Emmerich. Was die Stadt Emmerich von der Katholischen Kirche unterscheidet: Eine pointierter Blick auf das Stadtgeschehen zum Jahreswechsel.
In Emmerich gibt es viele Baustellen. Und das ist nicht im übertragenen Sinne gemeint, sondern ganz wortwörtlich. Aktuell scheint Emmerich die Stadt der 1000 Kräne zu sein. Gut, das ist übertrieben. Aber es ist auffällig, dass zurzeit an vielen Ecken Neues entsteht.
Das ist ein gutes Zeichen. Etwa beim Neumarkt. Endlich geschieht etwas. Nichtsdestotrotz darf an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass es noch zum Jahreswechsel 2018/2019 hieß, die Eröffnung des Komplexes muss bis Mai 2020 über die Bühne gegangen sein.
Terminvorgabe nicht gehalten
Schwamm drüber, dass auch diese Terminvorgabe erneut nicht eingehalten wurde. Der Fokus des öffentlichen Interesses richtet sich eh nicht mehr so stark auf den Neumarkt. Warten wir mal ab, wann dort wirklich das erste Mal Einkaufswagen durch die Gänge eines Supermarktes geschoben werden.
Dauergast auf dem Kasernengelände
Bürgermeister Peter Hinze wurde in 2020 nicht nur in seinem Amt bestätigt, sondern er war auch beinahe Dauergast auf dem ehemaligen Kasernengelände. Dort die Übergabe der Baugenehmigung, da ein erster offizieller Spatenstich. Es geht voran. Die sukzessive Erschließung des Areals ist ein gutes Beispiel für eine gelungene Umsetzung eines städtebaulichen Projekts.
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Ob die Umsetzung aus architektonischer Sicht als gelungen bewertet werden muss, wird wohl erst die Zeit zeigen.
Während die Katholische Kirche ihren Immobilienbesitz nach und nach verringert, geht die Stadt Emmerich genau den umgekehrten Weg. Die städtische Erschließungsgesellschaft (EGE) hat sich in diesem Jahr unter anderem das Bahnhofsgebäude gesichert.
Schandfleck Bahnhof wird angegangen
Mit der anstehenden Sanierung könnte ein großer Schandfleck verschwinden. Neben dem Bahnhof ist die EGE an weiteren Objekten dran. Die finanziellen Mittel sind vorhanden. Dass in der Gesamtgemengelage ein langer Atem benötigt wird, steht außer Frage. Aber schon jetzt sollte klar sein, dass der permanente Immobilienbesitz der Stadt nicht bis ins Uferlose aufgebläht werden kann.
Neubau für die Gesamtschule
Eine besonders große Investition (circa 18 Millionen Euro) tätigt die Stadt in den Neubau eines Gebäudes für die Gesamtschule. Der Standort darf im Übrigen ruhig als eine Art Signalwirkung für die Innenstadt aufgefasst werden. Der latent aufkommende Wunsch einer zugegebenermaßen kleinen Gruppe von Unterstützern nach einer Wiederbelebung einer Realschule kann damit hingegen endgültig ad acta gelegt werden.
Bekenntnis zum Standort Emmerich
Ein ganz starkes Bekenntnis zum Standort Emmerich drückte zuletzt die heimische Wirtschaft aus. Mit Investitionen in Millionenhöhe. Katjes steckt rund 25 Millionen Euro in ein neues Werk, Probat gar 40 Millionen Euro in die Produktion. Das Krankenhaus als wichtiger Arbeitgeber hat ebenfalls umfangreiche Sanierungsmaßnahmen angekündigt - um nur einige positive Schlagzeilen der vergangenen zwölf Monate zu nennen.
Freilich hat jede Medaille auch eine zweite Seite: Wenn Wirtschaftsunternehmen Investitionen tätigen, bedeutet dies, dass die Einnahmen aus der Gewerbesteuer für den städtischen Haushalt nicht mehr so sprudeln wie bisher.
Kaum Hoffnung auf europäische Lösung
Die Ausbeutung der Leiharbeiter und ihre - vorsichtig ausgedrückt - prekären Wohnverhältnisse drangen in der Corona-Pandemie an eine breitere Öffentlichkeit. Durch die Nähe zur niederländischen Grenze ist das Thema in Emmerich schon viel länger präsent. Natürlich gibt es Ansätze, die Problematik auf politischem Wege zu lösen. Doch Uitzendbureaus und weitere Profiteure des Status quo spielen auf Zeit.
Die Hoffnung auf eine paneuropäische Lösung wird sich kaum erfüllen. So unterschiedlich die Verhältnisse auf dem alten Kontinent sind, so unterschiedlich wird auch die Problematik rund um das Schindludertreiben mit Werksverträgen betrachtet.
Sorge um die Geschäftswelt und die Gastronomie
Die Sorge um die Geschäftswelt und die Gastronomie ist in Emmerich besonders präsent. Das hat nicht zuletzt das Bürgerbarometer der NRZ gezeigt. Verlorene Kaufkraft zurückzuholen, ist eine Mammutaufgabe. Allein mit der optischen Aufwertung der Stadt durch Sanierung von einzelnen Objekten oder Plätzen und Straßen ist es nicht getan.
Es gibt also weiterhin eine große Anzahl an Baustellen in Emmerich, die im Jahr 2021 abgearbeitet werden müssen. Und das kann gerne auch im übertragenen Sinne aufgefasst werden.