim Entenangeln gibt, nur sind die Begeisterten da noch ziemlich klein.
Airbrush-Tattoos und Karikatur-Porträtmaler
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Zwischen Fahrgeschäften und Imbissbuden, Eisständen und Losgeschäften gibt es auch echt Handgemachtes: Airbrush-Tattoos beispielsweise oder einen Karikatur-Porträtmaler. Und dann hört man noch das Plop-Plop von Basketbällen. Hot-Shot heißt der Wagen, an dem man seine Wurfkünste zeigen kann. Ein junger Mann trainiert gerade mit erstaunlicher Ausdauer. „Wir haben den Wagen gekauft, komplett überholt und präsentieren ihn jetzt zum ersten Mal“, erzählt Michael Sobatto aus Dinslaken. Auch er stammt aus einer alten Schaustellerfamilie, dritte Generation. Allerdings ist sein Hauptgeschäftsfeld mittlerweile das Weihnachtsmarkt-Gewerbe. „Wir richten einen eigenen Weihnachtsmarkt aus, dafür laufen jetzt schon die Vorbereitungen“, sagt er. Zwischendurch gibt es aber immer noch die Kirmesstände, aber immer nur so nah im Umkreis, dass er abends noch nach Hause fahren kann zum Schlafen.
„Die Kirmes zieht einen so richtig ab, Alter“
Und die Besucher? Viele Jugendliche sind zu sehen, junge Familien, aber auch Senioren. Manche treffen sich erstmals nach langer Zeit zufällig hier wieder, schließlich lebt eine Kirmes nicht nur von Attraktionen, sondern auch von Begegnungen. Nicht unerwähnt sollte aber auch die zufällig aufgeschnappte Wortmeldung eines vielleicht zehnjährigen Jungen bleiben: „Die Kirmes zieht einen so richtig ab, Alter“, ruft er mit Blick auf das Geld, das er noch in Händen hält. Da ist es gut zu wissen: Am Montag, den 26. Juni, lockt die Kirmes am Familientag mit besonders günstigen Preisen.