Kleve. Der Tiergarten Kleve stellt einen neuen Besucherrekord auf. Wie sich die Anlage 2024 verändert und warum der Leiter von der Stadt enttäuscht ist.
Martin Polotzek sprüht vor Energie und Ideen. Seit er 2021 die Leitung des Klever Tiergartens übernommen hat, bekommt die Anlage nach und nach ein ganz neues Gesicht. Einen Masterplan stellte der aus Österreich gekommene ausgebildete Tierarzt zusammen mit seinem Team auf. Stück für Stück setzt er das vor gut einem Jahr vorgestellte Konzept um, den Tiergarten zum modernen Natur- und Artenschutzzentrum zu entwickeln. Bei einem Rundgang zeigte er jetzt die Fortschritte der aktuellen Bauprojekte und warf einen Blick auf die zu Ende gehende Saison 2023.
„Ich glaube, dieses Jahr war das bislang erfolgreichste des Klever Tiergartens“, startete Polotzek gleich mit einem Superlativ. Zwischen dem 1. Januar und dem 12. November seien 130.000 Gäste in den Tiergarten gekommen. „Ende des Jahres werden es vermutlich 140.000 sein“, zeigt er sich optimistisch. Zum Vergleich: 2022 kamen 129.000 Besucherinnen und Besucher, vor Corona und auch in den Jahren zuvor waren es nie mehr als 80.000. „Diese Entwicklung festigt unsere Stellung als wichtigste Freizeiteinrichtung der Stadt“, sagt der junge Tiergartenleiter selbstbewusst.
Neue Trampeltieranlage wird dreimal größer als bisher
Seit seiner Eröffnung im April habe sich der erste integrative Abenteuer-Spielplatz Playmore Fantasy schnell zum Besuchermagneten entwickelt. Zu den weiteren Projekten in diesem Jahr – sie alle sind Teil des 42 Projekte umfassenden Masterplans – gehörten die Eröffnung der Affenanlage und der Anlage für Baumstachler und Stinktiere.
Für das kommende Jahr hat sich der Tiergarten erneut viel vorgenommen. Martin Polotzek stellte in der ebenfalls fast fertigen, neuen Futterküche die Pläne für den Neubau der Trampeltieranlage vor. Für die Kosten von rund 350.000 Euro habe man Förderanträge gestellt, berichtete er. Gebaut werden soll das 1000 Quadratmeter große Gehege unter anderem mit einem Wasserlauf, Unterständen und zusätzlichem Stall. Das neue Zuhause der Tiere wäre dann etwa dreimal so groß wie aktuell und soll in 2024 errichtet werden.
Neue Futterküche und begehbare Anlage für Präriehunde
Die neue Futterküche selbst entsteht in einer dafür kernsanierten ehemaligen Scheune und wird mit einer Solaranlage ausgestattet. Möglich geworden ist dies durch die Unterstützung der Zevens-Stiftung. „Hier steckt viel Eigenleistung unserer Handwerker drin“, freute sich Polotzek. Zukünftig bietet die Futterküche mehr Platz, um den Anforderungen des veränderten Tierbestands und den aktuellen Standards der Tierhaltung gerecht werden zu können. Schließlich freuen sich neu im Tiergarten eingezogene Exoten wie das Gürteltier über einen Brei aus Obst, Gemüse und Magerquark. Hier werden auch Kartoffeln gekocht, damit sie für die Tiere bekömmlicher sind. „In Betrieb nehmen wir die neue Küche zum Jahreswechsel“, plant der Tiergartenleiter.
Weit gediehen ist auch das nächste Projekt, die begehbare Anlage für die Präriehunde. „Wir wollen damit die Nähe zum Tier fördern“, erklärt Polotzek. Auch das sei Teil des Masterplans. Zunächst 30 der putzigen Tiere sollen zum Saisonbeginn in das „Westernhaus“ einziehen. Geplant hat Polotzek die Haltung von insgesamt rund 100 der aus Nordamerika stammenden Erdhörnchen. Gefördert wird der einer verlassenen Westernstadt nachempfundene Bau von der Kisters-Stiftung und dem Land NRW. Auch hier brachten Ehrenamtliche und Tiergarten-Handwerker sich ein.
In Kürze entstehen soll dann noch eine Artenschutzecke mit insektenfreundlichen Pflanzen. Der naturnahe Garten ist gemeinsames Projekt mit dem Nabu.
Tiergarten hat 450.000 Euro an Betriebskostenzuschuss beantragt
Der Tiergartenchef weist darauf hin, dass er zudem eine Erhöhung des Betriebskostenzuschusses seitens der Stadt Kleve beantragt habe. „Wir haben aktuell Kosten von 1,3 Millionen Euro“, so Polotzek. Für das kommende Jahr rechnet er mit 1,8 Millionen und verweist auf die gestiegene Qualität der Anlage. Die Stadt unterstützt den Tiergarten derzeit mit 150.000 Euro im Jahr. Beantragt habe er 450.000 Euro. „Ich bin froh, dass ich diesen Antrag stellen konnte.“
Enttäuscht zeigte er sich mit Blick auf die Planungen der Stadt für eine Bewerbung um die Landesgartenschau 2029 in Kleve. „Wir würden uns als Tiergarten gerne einbringen“, betont Polotzek, „bei den Vorgesprächen aber werden wir nicht mal erwähnt.“ Zoos wie zum Beispiel der Park in Mannheim hätten im Zug der Landesgartenschau eine neue Pinguinanlage gebaut, in Kamp-Lintfort sei er durch die Schau erst eingerichtet worden.
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