Kreis Kleve. Die Corona-Krise scheint endlich überwunden, die Touristen kehren zurück. Doch die Tourismusbranche im Kreis Kleve ist nicht frei von Sorgen.

Ausgebuchte Ferienwohnungen, volle Reisemobilstellplätze und belegte Hotelzimmer: Der Tourismus im Kreis Kleve zieht in den Osterferien merklich an und lässt die Branche optimistisch auf eine Saison schauen, die voraussichtlich erstmals wieder komplett frei von Corona-Einschränkungen ist. Einzig der leidige Personalmangel trübt ein wenig die Zuversicht bei den Touristikanbietern in der Region.

Osterprogramm auf dem Reisemobilstellplatz in Goch

Pünktlich zum Saisonstart füllt sich in diesen Tagen der Friedensplatz in Goch, der mit rund 200 Plätzen einer der größten Reisemobilstellplätze im Kreis Kleve ist. Der ansässige Reisemobilclub (RMC) Rhein-Maas hat in enger Zusammenarbeit mit der Stadtentwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft „GO!“ ein Osterprogramm auf die Beine gestellt, das am Karfreitag, 7. April, um 16 Uhr mit einem Fischessen beginnt. Am Ostersamstag, 8. April, um 10 Uhr wird dann die neue Boulebahn eingeweiht, die der RMC auf dem Platz in Eigenregie gebaut hat. Es folgt ab 12 Uhr ein Angrillen.

„Wir haben bei den Gästezahlen auf dem Friedensplatz nahezu wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht“, stellt der neue Gocher Wirtschaftsförderer und „GO!“-Geschäftsführer Michael Seggewiß im Gespräch mit der NRZ fest. 15.000 Fahrzeuge und rund 30.000 Übernachtungen stehen für das vergangene Jahr in der Statistik. 2020 waren es coronabedingt nur gut 20.000 Übernachtungen. „Die Menschen haben uns nicht vergessen“, sagt Rüdiger Wenzel vom Gocher Stadtmarketing und Tourismus zufrieden.

Reisemobilisten sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor

Es sind vor allem Deutsche (60 Prozent), die auf dem sowohl stadt- als auch naturnah gelegenen Friedensplatz direkt an der Niers einen Stopp einlegen. Doch auch Niederländer (30 Prozent) und Gäste aus dem weiteren europäischen Ausland (zehn Prozent) schätzen den Ort. Sie sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, geben sie doch einer Erhebung zufolge 35 bis 40 Euro pro Tag in der Stadt aus. In einem Jahr mit 30.000 Besuchern kommen laut Wenzel so bis zu 1,2 Millionen Euro zusammen.

Dr. Manon Loock-Braun am Barfußpfad in Elten.
Dr. Manon Loock-Braun am Barfußpfad in Elten. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Die vergleichsweise niedrigen Standgebühren von derzeit noch fünf Euro spielen dabei eine untergeordnete Rolle. „Wir werden mit den Preisen hochgehen müssen, in welchem Ausmaß kann ich aber noch nicht abschätzen“, sagt Seggewiß. Zumal in diesem Jahr der Bau einer neuen Toilettenanlage starten soll.

„Sehr gute Buchungslage“ in Emmerich

„Der Deutschlandtourismus boomt, die Gäste sehnen sich danach rauszukommen. Das spüren wir auch bei uns in Emmerich. Die Buchungslage ist sehr gut“, sagt Tourismus-Chefin Dr. Manon Loock-Braun. Es sei aktuell sehr schwierig, noch freie Zimmer in der Stadt zu bekommen. Sowohl Feriengäste als auch Monteure haben sich in die Ferienwohnungen eingebucht.

Christel (links) und Laura Lechner stellen ihre Alltagsmenschen in Rees aus.
Christel (links) und Laura Lechner stellen ihre Alltagsmenschen in Rees aus. © FUNKE Foto Services | Sabine Stein

Am Donnerstag, 6. April, wird die Saison an der Rheinpromenade eröffnet, der Beginn am Barfuß- und Naturerlebnispfad Hochelten ist bereits gemacht. „Wir erwarten eine gute touristische Saison“, sagt Loock-Braun. „Allerdings brauchen Gastronomie und Hotellerie Personal, um die vielen Aufgaben abzuarbeiten.“

Alltagsmenschen als Publikumsmagneten in Rees

Mit der neuen Ausstellung der Alltagsmenschen hat Rees seit vergangener Woche einen echten Publikumsmagneten. „Die Leute strömen durch die Stadt, deshalb ist die Stimmungslage top“, meint Stadtsprecher Jörn Franken. Der städtische Wohnmobilstellplatz an der Ebentalstraße war am Mittwoch mit 16 Fahrzeugen zunächst komplett belegt. Wegen der trockenen Witterung konnten im Laufe des Tages dann auch die übrigen 30 Stellplätze freigegeben werden.

Seit November des vergangenen Jahres betreiben Thomas Welling und Tatjana Baumann auf dem Ketelwaldhof in Kleve-Reichswalde vier Ferienwohnungen, die in den gesamten Osterferien belegt sind. „Unsere Gäste schätzen das Ländliche, die Möglichkeiten in Kleve und die Nähe zu den Niederlanden“, erzählt Tatjana Baumann. Dass die Gastgeber in einer Wohnung auch einen Hund erlauben, kommt ebenfalls gut an.

>> Mehr als 47.000 Übernachtungen im Januar 2023

Die Wirtschaftsförderung Kreis Kleve schätzt die Stimmung in der Tourismusbranche als „verhalten positiv“ ein. Für den Januar 2023 wurden 47.628 Übernachtungen im Kreis Kleve gezählt – 11,4 Prozent mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019 und sogar ein Zuwachs von 33,4 Prozent gegenüber 2022. In die offizielle Statistik fließen Daten aus Beherbergungsbetrieben inklusive Campingplätzen mit mindestens zehn Betten bzw. Stellplätzen ein.

Auch die Buchungslage für die Osterferien sei „sehr gut. Dennoch muss natürlich auch die Tourismusbranche die Energiekrise, das Thema Personalmangel und die steigende Inflationsrate im Auge behalten“, sagt Irina Tönnißen, Leiterin des Tourismusmanagement.

Im Jahr 2022 lagen die Übernachtungszahlen im Kreis Kleve noch um 4,4 Prozent unter den Zahlen von 2019, allerdings mit plus 52,1 Prozent auch deutlich über den Zahlen von 2021. „Betrachten wir nur die Sommer-Monate Juli und August, konnten wir im Kreis Kleve in 2022 auch erstmals wieder Übernachtungszahlen erreichen, die die Zahlen aus 2019 übertroffen haben. Dies unterstreicht unsere Hoffnung, dass wir in 2023 zur Normalität zurückkehren dürfen“, so Irina Tönnißen.